Kapitel 10 / London

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Emily's POV

***
Mein Körper fühlt sich so anders an. Schwer. Taub. Kalt. Es war fast als wär es nicht mein Körper. Als hätte ich mir ein Kleidungsstück angezogen, welches viel zu eng sitzt und mir kaum noch Luft zum atmen lässt. Meine Augen, sie fühlen sich ebenfalls so schwer an und ich schaffe es nicht genug Kraft aufzubringen, um sie zu öffnen. Ich kämpfe gegen die Müdigkeit an, die mich wie ein Schatten umgibt. Was geschieht hier bloß?

Endlich schaff ich es meine Augen zumindest einen Spalt zu öffnen. Mein Blick schweift durch den leeren Raum in dem ich mich befinde. Die Dunkelheit, die diesen Raum einnimmt, erschwert es mir etwas klar erkenne zu können. Lediglich ein schwaches grünes Licht, welches ein Notausgang-Schild in den Raum wirft, erhellt diesen kalten Ort ein wenig. Ich kann nichts erkennen. Der dunkelbraune Laminatboden wirkt so steril und gereinigt, dass sich darauf wohl kein Staubkorn befindet. Die Wände sind schlicht weiß gestrichen. Keine Bilder, keine Deko, die irgendwelche Informationen darauf geben, wo ich mich hier befinde. Gegenüber von mir, am anderen Ende des Zimmers befinden sich zwei Türen, von denen aus das grüne Licht in den Raum strahlt. Ich kämpfe immer noch mit meiner Müdigkeit und mein Körper ist mir keine große Hilfe dabei, diesen Kampf zu gewinnen. Wo bin ich?

Hinzu kommt ein stechender Schmerz der von meinen Handgelenken aus geht. Ich versuche meine Hände zu bewegen, doch in meiner derzeitigen Verfassung ist selbst das zu anstrengend. Meine Gedanken kann ich nicht klar ordnen, viel zu viele Fragen gehen mir durch den Kopf. Langsam blicke ich an mir herab. Wie es scheint sitze ich auf einem Holzstuhl. Ich merke, dass meine Arme hinter meinem Körper zusammengebunden wurden. Meine Handgelenke schmerzen also von dem Seil, das dazu benutzt wurde, mich hier festzubinden.  Wer tut mir das an?

Langsam komme ich immer mehr zu Bewusstsein und fange an zu verstehen, in was für einer Lage ich mich befinde. Jemand hatte mich entführt und hier an diesen Ort gebracht, nur um mich dann an diesen Stuhl zu fesseln. Aber wieso wurde ich hier her gebracht? Wieso werde ich hier festgehalten? Wer würde mir sowas antun?
Plötzlich höre ich das Geräusch eines Schlüssels, der in das Schloss einer der beiden Türen gesteckte wird. Gleich würde ich endlich Antworten auf meine Fragen bekommen. Die Tür wird grob aufgetreten und eine Person betritt den Raum. Der Statur nach zu urteilen handelt es sich um einen Mann. Ich sehe ihn an, doch sein Gesicht scheint verschwommen zu sein. Ich kann die Konturen erkennen und doch scheint es als würde ich gleichzeitig absolut nichts erkennen. Die Dunkelheit des Raumes verdeckt sein Gesicht und meine Augen fühlen sich von einem Moment auf den anderen wieder so unendlich schwer an, als ob ich schlafen würde und sie einfach nicht öffnen kann, egal wie sehr ich mich auch anstrenge.

Ohne ein Wort zu sagen, kommt die dunkle Gestalt des Mannes näher auf mich zu. Kurz vor mir bleibt er stehen und bückt sich zu mir runter. Diesmal schließe ich meine Augen vor Angst und kämpfe nicht dagegen an sie offen zu halten. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken runter und ich spüre die Gänsehaut, die sich über meinen ganzen Körper verteilt bildet. Ich spüre seinen kalten Atem auf meinem Gesicht und weiß auch ohne zu sehen, dass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt ist. Es dauert mehrere Atemzüge seinerseits, bis er endlich etwas von sich gibt.

„Emily Capristo," flüstert er und streicht mir dabei eine Strähne aus dem Gesicht. Seine Finger schmerzen auf meiner Haut, weil sie kalt wie Eis zu sein scheinen. Seine tiefe, raue Stimme bestärkt meine Gänsehaut und ich spüre wie ich ungewollt anfange zu weinen.

„Emily," wiederholt er. „Wie lange habe ich darauf gewartet, dich endlich hier in meiner Gewalt zu haben. Nun gehörst du mir. Und es keiner deiner Freunde da um dich zu retten. Selbst dein Prince Charming kann dich nicht befreien."

Ich bin nicht in der Lage über das Gesagte nachzudenken. Ich kann meine Gedanken noch nicht ordnen und bin mit der Situation völlig überfordert. Was auch immer hier vor sich geht, ich will dass es endet. Ich spüre wie er sich von mir entfernt und anfängt laut zu lachen. Sein Lachen ist so schrill. Er hört sich an wie ein vollkommener Psychopath. Ich öffne wieder meine Augen und sehe, wie er einige Meter von mir entfernt in einer Ecke des Raumes steht. Sein Rücken ist mir zugewandt. Sein Oberkörper ist nach vorne gelehnt und es sieht aus, als würde er da irgendetwas machen, irgendwas vorbereiten. Wenige Sekunden vergehen, ehe er sich wieder aufrichtet und zu mir dreht. Erst jetzt bemerke ich den Tisch in der Ecke. Wieso fiel mir der Tisch nicht schon früher auf? Darauf verteilt befinden sich verschiedene Gegenstände, doch keines davon nimmt mir die Angst und Furcht die ich tief in mir fühle. Im Gegenteil, sie befeuern diese nur noch mehr, denn auf dem Tisch befinden sich Dinge wie verschiedene Messer, Werkzeug, Spritzen und andere die ich nicht genauer definieren kann. Vom Tisch aus wandert mein Blick auf den Mann, der ein Messer in seiner rechten Hand hält und entschlossen auf mich zu kommt. Ich rechne mit dem schlimmsten und male mir aus, wie mich dieser Mann nun foltern wird, bis er mich schließlich umbringt. So, wie ich es in so vielen Horrorfilmen gesehen oder in Büchern gelesen hatte. Nie hätte ich mir jemals vorstellen können, selbst in der Rolle des Opfers zu stecken. Wie war es nur so weit gekommen?

Memories Munich Harry Styles (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt