Kapitel 2

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Als der Zug endlich ankam und wir einstiegen, nahmen meine Backen wieder eine normale Farbe an. Er war in einem anderen Teil des Zuges eingestiegen. Das war gut so.  Laut der Beschreibung von Ella müsste ich beim Piccadilly Circus aussteigen. Die Universität würde ich dann gleich sehen. Der Zug kam an. Ich stieg aus, aber auch der Mann stieg aus. 

Vielleicht war er ja auch ein Student. Ich blieb stehen um zu sehen, wohin er lief. Meine Vermutung bestätigte sich, denn er lief direkt zur Uni. Ich lief langsam hinter ihm her. Er schien mich nicht zu bemerken.

POV Erik

Wie immer war ich zu früh an der U-Bahn Station. Neues Jahr, neue Chance mit mein Noten gut anzufangen. Es war Sonntag und ich musste mich noch unbedingt beim Campus anmelden, damit ich noch ein Zimmer  bekam. Gedankenlos scrollte ich durch Instagram. Hier und da warf ich noch einen Blick von meinem Handy um zu sehen, ob irgendwelche Menschen sich auch noch am Sonntag Morgen aus dem Bett zwingen mussten. Doch da waren nur Kultleader, Bettler und die üblichen Britannischen Mädchen, die denken, sie hätten eine Ahnung von Make-Up.

Ich blickte auf und sah einen jungen Mann, wie er mich anstarrte. Sein Blick wanderte langsam von meinen Füssen bis zu meinen Schultern. Als er merkte, dass er erwischt wurde, wich er erschrocken seinen Blick von mir. Seine Backen wurden rot. Ich musste schmunzeln. Er hatte eine unschuldige Aura. Er sah wie ein Student aus. Ich wandte meine Blicke wieder meinem Handy zu. Die U-Bahn kam und wir stiegen ein. 

Als ich ein Piccadilly Circus ausstieg, überkamen mich alle Gefühle vom ersten Tag an der Uni. Ich atmete die schwüle Luft ein, stiess sie aus und begab mich auf den Weg in Richtung Uni, die gleich vor der U-Bahn Station stand. Die alte, jedoch ästhetisch schöne Uni. Sie war vielleicht alt, aber im Inneren ziemlich modern.
Ich sah von der Flanke aus, dass der junge Student tatsächlich ein Student war, denn er schien auch auf den Campus zu wollen. Ich musste wieder grinsen. Das wird ein spannendes Jahr. Fuck, das durfte nicht passieren. Ich muss mich auf meine Noten konzentrieren, mein Liebesleben war jetzt nicht wichtig. Sonst muss ich wieder das Jahr wiederholen. Es wird mir nichts in den Weg kommen. Naja, ob ich mir das wirklich glaube ...

POV Isaak:

Ich lief mit ihm in die Uni, die 10 m von der Underground entfernt war. Gleich am Eingang war eine Frau und ein Mann hinter einer Theke. "Hi. Wie kann ich Ihnen helfen?", wurde der Typ von der U-Bahn begrüsst.
"Hi. Mein Name ist Erik Evestone. Ich Studiere Kunst hier. Ich würde gerne ein Zimmer mieten. Hat es noch Zimmer frei?" Er heisst also Erik und ist Kunststudent. Notiert im Handy. "Glücklicherweise sind da noch ein paar frei. Sie bekommen das Zimmer C54. Hier ist Ihr Schlüssel. Der Schlüssel kostet 40 £." Ich sah, wie Erik dem Mann das Geld übergab. "Wenn Sie denn Schlüssel verlieren, kostet es Ihnen 300 £. Passen Sie also gut auf. Ausserdem sollten Sie -" "Ich kenn die Regeln schon, ich bin schon seit drei Jahren hier. Aber danke Ihnen. Einen schönen Tag noch." Ich konnte die Frau nicht richtig hören, aber Erik sprach ziemlich deutlich.

Ich folgte mit meinen Augen jeden einzelnen Schritt, den er machte. Er lief so elegant, so ruhig, zugleich ziemlich stabil und konkret.
"Sind Sie neu hier?", fragte mich die Frau. Jetzt begriff ich, dass ich mitten im Gang einfach dastand und mit offenem Mund auf das Treppenhaus starrte. "Eh, ja. Ich bin Austauschstudent." "Dann bitte ich Sie kurz dieses Formula auszufüllen. Ihre Zimmernummer lautet C55. Hier ihr Schlüssel. Das wären dann 40 £. Keine Sorge, das kostet hier jeden 40 £." Ich füllte schnell das Formular aus, sie erfasste mich auf ihrem Computer, dann gab sie mir ein Blatt mit Informationen zur Universität, bevor sie mich schliesslich in mein Zimmer liess. Es war mein letztes Jahr im Musikstudium. Ich durfte nicht Gefühle für jemanden entwickeln, sonst würde ich mich nicht konzentrieren können. Ich lass das nicht zu. 

Ich lief in mein Zimmer und legte mein Cello auf das schön grosse Bett. Das Badezimmer war ziemlich klein, ich kann aber damit auskommen. Mitten im Zimmer war eine Tür. Sie war verschlossen. Ich versuchte sie mit meinem Schlüssel aufzukriegen. Als sie endlich aufging, war da noch eine Tür. Ich begriff, dass das Zimmer C54 und das Zimmer C55 verbunden waren. 

Jemand klopfte an meine Tür. Als ich sie aufmachte, stand der Typ da, mit seinen perfekten Haaren. Mir ging die Luft weg, meine Backen wurden wieder warm.
"Hi. Ich bin Erik. Falls du es schon gemerkt hast, unsere Zimmer sind verbunden, in meinem ist kein Badezimmer. Du must also diese Tür immer unverschlossen lassen, damit ich das Badezimmer benutzen kann. Hier ist noch meine Nummer, falls etwas ist." Ich stand wie angewurzelt da, mein Mund offen, ich konnte kein Wort sagen, den Zettel umklammernd. "Ich hoffe, wir werden gute Zimmernachbarn." Er lächelte, bevor er wieder in sein Zimmer ging. Seine Backen zeigten Grübchen die ihn umso süsser machten, es war ein Lächeln, was mich fast auch zum lächeln brachte. Dieses Bild, das weiss ich jetzt schon, wird mich sehr viele Nächte kosten, ich werde mich während den Vorlesung höchst wahrscheinlich nicht auf irgendwelche Komponenten der klassischen Musik starren, sondern auf ein leeres Blatt, auf dem sich aus dem Nichts sein Gesicht erscheinen lässt.
Meine Hypothese ergab sich auch schon. Ich stand noch locker fünf Minuten da und konnte nichts mehr bearbeiten in meinem Kopf. "He, was machst du da?", eine besorgte Frauenstimme kam auf mich zu. Vielleicht eine Putzfrau, aber ich hatte keine Zeit zum antworten. Die Tür hatte ich wahrscheinlich offen gelassen. Ich sollte schnell in mein Zimmer verschwinden. 
Ich ging zu der Tür, die mein und sein Zimmer verband, und drehte langsam das Schloss um. Er konnte ab jetzt jeden Moment in mein Zimmer stürmen. Ich darf nichts peinliches machen. Am besten sollte ich immer bereit sein. Ich will ja nicht, dass er mich in peinlicher Kleidung mit zerzausten Haaren sieht und sich ein falsche Bild macht. Nein, nein wieso auch? 
Nein, ich darf mich nicht auf ihn konzentrieren, es ist mir egal was er von mir denkt. Ausserdem, ich hab ihn erst vor einer halben Stunde kennengelernt. Vielleicht ist er ja ein Mörder, der seine Opfer als Statuen benutzt, damit er dann eine Anatomiestudie an ihnen durchführen konnte. Wirklich Isaak? Nein, ich lasse das nicht zu, ich liebe nur mein Cello.

Ach wenn das doch nur die Wahrheit sein könnte.

Ich legte mein Cello auf meinem Stuhl und mich legte ich auf das Bett. Ich weiss nicht, ob es am Wechsel vom Wetter, an meinem Jetlag oder an der Astrologie liegt, aber ich könnte einen Winterschlaf halten. Meine Augen schlossen sich langsam, immer mehr ... Nein ich musste mich auf Montag vorbereiten ... nicht jetzt, eine Runde Schlaf schadet mir nicht ... nur ein bisschen ... nur ganz schnell ...

Ein warmer, feuchter Duftweckte mich. Ich sprang auf, meine Haare zeigten auf jeden der sieben Kontinente und erfanden sogar noch ein paar mehr Kontinent, auf die sie wie Wegweiser zeigten. Ich riss meinen Blick auf die Uhr: 8 pm. Shit, ich habe zu viel geschlafen. 
Vom Badezimmer bis zur Türen waren feuchte Fussspuren zu sehen. Er war hier und hat mich und meine Haare gesehen. Toll, bravo. Jetzt bringts eh nichts wach zu bleiben. Ich legte mich wieder hin und schlief wieder ein. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 25, 2022 ⏰

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