Ein schrilles Pfeifen, ein leichtes Ruckeln, schon hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt. Gedämpfte Stimmen aus anderen Abteilen drangen an ihr Ohr und Yelena Watson blickte missmutig aus dem Fenster des Hogwarts Express. Ihren miserablen Leistungen und ihrem aufstrebenden Gemüt hatte sie es zu verdanken, dass sie nun hier und auf dem Weg zu der dritten Schule war. Hätte sie sich etwas mehr angestrengt wären die Dinge vielleicht anders gelaufen, doch nun war es bereits zu spät. Seit Jahren spürte sie den Druck der Familie auf sich lasten, was vor allem ihrer Mutter zu zuschreiben war. Sie war an nichts anderem als der perfekten Tochter interessiert. Diese Erkenntnis hatte sie am eigenen Leib erfahren. War etwas nicht perfekt so warf Jenna es einfach weg und vergaß, dass es existierte. Oder eher gesagt sie. Yelenas große Schwester Aeryn. Kaum hatte diese ihre Erwartungen nicht mehr erfüllt, hatte sie sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel und hatte sich einzig und allein um ihre zweite Tochter gekümmert, da aus ihr ja noch etwas werden konnte.
Sie hatte sich gerade in Durmstrang eingewöhnt und hatte endlich etwas von dem Druck vergessen können in dem sie die Familienbande kappte, als ihre Mutter sie schon wieder zur nächsten Schule schickte. Dabei war sich Yelena sicher, dass der ständige Ortswechsel sehr kontraproduktiv auf ihre Entwicklung wirkte. Jeder neue Ort barg neuen Stress in Form von Menschen, Gerüchen, Räumen und Lernmethoden, doch das war Jenna herzlich egal.
Und nun saß sie hier, in einem Abteil mit ihren Schwestern die allesamt ihre Hogwarts Uniform trugen. Die zwölfjährige Luan trug ihre Gryffindor Robe, Florence die vierzehn und damit gerade mal ein Jahr jünger als sie selbst war, war in ihre Hufflepuff Uniform gehüllt, während Aeryn ihre Ravenclaw Robe, die übrigens in einem tadellosen Zustand war, trug.
Sie selbst hatte eine der Uniformen ohne Häuseremblem angezogen und ihren Blick weiterhin aus dem Fenster gerichtet.
Sie spürte wie sich Aeryns Blick in sie bohrte, verdrehte die Augen und drehte sich langsam zu ihr um. „Was?" fragte sie schnippisch. „Du solltest dich nicht so anstellen. Du hast eine Vorbildfunktion für Luan und Florence, vergiss das nicht. Was denken sie von der Schule, wenn sie dein lustloses Gesicht sehen. Als wäre Lernen die Hölle. Also wirklich." Da war er wieder. Der altbekannte Druck. Yelena mach dies. Yelena tu das. Yelena sei so. Für einen kurzen Moment sah sie ihre beiden jüngeren Geschwister an, die Betreten zu Boden starrten. „Ich habe nichts gegen das Lernen. Ich habe nur die Nase voll von den ständigen Schulwechseln." Meinte sie nüchtern. Ihre große Schwester zog tadelnd ihre Augenbrauen nach oben. „Du solltest aufhören so selbstsüchtig zu sein. Es geht hier nicht darum was du willst, oder wie du dich fühlst, es geht hierbei um Familie." „Familie?" hakte Yelena nun schnippisch nach. „Von wegen Familie. Hier geht es ganz alleine um Mutters egoistischen Traum der perfekten Tochter und ich bin es leid." „Du weißt,dass das nicht so ist", antwortete Aeryn darauf. Die andere sah sie nun missbilligend an und sagte scharf: „Wir wissen beide, dass das gelogen ist."
Für den Rest der Fahrt herrschte unangenehmes Schweigen im Waggon der Watson Schwestern. Sobald das quietschen der Schienen zu hören war, als der Zug anhielt, sprang Yelena von ihrem Platz und verließ das Abteil. Die Türen öffneten sich und sie mischte sich gekonnt unter die übrigen Schüler.
Da ihr Fall ein besonderer war und sie nicht zu den Erstklässlern gehörte, hatte die Schulleiterin Professor McGonagall angekündigt, dass sie sie persönlich abholen würde. Der Bahnsteig leerte sich allmählich und sie ließ ihren Blick schweifen, auf der Suche nach der Schulleiterin. Als Bald entdeckte sie eine Katze die sie mit schiefgelegten Kopf musterte. Im nächsten Moment verwandelte sich die Katze in eine Frau, die zweifellos Minerva McGonagall war. „Miss Yelena Watson, wie ich annehme?" Das Mädchen nickte. „Folgen sie mir."Als sie im Schloss angekommen waren, wurde Yelena dazu angewiesen vor den Toren der Großen Halle zu warten, bis der Hausmeister Mr.Filch Sie hineingeleiten würde. Das Warten kam ihr wie die Unendlichkeit vor. Durch das massive Tor konnte sie die Stimme der Professorin nur gedämpft hören. „...zu dem darf ich bekanntmachen, dass wir dieses Jahr eine weitere neue Schülerin begrüßen dürfen. Wegen besonderer Umstände wechselt Yelena Watson von dem Durmstrang-Institut zu uns nach Hogwarts. Sie wird die fünfte Klasse besuchen. Ich erwarte, dass ihr sie herzlich in unsere Schulgemeinschaft aufnehmt."
Bevor sie weiter über McGonagalls Worte nachdenken konnte, öffnete Filch die Halle und alle Blicke waren auf sie gerichtet. Sie schluckte kurz. Sie hasste es im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, doch daran ändern konnte sie nichts. Sie musste dadurch und würde sich nichts anmerken lassen. Als sie durch den Gang, in Richtung der Schulleiterin lief, sah sie wie die Schüler sie anblickten und miteinander tuschelten. Zielstrebig und Selbstbewusst hielt sie auf die Professorin zu, welche sie zu sich hinauf bat und darum bat auf einem kleinen Holzhocker Platz zu nehmen. In ihrer Hand hielt sie einen zerlumpten Hut. Den sprechenden Hut, wie Yelena wusste, der die Schüler auf die vier Häuser verteilte. Kaum wurde er ihr aufgesetzt, begann der Hut zu Grübeln:"Hmmm....Interessant. Ich sehe-Ehrgeiz? Hingabe...und Entschlossenheit dem eigens gewählten Pfad zu folgen. Um dein Ziel zu erreichen würdest du alles tun...Ganz klar: SLYTHERIN " Yelena hatte keine Mine verzogen. Ihre Gesichtszüge waren wie in Stein gemeißelt. Der Hut hatte nichts gesagt, was für sie neu wäre, doch ihre Geschwister hatten definitiv so einiges über sie erfahren. Mit einem müden, dennoch schelmischen Grinsen schritt sie durch die Halle und ließ sich am Tisch der Slytherin auf eine Sitzbank fallen. Sie spürte wie neugierige Blicke auf ihr ruhten, doch ansgesprochen wurde sie von niemandem, das konnte ihr bloß recht sein.Nachdem das Essen beendet war, schloss sie sich der Traube von Slytherin Erstklässlern an und folgte ihnen hinunter in die Kerker wo sich der Slytherin Gemeinschaftsraum und somit auch die Schlafseelen befanden. Sie hörte aufmerksam zu, als ihr Vertrauensschüler die Aufteilung der Schlafseelen und Zimmer erklärte. Yelena lief zu den Schlafräumen und fand bald die Tür, an der unter anderem ihr Name angebracht war. Leise öffnete sie die Türe, trat in den Raum und machte das einzig Freie von fünf Betten aus. Sie schlurfte zu ihm und sah, dass all ihre Sachen bereits daneben standen und auch schon ihre Slytherin Uniform dabei lag. Müde und ausgezehrt von diesem Tag ließ sie sich einfach in das Bett fallen und machte sich weder die Mühe ihre Schuhe auszuziehen, noch sich zu zudecken. Wenige Augenblicke später wurde sie vom Schlaf übermannt.
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Perfectly imperfect
FanfictionJenna Watson träumte schon immer davon die perfekte Tochter zu haben. All ihre Hoffnungen lagen bei ihrer ältesten Tochter Aeryn, doch so gut ihre Noten auch waren, sie reichten ihr nicht aus und sie setzte alles daran ihre Zweitälteste zum Inbegrif...