Kapitel 3

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Der Zug war riesig. Und mit allem eingerichtet was man so brauchte. Als kleines Mädchen wollte ich immer schon in einem Zug fahren. Aber wenn ich gewusst hätte, unter welchen Umständen ich das später tun würde, hätte ich mein Wunsch sofort zurück genommen.

Wir würden gleich unsere Mentoren kennenlernen. Meine Mentorin und mein Verstand waren jetzt die einzigen, die mich noch vor dem Tod retten konnte. Wenn ich genug Sponsoren haben würde und ein gutes Versteck, könnte ich mich zurückziehen und vielleicht überleben.
Ich war clever, aber ob das reichte?
Für die schlimmsten Spiele der Welt?

Ich setze mich auf mein großes Bett. So ein weiches, großes hätte ich gerne all die letzten Jahre gehabt. Wir hatten zuhause nur harte Matratzen. Ich hätte genauso gut auf dem Boden schlafen können.
Dennoch wünschte ich mir mein Bett von zuhause wieder. Unser Haus, welches so oft nach Alkohol roch. Meine Mutter, die sich ohne Hilfe nicht einmal aufrecht hinsetzen konnte. Wie gerne ich jetzt getascht hätte.
Einfach nur, um 5 Minuten bei Pricella und Darcy zu sein.
Was sie jetzt wohl in diesem Moment machten?
Ich vermisste sie so sehr.

Die ganzen Tränen die ich zuvor mühsam zurück gehalten hatte, forderten jetzt ein, herausgelassen zu werden.
Ich warf mich auf mein Bett und schluchzte laut in meine Kissen.
In dem Moment war es mir egal, was die anderen Leute im Zug dachten.

Ein paar Minuten später klopfte es an meiner Tür. Ich hatte mich gerade in meinem privaten, kleinen Bad frisch gemacht. Jetzt waren meine Augen wenigsten nicht mehr ganz so rot.
Ich wollte immerhin keinen schwachen Eindruck bei meiner Mentorin hinterlassen. Wer wusste schon, wie sie drauf war und ob sie mich sonst nicht sofort abstempelte.

-

Als ich zu Tisch kam, saß Francis schon in einem der zwei Sessel für uns Tribute. Gegenüber von ihm saßen zwei Frauen.
Das waren dann wohl unsere Mentorinnen.
Ich hatte sie ein paar mal bei der Ernte gesehen.
Ivette war Anfang 30 und mit 15 Jahren gewann sie die Hungerspiele.
Es hieß, sie wäre sehr aggressiv gewesen und hätte viele Mitstreiter mit ihrer Tomahawk umgebracht. Außerdem war sie eine sehr selbstbewusste Frau und definitiv nicht dumm.
Asleen war bereits Mitte 40.
Sie war ebenfalls sehr offensiv vorgegangen und hatte viele Leben mit ihrem Dreizack ausgelöscht.
Ich fragte mich, ob es mal einen Sieger gab, der weniger oder keine Menschen umgebracht hatte und dennoch gewann.
Einfach nur durch genügend Intelligenz.
Ich kannte aufjedenfall niemanden.
Das könnte aber auch daran liegen, dass ich es aber immer vermieden hatte, viel von den Spielen anzusehen.
Das bereute ich inzwischen etwas.

Die beiden Frauen lächelten mich nun an. Auch Francis drehte sich in meine Richtung und lächelte mir leicht zu.
„Setz dich doch", bat mich Ivette. Natürlich folgte ich dem Angebot augenblicklich.
„Also", begann Asleen sofort. "Wie ihr wisst, sind wir dieses Jahr eure Mentorinnen"
"Ich von Francis und Ivette von Finch", fügte sie hinzu.
Heimlich hatte ich mir schon gewünscht, dass sie meine Mentorin sein würde.
Ich hatte zwar nur in Erzählungen von Ivettes Sieg gehört, trotzdem fand ich es sehr beeindruckend, wie sie kämpfte und wie selbstbewusst sie war. Zudem war sie nicht viel älter als ich gewesen, als sie bei den Spielen teilnehmen musste, und dennoch so viel stärker.

„Ihr wollt jetzt sicher nicht voreinander eure Stärken besprechen", behauptete Ivette. "Deshalb haben wir das auf Morgen verschoben."
„Wir können das gerne auch jetzt besprechen", meinte Francis. „Finch ist meine beste Freundin und weiß so oder so alles über mich."
Ich lächelte ihm zu und er lächelte augenblicklich zurück. "Und andersherum"
Asleen betrachte uns mitleidig: "Oh nein, ihr Armen, das muss sicher ziemlich hart für euch sein."
„Dann habt ihr wenigstens schon einen Verbündeten, bevor ihr die anderen überhaupt trefft," bemerkte Ivette. Gut, dass wenigsten eine hier optimistisch auf die Zukunft blickte.
Etwas, was bei mir eher zu wünschen übrig ließ.

Das Essen war köstlich. Es gab alles, was man sich nur vorstellen konnte und ich schlug mir ordentlich den Bauch voll.
Wir hatten immer ausreichend Essen gehabt, deshalb war ich nicht abgemagert. Doch ich wusste, dass viele Tribute wohl zehn bis zwanzig Kilo schwerer als ich waren und in der Arena würde es sicher nicht mehr so viel zu Essen geben.

Als wir fertig waren, durften wir endlich auf unsere Zimmer gehen. Ich war sehr erschöpft, trotzdem wollte ich nochmal bei Francis vorbeischauen. Ich brauchte ihn jetzt einfach.
Ich schloss leise die Tür hinter mir und huschte auf Zehenspitzen den Gang entlang.
Auf einmal hörte ich ein Geräusch hinter mir.
Als ich mich umdrehte um nach zu sehen, war der Gang allerdings leer.

Plötzlich prallte ich an irgendetwas und mein Kopf knallte gegen etwas sehr hartes.
Ich taumelte zurück und versuchte eilig etwas in der Dunkelheit auszumachen.
Vor mir stand Francis.
Es war das erste mal seit heute Vormittag, dass ich ihn alleine traf.
Er blickte mich mit einem traurigen Lächeln an. Ich konnte mich nicht länger halten und stürzte mich wie ein kleines Kind in seine Arme und begann wieder zu weinen.
Ich achtete nicht drauf, wie peinlich mein Verhalten war und wie schwach ich mich vor Francis zeigte.
Ich konnte mich jetzt nicht drauf konzentrieren.
Es war nicht wichtig.
Und er verstand.

Hi, Frohes Neues Jahr
Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Danke wieder an @-elementewolf- fürs korrigieren ❤️
Liebe Grüße
Hooly

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