Zwei Würfel Zucker

Backstage

Laut. Alles war so dröhnend laut. Während alle laut klatschten und schrien, waren meine Augen nur auf meinen Konkurrenten gerichtet. Meine Augen, nun eng zusammengekniffen, analysierten jedes einzelne Detail, was sie entdecken konnten. Seine braunen Haare, die verschwitzen Ansätze von Locken die von Schweiz nur so tropften. Die blauen großen Augen, voller Freude aber auch Erschöpfung. Sein Körper angespannt, einzelne Muskeln die zuckten. Man konnte die Leidenschaft in seiner ganzen Erscheinung erkennen.

Diese Leidenschaft und Liebe war das was mir so Angst macht. Und wieso er so erfolgreich war.

Er grinste über beide Ohren und verbeugte sich. Einige Blumen und Stofftiere wurden auf die Bühne geworfen. Selbst ich konnte mir ein kleines lächeln nicht verkneifen. Ich wünschte ich wäre so gut und bekannt. Aber er hatte mir den ersten Platz in den Charts geklaut. Wieso? Bin ich nicht gut genug? Ich arbeitete doch so hart. Tag und Nacht.

In meinen Gedanken versunken merkte ich den Trubel um mich herum nicht. Alle schien noch mehr zu kreischten. Meinen Namen. Sie schrien alle meinen Namen. Da wurde es mir klar. Natürlich hatte eine Cap herzlich wenig dazu beigetragen nicht erkannt zu werden. Ich blickte mich um, panisch. Shit. Ich drängelte mich los. Nach vorn. Rechts. Links. Ich lief im Zick-Zack, damit keiner mir nachkam, doch das war schwieriger als gedacht.

Aus dem Nichts winkte ein Secruity Mensch mich zu sich. Ob er mich erkannt hatte? Ich beeilte mich so schnell es geht in seine Richtung zu gelangen. "Hier entlang", sagte er zu mir. Ich folgte ihm brav und recht erleichtert, dass ich mich nicht lange in einer Menschenmasse aufhalten musste, die nun Augen für mich hatte. Dabei war das nicht mal mein Konzert. Und ich wollte definitiv nicht die Show stehlen, auch wenn gerade das letzte Lied angestimmt wurde. Er geleitete mich zu einer Couch Backstage. Mittlerweile wusste ich, dass die Secruity angeheuert wurde mich hierhin zu bringen. Offensichtlich.

Das Lied ging langsam zu Ende, derweil ich mein Kaffee, der mir angeboten wurde, trank. Schwarz mit zwei Würfeln Zucker. Wie immer. Die Tür öffnete sich und eine Gestalt betrat den hell beleuchteten Aufenthaltsraum. Er war es. Seine große Figur kam mir immer näher. "Hey!", er lächelte freundlich. Ich schaute ihn erstaunt an als seine raue, heisere Stimme in meine Ohren gelang. Er fuhr fort: "Ich hab gemerkt, dass du etwas Hilfe brauchen könntest. Ich hoffe dir geht's gut? Sie haben dich doch nicht zu sehr belästigt oder?"

"Eh, nein. Danke, alles in Ordnung... Deine Show hat mir echt gefallen", antwortete ich nervös. Die hellen Schweißtröpfchen die sich auf meiner Stirn gebildet hatten, drohten zu kullern. Wieso war ich so nervös? Wenn er den Grund warum ich hier war kennen würde... Vielleicht ist es auch die freundliche Aura, die er ausstrahlte und mich somit gleich in einen unerklärlichen Bann zog. Wir erwiderten beide nichts weiter. Die Sekunden vergingen in Stille. Bis er mir die Hand hinstreckte.

"Ich hab mich offiziell noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Harry Styles", stellte er sich vor, seine Augen nun geschlossen und sein Kopf leicht nach rechts gelehnt. Ich nahm seine Hand und drückte sie leicht.

"Ed. Ed Sheeran"