Kapitel 24

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Ohne zu klopfen öffnet Akaashi die viel zu vertraute Tür Nummer 412. Doch wer, oder eher was ihn da erwartet, überrascht ihn. Anstatt Bokuto dort zu finden, liegt ein Brief auf dem ordentlichem Bett. Akaashi versteht nicht warum, doch irgendwie weiß er, dass dieser Brief für ihn bestimmt ist. Also geht er mit schweren Schritten zum Bett und greift zitternd den Brief. Vorsichtig öffnet er den Umschlag und fängt an die Worte zu lesen:

Hallo Akaashi.

Ich denke, du bist verwundert, zu gerne würde ich deinen Gesichtsausdruck sehen. Aber eigentlich auch nicht, denn das ist kein Grund zur Freude. Hör bitte nicht auf zu lesen, egal was passiert. Versprich mir Kumpel, dass du bis zum bitteren Ende durchhälst. Ich habe dir versprochen, immer ehrlich zu dir zu sein und es tut mir Leid, dass ich das nicht war. In der letzten Zeit haben dich alle und vor allem ich, dich belogen. Kuroo, Kenma, deine und meine Eltern, ja, sogar die Krankenschwestern. Es tut mir Leid, dass ich dir das angetan habe, aber ich konnte dir einfach nicht die Wahrheit sagen. Ich hatte oft das Gefühl, dass du es weißt, denn manche Antworten vom Arzt waren total unlogisch, doch du hast alles geglaubt, denn du solltest es glauben.
Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll, ich fühle mich schrecklich. Also, ich hoffe du erinnerst dich noch an die Zeit, bevor ich im Koma lag. Kurz bevor ich zusammengebrochen bin, hat uns doch der Arzt versichert, dass bei mir alles okay sei, nicht? Das hat er gesagt, weil mein Gesundheitszustand sich nicht verändert hat. Als ich ins Koma gefallen bin, haben sie gesagt ich habe einen Tumor nicht? Das haben sie gesagt, weil in meinem Kopf etwas nicht stimmt. Als ich ins "Wachkoma" gefallen bin, haben sie dir gesagt, dass bald alles gut wird nicht? Dass haben sie gesagt, weil ich bald Zuhause bin. Wie du siehst, sind es keine Lügen gewesen, wir haben lediglich die Wahrheit ein wenig verändert. Ich hoffe du verzeist es mir, denn ich werde dir nun die Wahrheit sagen.
Erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen? Wir haben zusammen Volleyball gespielt. Ich habe Volleyball irgendwie nicht wirklich gemocht, weil meine Angriffe immer und immer wieder abgeblockt wurden, doch du hast das verändert. Du weißt von meinen Stimmungsschwankungen und dass ich mich oft in kleinen Ecken versteckt habe. Dass war nicht gespielt, ich komm einfach nicht so gut mit meinen Gefühlen klar. Du kennst die Geschichte von meinem Vater? Vergiss sie, alles war gelogen. Mein Vater ist kurz nach meiner Geburt gestorben, der Mann, der mich zu Volleyball gebracht hat, war der Freund meiner Mutter. Du fragst dich nun bestimmt, warum sie sich so schlecht dir und mir gegenüber verhalten haben. Das war, weil sie Angst hatten, sie wollten nicht wahrhaben, dass ich bald gehen werde.
Nun kommen wir zu dir. Von unserem ersten Treffen bis heute, ich habe gelogen, die ganze Zeit. Ich habe gelogen, weil du mir wichtig bist. Ich habe gelogen, weil ich dich brauche. Du warst der einzige Mensch, der nichts von meiner Krankheit wusste, der einzige, der mich nicht mit Mitleid in den Augen angeguckt hat. Wenn ich einen "Zusammebruch" hatte, dann war das gespielt, damit ich zu meinen Routineuntersuchungen gehen konnte. Wenn ich früher nach Hause musste, oder nicht zum Training durfte, dann weil ich ins Krankenhaus musste.
Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem du den Krankenwagen rufen musstest und ich ins Koma gefallen bin? Dass war ein künstliches Koma, nach einer Operation. Du musst wissen, dass ich eine Lungen Krankheit habe. Ich bin öfters mal beim Sport umgekippt, weil ich übertrieben habe. Nicht ein Mensch, der verstarb, kam als Spender in Frage. Bis zu dem Tag. Ein Junge, etwa in unserem Alter ist gestorben. Seine Lunge war vollkommen okay. Die Ärzte haben sofort alles für die Operation fertig gemacht, es sollte sofort losgehen. Dir erklärten sie, dass ich meine Ruhe brauche, doch während du in der Schule wahrscheinlich verzweifelt bist, wurde mir ein neues Leben ermöglicht. Naja, Anfangs jeden Falls.
Der Mann den du als meinen Vater kennengelernt hast, das war ein Arzt, ein Arzt, der mir meinen Tod erklärte. Mein Körper würde sich gegen die neue Lunge wehren und sie könnten nichts mehr für mich tun, erklärte er mir. Das war gestern.
Was ich dir damit sagen will, Akaashi:
Ich bedanke mich für alles, was du je für mich getan hast. Du warst nie nur ein Freund für mich, du warst mein Bruder und es tut mir Leid, dass wir nicht mehr werden konnten. Du warst der wichtigste Mensch in meinem Leben und du hast mir mehr als die Welt bedeutet. Du bist so ein wundervoller Mensch und ich möchte mich für all das Leid entschuldigen, welches ich dir zugefügt habe. Es war nie meine Absicht, dich zu verletzten, ich wollte jediglich, ein schönes, letztes Jahr auf diesem Planeten verbringen, bevor ich mit der Sonne untergehe.
Letztendlich war alles eine Lüge, vom ersten Sonnenaufgang bis zum letzten Sonnenuntergang.

Vergiss mich nicht Kumpel

"Akaashi, du musst es ihm sagen."
"Bevor es zu spät ist."

Sunset (Bokuaka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt