Kapitel 5: Mein Weihnachten

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Pov Elsa
Mein Vater gab mir Handschuhe: „Diese Handschuhe werden dir helfen. So kann es keiner sehen", fing Papa an. „Und ich es nicht mehr fühlen", sprach ich weiter. „Du musst es in dein Herz einschließen", vollendeten Papa und ich den Satz immer gemeinsam. Es waren nun schon ein paar Jahre vergangen seit dem Unfall. Es gab mir Mut, dass ich nicht ganz alleine war, so wie ich mich zu anfang gefühlt hatte. Meine Eltern standen immer hinter mir. Als ich jedoch älter wurde, bekam ich mehr und mehr Angst die Leute um mich herum zu verletzten, da meine Kräfte immer stärker wurden. Alles, was ich anfasste, bekam eine Eisschicht. Die Handschuhe halfen mir zwar, aber ohne sie kam ich nie weit. Ich fing an mich nur noch in meinem Zimmer aufzuhalten und übte daran meine Fähigkeiten zu kontrollieren. Aber meine ständige Angst davor, dass es schlimmer werden könnte, wenn ich sie benutzte, hinderte mich daran, sie überhaupt anzuwenden. Ich dachte immer wieder an Jack, er hatte fast die selbem Kräfte, wie ich. Jedoch waren sie nicht an seine Emotionen gebunden, zumindest nicht so stark wie bei mir. Dennoch half es, dass ich mich nicht alleine fühlte.

„Okay, versuch es nochmal", sagte er. Er stand vor mir und schaute mich zuversichtlich an. „Okay", antwortete ich entschlossen. Jack stellte sich hinter mich. „Okay, konzentrier dich, du willst den Punkt treffen", flüsterte er mir ins Ohr. Ich fokussierte den roten Punkt an der Wand, den er aufgezeichnet hatte und den ich jetzt mit meiner Magie gezielt verdecken sollte. „Okay, puh, ich schaff das", sagte ich mir immer wieder. Irgendwann legte langsam und ruhig Jack seine großen Hände auf meine Schultern. Die Berührung zeigte mir, wie angespannt ich war. Langsam fing ich an, mich zu beruhigen, und atmete einmal tief durch. Dann kam ein Eisblitz aus meinen Händen geschossen, direkt auf den roten Punkt, der jetzt hinter dem Eis nicht mehr zu sehen war. Ich starrte den Punkt an, den ich vorher noch angezielt hatte. „Hab ich es geschafft?", fragte ich irgendwann und schaute Jack neben mir an. Er hatte sein schiefes Lächeln aufgesetzt und schaute mich nur an. „Oh mein Gott", schrie ich plötzlich aufgeregt. „Ich hab es wirklich geschafft", ich sprang auf und ab und irgendwann fiel ich Jack um den Hals und drückte ihn fest an mich. Er erwiderte meine Umarmung. Dann löste ich mich schließlich von ihm und schaute verlegen zu Boden. „Ja ähm und jetzt?", fragte ich dann, ohne zu wissen, weshalb ich diese Frage stellte. „Wie und jetzt? Das war der Wahnsinn, Elsa. Du hast echt einen riesen Schritt heute gemacht", antwortete er stolz und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Ich lächelte verlegen: „Danke." „Wir versuchen es gleich nochmal", er ging zur Wand und malte wieder einen Punkt drauf. Als er hinter mir stand, sagte er wieder in seinem ruhigen Tonfall, der mir so guttat: „Okay und jetzt mach es nochmal, genauso wie vorhin." Ich stellte mich wieder vor die Wand, hob meine Hände und zielte. Die Magie schoss, wie vorher gezielt aus meinen Händen. Ich hatte es wieder geschafft. An dem Tag konnte ich nicht mehr aufhören zu lächeln. Ich hatte einen Lichtblick, der meine Zukunft ein klein wenig aufhellte.

Ich war inzwischen 17 Jahre alt und es war der Weihnachtsabend. Anna klopfte an meine Zimmertür und schob ein Geschenk durch den unteren Spalt meiner Tür. Es war ein selbst gemachter Olaf aus Stroh. Sie hatte sich eine Tradition angewöhnt, jedes Jahr schob Anna eine Kleinigkeit, die sie für mich gemacht hatte, unter meine Tür. Eine Karte, ein gemaltes Bild oder wie heute ein selbstgemachter Olaf. Ich stellte mich an die Tür und hielt meine Hand dagegen und flüsterte: „Danke." Ich wusste nicht, was meine kleine Schwester auf der anderen Seite machte, aber ich stellte mir immer vor, dass sie dasselbe tat wie ich. Dann setzte ich mich ans Fenster und beobachtete, wie die Lichterketten nach und nach in der angehenden Dunkelheit, anfingen zu leuchten und das ganze Dorf zum Glitzern brachten. Klopf, klopf. Ich zuckte zusammen, sah dann aber Jack am Fenster und entspannte mich wieder. Ich lächelte ihn an und gab ihm ein Zeichen, dass er rein kommen konnte. Dann verschwand er und kurze Zeit später stand er hinter mir in meinem Zimmer. Da die Fenster bei uns in den Schlafzimmern nicht aufgingen, musste er immer durchs ganze Schloss fliegen, um irgendwann rein kommen zu können. „Frohe Weihnachten", wünschte er mir. Ich lächelte ihn an: „Dankeschön, das wünsche ich dir auch." Wir setzten uns auf mein Bett und redeten. Er erzählte mir von seiner Heimat und dem Weihnachtsmann North, wo er immer wieder Einbruchversuche gemacht hatte aber auch dieses Jahr noch keinen Erfolg, damit gehabt hatte. Dann redeten wir noch über meine Familie und wie schade ich es fand, nicht zusammen mit der Familie feiern zu können. Diese Zeit war immer besonders schwer für mich, aber Jack verließ an dem Abend nicht meine Seite, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Irgendwann schlief ich mit einem wohligen Gefühl und einem Lächeln auf dem Gesicht ein. Am nächsten Morgen war Jack jedoch nicht mehr da. Es überkam mich sofort wieder die Einsamkeit, aber ich hatte schon gelernt, damit umzugehen. Ich lenkte mich ab, indem ich an den vorherigen Abend dachte.

Irgendwann klopfte es an meiner Zimmertür und meine Eltern betraten den Raum. „Frohe Weihnachten, Schatz", sagte Mama und meine beiden Eltern lächelten mich an. Sie gingen langsam auf mich zu, als sie nur noch ein Meter uns trente, ging ich einen Schritt zurück. „Bitte, nicht näher", hielt ich sie mit Handzeichen und traurigem Blick auf. Meiner Mutter sah ich den innerlichen Schmerz an, den ich ihr damit antat. Aber meine Angst überwieg, wie immer, jemanden zu verletzten. „Ich wünsche euch auch, frohe Weihnachten", gab ich schließlich mit einem bemühten Lächeln zurück. „Wo ist Anna?", fragte ich schließlich. „Sie zeigt den Dienstmädchen ihre neuen Sachen." „Das ist schön", ich musste lächeln. Ich konnte mir gut vorstellen, wie aufgeregt Anna um unsere Bediensteten rumlief und ihnen alles zeigte. „Wir haben auch was für dich", sagte mein Vater, meine Mutter übergab mir ein kleines Paket. Ich nahm es vorsichtig in die Hand darauf konzentriert, meine Kräfte zu unterdrücken. Als ich das kleine Geschenk sicher in meiner Hand hielt, entfernte ich das Geschenkpapier. Es war eine kleine Box, ich öffnete sie und sie beinhaltete eine blaue schimmernde Brosche. Sie war wunderschön, ich schaute meine Eltern dankbar an. „Danke, sie ist wunderschön", sagte ich und kämpfe gegen den Drang an, die beiden in meine Arme zu schließen.
Wenn ich alleine in meinem Zimmer war, konnte ich mich irgendwie davon ablenken von meiner Familie so distanziert zu leben. Aber wenn sie direkt vor mir standen, fiel es mir sehr schwer, die Distanz aufrecht zu erhalten. Das Einzige was mich durchhalten ließ, in solchen Momente war, der Gedanke alle um mich rum damit beschützen zu können.

Es war nicht leicht für mich, ich musste meine Kräfte im Alltag immer angestrengt unterdrücken. Die schlimmste Zeit war, wenn ich mal aus meinem Zimmer raus gehen musste, ob nun was zu essen oder zu duschen. Jedes Mal fühlte ich mich wie, jemand fremdes in meinem eigenen Zuhause, ich hatte Angst Bedienstete zutreffen, die nichts von meinen Kräften wussten und mir helfen wollten oder die traurigen Blicke meiner Eltern aber am meisten hatte ich Angst davor Anna anzutreffen. Ich konnte es nicht ertragen sie zu sehen und dann nicht mit ihr reden zu können. Als ich an diesem Weihnachtsmorgen ins Badezimmer, nebenan gehen wollte, schaute ich vorsichtig in den Flur. Alles war frei, ich ging aus meinem Zimmer und gezielt zum Nebenraum. Plötzlich hörte ich eine Stimme, die mich zusammen zucken ließ: „Elsa?" Ich erstarrte und bewegte meinen Kopf langsam in die Richtung, wo ich die Stimme wahrgenommen hatte. Anna. Sie stand am Ende des Flures ungefähr fünf Meter von mir entfernt, sie war ebenfalls wie erstarrt und hatte seit meinem Namen auch nichts wieder gesagt. Ich bekam kein Wort heraus, auch wenn mein Inneres ihr am liebsten alles erzählt hätte. Irgendwann fand ich mich wieder, wendete meinen Blick ab und verschwand hinter der nächsten Tür. Ich machte kein Licht an und hielt die Luft an, Angst davor das, Anna klopfen würde. Ich sah am Licht das durch den Türspalt drang, die Schatten von zwei Füßen. Sie stand vor der Tür. Bitte nicht Anna. Ich kann das heute nicht ertragen, dich abzuweisen. Schließlich verschwanden die Schatten wieder ohne ein Klopfen, ohne eine Frage, da war nichts. Ich lehnte mich gegen die Tür und rutsche mit dem Rücken hinunter auf den Boden und weinte. Wie gesagt, Weihnachten war eine schwere Zeit für mich. Nachdem ich fertig war im Badezimmer, meine Handschuhe angezogen hatte. Verließ ich vorsichtig den Raum und huschte wieder in mein sicheres Zimmer. Ich setze mich aufs Bett, nahm Annas selbstgemachten Olaf in die Hand und drückte ihn an mich.

A Jelsa Fanfiction - The first FrostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt