1. Leati Joe

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Ich atmete tief durch. Mit Jon, besser bekannt als Jon Moxley, früher auch als Irrer verschrien, konnte man einfach nicht vernünftig reden. Als er noch wie ich für die WWE arbeitete, war der Umgang mit ihm sehr viel einfacher. Ich könnte zwar Colby, besser bekannt als der Architekt bzw. Seth Rollins, um Hilfe bitten. Doch ich bezweifelte stark, dass er da wirklich helfen könnte, denn er war erst vor einem Jahr Vater einer wunderschönen Tochter geworden. Natürlich wollte er seine Zeit deshalb lieber mit seiner Frau Becky und der kleinen Roux verbringen. Jon war wirklich eine Nummer für sich. Doch wir hatten seit seiner Zeit bei WWE einen Freundschafts-Deal, der für beide Seiten von Vorteil war. Seine derzeitige Situation bereitete mir aber große Sorgen in Bezug auf diesen Deal.

Damals war Jon schon mit Renee zusammen, Colby hatte die beiden doch tatsächlich zusammengebracht. Nach meinem heutigen Wissensstand war das ein gewaltiger Fehler. Sie hatte meinen Freund nie verstanden und es auch gar nicht erst versucht. Während Colby und ich mit Becky und Galina zwei Frauen an unserer Seite hatten, denen wir zu hundert Prozent vertrauen und unser Leben anvertrauen konnten. Ich hätte Jon nie gesagt, dass Renee nicht gut für ihn wäre. Dieses Recht würde ich mir nie herausnehmen, selbst wenn er es mir gestatten würde. Ich würde meinen beiden besten Freunden, Colby und Jon, mein Leben und meine Familie anvertrauen. Genau deshalb gab es auch den Deal zwischen uns. Ich konnte mich noch sehr gut an den Moment erinnern, als meine kleine Schwester Sara mir erzählte, dass sie Medizin studieren möchte. Aber das war ja auch nichts, was so verwerflich gewesen wäre. Nein, ich war mega stolz. Doch da hatte sie mir auch noch nicht gebeichtet, wo sie das tun wolle. Ausgerechnet in der Stadt der Sünde. Las Vegas. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich ganze zehn Minuten sprachlos. Galina tippte mich nur an, aus Angst, dass ich jeden Moment ausflippen könnte. Meine Söhne waren bei dieser peinlichen Situation Gott sei Dank nicht anwesend.

Mein erster zusammenhängender Satz lautete: "Nur über meine Leiche, Sara!"

"Bro, das kannst du nicht machen! Du verbaust mir die ganze Zukunft."

"Kannst du denn nicht in Florida studieren? Mir zuliebe? Bitte!", hatte ich sie flehend angesehen.

Sara war nicht das Kind meiner Mutter, mein Dad hatte einen One Night Stand und dem war auch Saras Existenz zu verdanken. Von ihrer Existenz hatte keiner was gewusst, bis sie mit gerade 16 Jahren unverhofft vor Dads Tür stand. Ihre Mutter war kurz zuvor an Lungenkrebs gestorben. Es stand überhaupt nicht zur Debatte sie wieder wegzuschicken. Meine kleine Schwester, meine kleine Prinzessin, für nichts auf der Welt würde ich sie je wieder hergeben und schon gar nicht mutterseelenallein in die verruchte Stadt lassen.

"Nein, kann ich nicht, Joe! Nevada ist führend auf dem Gebiet der medizinischen Studiengänge in den USA. Die University of Nevada, Las Vegas, University of Medicine ist das Beste, was es im Umkreis gibt."

Seufzend gab ich ihr recht, doch in meinem Kopf machte sich ein Plan breit. Wo wollte sie überhaupt wohnen? In einer dieser Studentenverbindungen etwa? Um Gottes willen, bloß das nicht. Dann hatte sie mich auch noch mit dieser Unschuldsmine angesehen. Sie wusste haargenau, dass ich diesem Blick nie widerstehen konnte. Freches Luder.

"Okay, jetzt pass mal gut auf, Prinzessin. Wie stellst du dir das denn vor? Wo willst du denn wohnen und wovon das alles bezahlen?"

"Bro, ich habe ein Stipendium und wohnen kann ich in einer Verbindung, genau wie du damals. Das hast du mir doch immer erzählt. Ansonsten gehe ich jobben und finanziere mich selbst. Keine Sorge, du musst mir nichts bezahlen."

Oh Mann, warum hatte ich ihr nur davon erzählt? Jetzt hatte ich den Salat.

Sara stand seit ihrer Ankunft in Pensacola Florida unter meinem Schutz, Mom wollte sie nicht bei sich sehen, an die Affäre meines Dads erinnert werden. Das war auch kein Problem für mich.

"Pass auf, Sara, ich habe eine Idee. Folgender Vorschlag: Ich stimme zu, wenn du in keine Verbindung gehst und ich dafür eine Unterkunft für dich finden darf. Einverstanden?!"

"Klar, das klingt super!"

Zum Glück hatte sie nicht gewusst, dass sie bei Jon hatte unterkommen sollen. Sie ist ein großer Fan von ihm. Zumindest war es so, als er noch bei Smackdown war.

Doch jetzt, wo es nun so weit sein sollte, spielte Jon nicht mehr mit. Er hatte weiß Gott viel Mist gerade durchgemacht. Aber er wusste doch auch, wie sehr ich jetzt auf ihn angewiesen war. Ohne die Unterkunft würde sie in eine Verbindung gehen, wo es immerzu nach Sex roch und ich nichts mehr unter meiner Kontrolle haben würde. In einer halben Stunde wollte Sara heimkommen und ich hatte nicht mal eine Alternative zu bieten.

Plötzlich klingelte mein Handy. Jon rief mich an. Vielleicht bestand noch ein kleiner Funken Hoffnung. "Hey Jon, was gibts denn noch?"

"Es tut mir sehr leid, Joe, aber ich wäre zurzeit gar nicht in der Lage auf sie zu achten. Tut mir echt leid."

Seufzend musste ich selbst einsehen, dass er eigentlich recht hatte. Doch mit der Mitleidsnummer könnte es vielleicht doch noch etwas werden. Es war zumindest einen kleinen Versuch wert.

"Schon gut, Bro. Dann wird sie wohl in diese Verbindung gehen müssen. Nur von notgeilen Typen umgeben. Bleibt mir nichts anderes übrig, als sie dorthin gehen zu lassen ..."


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Was meint ihr, wird Jon darauf hereinfallen und sich erweichen lassen?

Liebe Grüße, eure Bia

Happy BirthdayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt