❆ 13 ❆

284 28 9
                                    

„Wo sind denn eigentlich deine Eltern?", wollte Taehyung wissen und blickte seinen Gegenüber fragend an, während er seinen schweren Kopf auf seiner Hand abstützte.

Es war seit seinem Tränenausbruch um die Stunde vergangen. Er hatte sich mittlerweile gefangen und sah auch wieder ziemlich normal aus, was sein Gesicht, vor allem seine Augen, anging. Sie waren wieder abgeschwollen und die Röte ebenfalls war gewichen.

Jungkook hatte ihm direkt danach Taschentücher gebracht und einen neuen Kakao warm gemacht, den Taehyung dankend angenommen hatte.

Der Schwarzhaarige saß nun aber wiedermal gegenüber vom Fünfundzwanzigjährigen und sah ihn fragend an.

Was war denn das für eine Frage? Wie kam Taehyung überhaupt darauf, ihn das zu fragen? Es gab doch noch so viele andere Dinge — Dinge über Jungkook selbst —, die viel interessanter für ihn sein sollten. Warum also wollte er ausgerechnet wissen, wo seine Eltern waren?

Lag es etwa daran, dass er selbst den mütterlichen Teil früh verloren hatte und wissen wollte, was Mütter anderer erwachsener Kinder in ihrer Freizeit taten? Oder hatte diese Frage überhaupt keine tiefere Intention? Hatte Taehyung sie nur gestellt, um ein weiteres Gespräch aufbauen zu können? Jungkook wusste es wirklich nicht.

„Woher weißt du, dass das Haus meinen Eltern gehört?", kam es daher aus dem Schwarzhaarigen, ohne auf die Frage zu antworten, während er zusah, wie sein Gegenüber seine Beine dichter an sich zog.

Er hatte die Decke mittlerweile an manchen Stellen seines Körpers weggezupft, um seine hohe Körperwärme wieder hinunter zu fahren, indem er kältere Luft auf frei liegende Haut prallen ließ.

Der Braunhaarige war nun derjenige der verwirrt guckte, da er nicht mit so einer Gegenfrage gerechnet hatte. Er lachte kurz auf und wuschelt sich einmal durch sein lockiges Haar (was in Jungkooks Augen göttlich aussah), bevor er zu einer Erklärung ansetzte: „Du wirst in so jungen Jahren doch wohl noch kein eigenes Haus besitzen! Eine kleine Wohnung vielleicht, aber ein ganzes Haus? Das glaubst du doch selbst nicht!"

Es schlich sich nun ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen des Jüngeren, über die er aus Angewohnheit mit seiner Zunge fuhr.

Sein Kopf hatte er, gleich wie der Ältere, auf seiner Hand gestützt, während eins seiner Beine angewinkelt vor ihm auf dem Sofa stand, das andere vom Rand hinunter hing.

„Das weißt du doch gar nicht. Vielleicht wohne ich ja auch einfach bei meinem Sugar Daddy, der jeden Moment nach Hause kommt, um mir den Hintern zu versohlen, weil ich mich mit einem anderen Jungen unterhalten habe. Der sogar in unserem Wohnzimmer sitzt", meinte er, doch bereute es schon beim sagen.

Warum tat er das? Warum sagte er etwas von seinem Sugar Daddy, der überhaupt nicht existierte? Würde er es sich nun mit Taehyung verscherzt haben? Stand er nun als kinky Masochist da, der darauf stand bestraft zu werden? Und vor allem, würde der Zwanzigjährige nun in den Augen des Braunhaarigen als Schwächling dastehen? Dabei war er das komplette Gegenteil. Vielleicht nicht komplett, aber trotzdem war er dominant und nicht unterwürfig. Aber eventuell (Jungkook hoffte inständig, dass es so sein würde) verstand Taehyung ja auch, dass das Ganze lediglich als Spaß und keinesfalls ehrlich gemeint war.

Aber anscheinend hatte dieser es wirklich so aufgefasst, wie Jungkook es gehofft hatte. Denn es dauerte nicht lange, da fing er leicht an zu lachen, während er seinen Gegenüber weiterhin musterte, bevor er auch schon was erwiderte.

„Du willst mir doch nicht sagen, dass du seit Kindesalter einen Sugar Daddy hast, hier mit ihm wohnst und mich daher immer beobachten konntest", meinte er und füllte den großen Raum weiterhin mit seinem bezaubernden Lachen, was der Schwarzhaarige mit Bewunderung in den Augen beobachtete.

Jungkook mochte es, dass der Ältere so schlagfertig war. Es machte Spaß sich mit ihm auf diese Art und Weise zu unterhalten, ohne, dass die Antworten schlaff und direkt zum Ende des Gespräches leiteten. Es war aufregend. Man wusste nicht, was der andere auf das Gesagte erwidern würde, wie er überhaupt reagieren würde. Gefiel es ihm? Stimmte er der Aussage nicht zu? War es in seinen Augen kindisch? Wie dachte er über seinen mitschwingende Selbstkundgabe und vor allem, wie veränderte sich dessen Bild durch das Gesagte im Kopf des anderen. Und am Ende kam immer eine schlagfertige Antwort.

„Wer weiß, vielleicht war es ja auch eine Art Zwangsverkupplung im frühen Alter, damit etwas für meine Eltern dabei rausspringen würde", entgegnete Jungkook noch bevor er aber nur den Kopf schüttelte und den wirklichen Grund offenlegte.

„Jetzt aber mal Spaß beiseite. Sie sind wegen ihrer Silberhochzeit in die Berge gefahren, um Skifahren zu gehen", erklärte er, weshalb Taehyung erstaunt nickte und Jungkook sagte, er solle ihnen doch seine Glückwünsche ausstellen, auch wenn sie ihn nicht wirklich kannten.

Und daraufhin legte sich wiedermal eine lange Stille über sie, die der Ältere damit verbrachte seinen Kakao auszutrinken, während der Schwarzhaarige auf seine spielende Finger blickte.

Jedenfalls solange, bis Taehyung auf einmal wieder das Wort ergriff: „Du bist also schwul?"

———

Hi, gestern kam auch nichts, weil ich Geburtstag hatte und nicht dazu gekommen bin, etwas zu schreiben :( Daher gilt das gleich wie beim letzten Mal: es kommen bald zwei Kapitel.

Snow Flower ⚣𝗄𝗈𝗈𝗄𝗍𝖺𝖾Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt