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"Endlich Ferien! Das erste schreckliche Schuljahr auf der Harvard University ist geschafft!", sagt Cassie vor Freude strahlend, als wir das Gebäude verlassen. "Das müssen wir feiern! Heute Abend steigt eine Party in einem der Verbindungshäuser, da müssen wir unbedingt hin!"

Partys heißt Sex, Alkohol und Drogen. Als Literaturstudenten sind wir eigentlich die Langweiler oder auch die Vernünftigen. Aber ab und zu lassen wir uns dann doch mal auf einer Party blicken. Cassie ist eher der Party-Typ, aber in seltenen Fällen, wie heute Abend, begleite ich sie. 

"Das wird großartig! Jake ist auch da."

Jake. Sportstudent, ziemlich groß und unglaublich attraktiv. Cassie schwärmt wie eine Verrückte für ihn, genau wie tausend andere Mädchen auf dem Campus auch. Sie hat keine Chance bei ihm, denkt sie zumindest. Aber trotz das die ganzen Tussen ihm wie Hunde hinterherrennen, merke ich wie er ihr auf Partys interessierte Blicke zuwirft. Cassie kann glücklich sein, dass er wenigstens existiert. Ich habe nämlich ein ganzes großes Problem was die ganze Sache mit der Liebe angeht. Mein dummes Herz musste sich unbedingt in jemanden verlieben, der nicht existiert. Malachai Parker, der heiße Siphoner aus dem Gemini-Zirkel in 'The Vampire Diaries'. Aber mal ehrlich, wie könnte man diesem illegal attraktivem Soziopathen nicht verfallen? Nahezu unmöglich, wenn man auf Bad Boys steht.

"Roxy, schon wieder am Tagträumen?", fragt Cassie belustigt. "Irgendwann findest du auch jemanden, der dich von den ganzen fiktionalen Dingen wegbringt. Wie Jake bei mir."

Bevor Cassie ein Auge auf Jake geworfen hat, war sie besessen von Niklaus Mikaelson, dem Urvampir und Hybriden. Damals waren wir in einer Phase des Nichtstuns, zwischen High-School und Uni. Eine Übernachtungsparty enthielt immer stundenlanges 'The Vampire Diaries' schauen. Dann wurden wir hier in Harvard angenommen, sind zusammen in eine nahegelegene Wohnung gezogen und sie hat an unserem ersten Tag hier Jake getroffen. Seitdem kucke ich meistens alleine die Serie mit den blutrünstigen Vampiren und der heulenden Elena.   

"Wollen wir auf dem Weg nach Hause noch was zu Essen holen? Pizza oder so?"

"Pizza ist gut. Diavolo? Da gibt es die besten", antworte ich.

"Na klar. Margaritha und Salami. Du kannst schon vorgehen, ich hol die Pizzen", sagt Cassie und hält vor der Pizzeria an. "Bis gleich."

  Sie betritt den Laden und ich gehe weiter zu unserer Wohnung. Gute fünf Minuten muss ich noch laufen bis ich da bin. Das ist wohl der Vorteil an reichen Eltern, man geht auf die beste Universität des Landes, hat eine große Wohnung direkt in der Nähe und bekommt alles, was man will. In der High-School war ich immer die 'Verwöhnte Prinzessin'. Hier in Harvard haben so gut wie alle reiche Eltern, denn die Studiengebühren sind hoch. Hier wird man nur verurteilt, wenn man wenig Geld hat. Mir hat diese Geld-regiert-die-Welt Sichtweise noch nie gefallen, aber mit reichen Eltern hat man deutlich weniger Probleme. Mein Vater hat kurz nach seinem Studium angefangen als Regisseur zu arbeiten. Er ist berühmt und verdient Geld ohne Ende. Meiner Mutter gehört eine Firma mit Beautyprodukten. Beide arbeiten hart und sind so gut wie nie zu Hause gewesen. Als Einzelkind wird das schnell langweilig, aber zum Glück gibt es Cassandra. Wir haben uns in der High-School kennengelernt und sind seitdem unzertrennlich.

"Hallo Roxanne", begrüßt mich die Putzfrau als ich das Haus voller Appartements betrete.

"Hi Mrs. Collins", grüße ich zurück.

Mrs. Collins ist nicht sehr gesprächig, aber grüßen tut sie jeden. Sie ist immer nett und hilfsbereit, was man von ihrer Hilfskraft nicht sagen kann. Mrs. Robinson ist eine Hexe. Sie giftet jeden an, der ein Körnchen Dreck auf ihrem frisch geputztem Boden hinterlässt. Meine Eltern wollten anfangs, dass ich auch eine Putzfrau für meine Wohnung einstelle, aber nach unzähligen Diskussionen haben sie mir meinen Willen gelassen. Mein Vorteil ist, dass sie Cassandra lieben und sich auch gut mit ihren Eltern verstehen. Es gab keinerlei Probleme, als wir zusammenziehen wollten. Vor ein paar Wochen erst, waren Mister und Mrs. Austen zum Abendessen bei uns. Wir haben an dem Abend bevor die beiden kamen Essen vom Restaurant geholt und so getan, als hätten wir gekocht. Cassie und ich sind nämlich die miserabelsten Köche von ganz Amerika, das einzige was wir einigermaßen können sind Pancakes. 
Ich öffne die Wohnungstür, streife meine Schuhe im Flur ab und lasse meine Tasche neben sie fallen. Dank unserer reichen Eltern ist die ganze Wohnung mit Designermöbeln bestückt, hier und da lassen sich auch einige äußerst hässliche Gemälde finden. Am liebsten würden Cassie und ich unsere Dekoration selber besorgen, aber als meine Eltern letztens eine kleine Pflanze auf dem Wohnzimmertisch gesehen haben, sind sie völlig ausgetickt. Wegen einer Pflanze. Der Preis für die seltsamsten Eltern der Welt geht definitiv an mich. 

"Jetzt habe ich Sommerferien, Malachai", teile ich dem riesigen Bild an meiner Zimmerwand mit.

Mein Zimmer ist der einzige Bereich, an dem nur ich für die Dekoration und Einrichtung zuständig bin. Hier dürfen meine Eltern nichtmal rein. Niemand außer Cassie und mir darf hier rein. Jeder normale Mensch würde mich für verrückt halten, wenn er merkt, dass ich wirklich einen Mann liebe, der nicht existiert. Für viele ist es eine absurde Vorstellung, für mich ist es Realität. Der einzige Vorteil ist, wer nicht existiert, kann niemanden verletzen. Kai wird mich niemals betrügen, mir niemals das Herz brechen. Weil er es nicht kann, er existiert nicht. 
Die Wohnungstür öffnet sich, Sekunden später verteilt sich der Geruch von Pizza. Cassie ist schon da, das ging aber schnell. 

"Ich bin da! Beeilung Roxy, wir müssen uns noch für die Party fertig machen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 23, 2022 ⏰

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Soulmates || Malachai ParkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt