„Ist es nicht verrückt", begrüßte Maddie mich, während ich darüber nachdachte, dass einfach alles auf dieser Welt verrückt war, wenn man etwas länger darüber nachdachte.
„wie riesengroß dieses Universum ist und wie winzig klein wir sind?" Wir saßen auf und an Konstruktionen, für die wir Bäume fällten und deren Teile wir mit kleinen Metallbolzen zusammenhielten. Wir bauten uns einen überdachten Schutz, den wir mit künstlichen Leuchten erhellten und blickten alle paar Minuten auf ein kleines Display, eine weitere künstliche Leuchte, ohne die wir nicht mehr leben könnten. Und wir nahmen Pflanzen aus der Erde und stellten sie in Plastikgefäße vor die verglasten Lichtöffnungen, um uns in unseren künstlichen Gebilden trotzdem noch der Natur nah fühlen zu können.
„Unser gesamtes Sonnensystem ist nichts weiter als ein Sandkorn verglichen mit der Größe von dem, was uns umgibt", fuhr Maddie fort. Jeder von uns begab sich abends in einen geschlossenen, quaderförmigen Raum, in dem er stundenlang vor der handgroßen, künstlichen Leuchte saß und sich einbildete, er täte etwas Soziales.
„Wir werden niemals in der Lage sein, die Grenzen des Universums zu erreichen. Wir werden niemals verstehen können, was Unendlichkeit bedeutet, im Sinne von Raum, im Sinne von Zeit." Bestimmte Verhaltensweisen, Schallwellen, Gestiken unserer Artgenossen lösten in unseren Gehirnen chemische Reaktionen aus. Sie setzten Botenstoffe frei, wodurch wir Glück oder Wut oder Angst empfanden.
„Weil wir es nicht sind. Weil wir es nie sein werden." Maddie und ich schauten von unseren Tellern auf und unsere Blicke trafen sich, während ich versuchte, die in meinem Gehirn ablaufende chemische Reaktion zu verhindern.
„Naja, genau genommen sind wir unendlich", warf ich ein und registrierte Maddies verwirrten Blick.
„Die Atome, aus denen wir bestehen, existieren seit dem Urknall, seit dem Beginn dieses unendlichen Universums, und sie werden auch sein, wenn wir nicht mehr sind, bis in alle Ewigkeit."
Maddie sagte nichts, weil Worte so lächerlich klein, unbedeutend waren. Wie wir. Ich lächelte, weil mich dieser Gedanke glücklich machte.
„Warum lächelst du jetzt?" Anscheinend hatte Maddie ihre Sprache wiedergefunden.
„Weil wir so klein und unbedeutend sind. Wir können machen, was wir wollen. Es wird nichts bewirken, nichts verändern. Wir bedeuten dem Universum nichts, daher können wir auch nichts Bedeutendes tun. Uns kann einfach alles egal sein."
Ich beobachtete Maddie dabei, wie meine Worte in ihrem Gehirn eine chemische Reaktion auslösten, die sie zum Lächeln brachte. Maddie hatte recht, die Welt war winzig und wir noch viel winziger und wir würden nie das Ende von Raum oder Zeit erreichen, aber vielleicht brauchten wir das auch nicht. Vielleicht reichte das, was es auf der Erde gab, aus, um uns glücklich zu machen. Pizza. Blauwale. Maddie.
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Ist es nicht verrückt?
Short StoryEine Frage, zwei Schüler, hunderte Mittagspausen. Und unzählige Gespräche darüber, wie verrückt diese Welt doch ist.