3. Off to Hogwarts!

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Der Bahnhof war voll und laut. Überall liefen Leute herum. Ich hatte noch nie so viele Muggle auf einmal gesehen. Hagrid hatte Lake und mich, nachdem er uns nach Kings Cross gebracht und uns zwei Tickets zugesteckt hatte, zurückgelassenen, da er noch viel zu tun hatte. So waren wir auf uns allein gestellt. Doch das war kein Grund zur Sorge, denn immerhin kannte sich Lake hier mittlerweile bestens aus. Er führte mich eine Weile durch die Menge, an unzähligen Gleisen und Fahrkartenschaltern vorbei, bis wir in der Nähe der Gleise 9 und 10 ankamen.
Schon von Weitem sah ich eine Gruppe junger Hexen und Zauberer, die sich vor einer Mauer neben dem Gleis 10 angesammelt hatten. Nacheinander liefen sie mit ihren Rollwagen gegen diese Wand, jedoch ohne davon abzuprallen. Hinter der Mauer schien eine Art Durchgang zu sein, denn alle Personen verschwanden in dieser.

"Na los!", rief mein Bruder.

Er sah sich nochmal kurz um, nahm mich dann am Arm und zusammen liefen wir ebenfalls "gegen" die Wand.
Kurze Zeit war alles schwarz, doch dann kamen wir auf der anderen Seite an und ich konnte wieder etwas sehen. Mein Bruder zog mich weiter. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment donnerte ein weiterer Rollwagen durch die Mauer und hätte uns beinahe umgerannt.

Als wir um die Ecke bogen, war dort ein weiterer Gleis. Über uns konnte ich ein Schild mit der Aufschrift "9 3/4" erkennen, auf den Schienen stand eine große, rot-schwarze Dampflok mit vier Wagons. Vorne prangte ein Schild, auf dem "Hogwarts-Express" zu lesen war.

Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn es wimmelte nur so von jungen Hexen und Zauberern mit ihren Eltern, dass ich komplett den Überblick verlor. Doch Lake ließ sich von dem Getümmel nicht beirren und führte mich weiter. Schließlich konnte ich unsere Eltern zwischen den vielen Leuten erspähen. Sofern die Menge das zuließ, rannte ich auf sie zu.

"Hey, da bist du ja!", rief mein Vater.
Lake kam ebenfalls bei uns an.

"Ihr müsst euch beeilen, ihr habt nicht mehr viel Zeit!", tadelte uns Mum und umarmte uns nacheinander.

"Mach's gut ", sagte Dad, als ich ihn ebenfalls in die Arme schloss.
Ich nickte.

"Ich werde euch vermissen ", meinte ich.

"Wir dich auch, aber du wirst sehen, Hogwarts ist so aufregend, da bleibt dir gar keine Zeit zum Vermissen ", antwortete meine Mutter.

Plötzlich stieß der Zug eine Menge Dampf und ein lautes Tuten aus, was bedeutete, dass es gleich losging.

"Bis bald ", rief ich Mum und Dad noch zu, dann liefen Lake und ich schnell zu einer der Wagons und stiegen mit unserem Gepäck ein. Zusammen ließen wir uns in einem leeren Abteil nieder. Gerade rechtzeitig, denn kurz danach setzte sich der Zug auch schon in Bewegung.
Ich beugte mich aus dem Fenster und winkte meinen Eltern zu, bis sie so klein waren, dass man sie nicht mehr erkennen konnte.

Zwei Stunden saßen wir schon zusammen hier und redeten über dies und das. Doch schließlich meinte Lake, er würde in ein anderes Abteil zu seinen Freunden gehen.

"Und was soll ich dann machen?", fragte ich ihn.

"Such dir auch ein neues Abteil. Dann kannst du neue Leute kennen lernen ", meinte er und verließ die Kabine. Etwas skeptisch sah ich ihm nach, stand dann aber auch auf und begab mich auf die Suche nach Leuten aus meinem Jahrgang.
Eine Weile war ich schon durch den Zug gewandert, als ich plötzlich mit einem Mädchen zusammenstieß, das gerade aus einem Abteil getreten war. Sie hatte puscheliges, braunes Haar und schien in meinem Alter zu sein. Doch ich sah sie zu spät und wir beide stolperten.

"Oh, 'tschuldigung! War keine Absicht ", sagte ich, stand schnell auf und half ihr ebenfalls auf die Beine.

"Danke ", meinte sie. "Ich bin Hermine Granger."

"Ich bin Feya Waterson ", sagte ich freundlich.

"Mugglestämmig und du?", fragte sie.

"Reinblut ", war meine Antwort.
"Oh..." Sie sah zu Boden.

"Ich habe aber kein Problem mit Mugglestämmigen oder Halbblütern ", fügte ich schnell hinzu, was ihre Stimmung sichtlich besserte. Sie lächelte erleichtert.

"Sieht aus, als suchst du ein freies Abteil ", schlussfolgerte sie.

"Ja. Aber eins, indem keine Leute sitzen, die fünf Jahre älter sind als ich ", erklärte ich.

"Dann versuch es hier. Da sitzen zwei in unserem Jahrgang drin ", schlug sie vor.
Ich nickte.

"Ok, danke "

"Bis später!", rief sie mir noch über die Schulter zu, bevor sie weiter ging.

"Wir sehen uns!", rief ich zurück.

Dann öffnete ich die Tür zu dem besagten Abteil. Darin saßen ein rothaariger Junge und einer mit dunkelbraunen Haaren und Brille. Sie befanden sich in einem riesigen Berg aus Süßigkeiten.

"Hey...ähm...kann ich mich zu euch setzen?", fragte ich.

"Klar ", meinte der Rothaarige und deutete auf die gegenüberliegende Bank.
Ich lächelte und setzte mich.

"Du kannst dir ruhig auch was nehmen ", sagte der Junge mit Brille nach einer Weile und so saß ich kurz darauf ebenfalls in allen möglichen Leckereien und mapfte selbige.

"Ich bin übrigens Ron Weasley ", stellte sich der Junge mit den roten Haaren vor, während er sich eine Hand voll Berti Botts Bohnen in den Mund stopfte.

"Feya Waterson ", antwortete ich.

"Harry Potter ", meinte der dritte unter uns.

Ich verschluckte mich fast an meiner Eismaus, als ich den Namen hörte. Ich starrte den Jungen mit der Brille an.

"Du bist Harry Potter?!", fragte ich.

Er nickte, schob mit der Hand die Haare an seiner Stirn zur Seite und gab den Blick auf seine Blitznarbe frei.

"Woooow ", war das Erste, was ich herausbrachte.

"Ich habe gehört, dass du in meinem Jahrgang bist! Ich wollte dich schon immer mal treffen!", erklärte ich begeistert.

Er grinste etwas, doch es war eher ein trauriges Grinsen.
Er war eine Berühmtheit, ja, aber die allen bekannte Geschichte des Namens "Der Junge, der überlebt hat" war nicht schön. Im Gegenteil! Jeder wusste, dass seine Eltern grausam ermordet worden waren und er als Einziger überlegt hatte. Auch er selbst wusste, dass er nur deswegen so genannt wurde. Ich konnte mir vorstellen, dass er nur zu gerne auf diesen Namen verzichten könnte.
Dennoch konnte ich meine Begeisterung nicht zurück halten. Er nahm es besser auf als erwartet.
Bald schon wechselten wir das Thema, auch wenn ich im Unterbewusstsein immer noch total ausflippte.

Es waren weitere Stunden vergangen, in denen wir nur geredet und Süßigkeiten gemapft hatten, bis der Zug endlich langsamer wurde. Ich sah aus dem Fenster. Draußen war es bereits dunkel. Wir befanden uns wieder in einem Bahnhof und ich erkannte, dass dies "Hogsmead" sein musste, da hier alles in rot gefärbt war. Wo man nur hinsah - es war rot.
Ich entdeckte durch die Scheibe Hagrid, der mit den Armen winkte und uns irgendwas zurief, aber sein Brüllen kam nicht gegen die Lautstärke des Zuges an.

Als dieser angehalten hatte, stiegen alle Schüler aus und gingen zu Hagrid. Harry und er kannten sich schon, aber Ron brauchte erstmal eine Weile, bis er sich an die enorme Größe des Mannes gewöhnt hatte.

"Na dann! Alle Erstklässler: Auf zu den Booten!", rief Hagrid und wir machten uns auf den Weg.

Kurze Zeit später saßen wir jeweils zu viert in kleinen Holzbooten und paddelten über einen großen, dunklen See. Hagrid schwamm in einem eigenen Boot voraus, da er die Tragfläche des selbigen schon vollständig strapazierte. Von hier konnte man bereits ein riesiges Schloss mit vielen erleuchteten Fenstern entdecken. Das musste Hogwarts sein!
Am anderen Ende des Ufers warteten noch jede Menge Treppenstufen auf uns. Wir waren völlig fertig und erschöpft, als wir endlich den langen Weg hinter uns gelassen hatten und in einem großen Raum ankamen. Wir blieben auf den Treppenstufen stehen, denn uns kam eine etwas ältere Hexe entgegen. Sie trug ein schwarzes Kleid mit einer grünen Robe darüber und einen schwarzen Hut. Es war Professor McGonagall.

"Willkommen in Hogwarts!", begrüßte sie uns freundlich. Dann erklärte sie, dass wir gleich in unsere Häuser eingeteilt werden würden. Ich wusste, was das bedeutete, aber Harry links neben mir sah so aus, als würde er nur Bahnhof verstehen.

"Es gibt die Häuser Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Solange Sie hier sind, ist ihr Haus so etwas wie ihre
Familie ", fuhr McGonagall fort.

Sie meinte weiterhin, dass wir durch besondere Leistungen Punkte für unsere Häuser verdienen können. Das Haus, das am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt den Hauspokal. Ich wusste das zwar alles von Lake, hörte aber dennoch zu.

Plötzlich hörte man ein Quaken aus der Richtung der Lehrerin. Der Ursprung dieses Geräuchs war eine Kröte, die zu ihren Füßen saß.

"Trevor!", rief ein Junge hinter mir, lief nach vorne und hob das Tier vorsichtig auf. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte die Hexe auf ihn hinunter. Schnell stand er auf und stellte sich wieder zurück.

"Die Auswahlzeremonie beginnt in wenigen Augenblicken ", kündigte McGonagall an, woraufhin sie ohne ersichtlichen Grund verschwand. Wo ging sie hin?

"Dann ist es also wahr, was im Zug erzählt wurde. Harry Potter ist ab jetzt in
Hogwarts ", ertönte plötzlich eine Stimme von links.

Ich drehte mich um. Die Stimme gehörte einem blonden Jungen, der lässig ans Treppengeländer gelehnt war. Seine Haare waren schmierig zurückgegelt.

"Das sind Crabbe und Goyle ", stellte er zwei bullige Jungs neben ihm vor.

Er stieß sich vom Geländer ab und stellte sich eine Treppenstufe höher vor Harry.

"Und ich bin Malfoy. Draco Malfoy ", meinte er, während er Harry eindringlich ansah.

Der Name "Malfoy" war mir bekannt. Die Malfoys waren eine sehr reiche Familie, die als Reinblüter sehr viel Wert auf den Blutstatus legten. Ich war zwar selbst reinblütig, jedoch war ich nicht der Meinung, dass das Blut über den Wert einer Person entschied.
Ron, der rechts von mir stand, fing auf einmal an zu kichern. Ich fragte mich warum.

"Du findest meinen Namen wohl lustig! Nach deinem brauche ich gar nicht zu fragen. Rote Haare und ein abgetragener Zaubererumhang - ganz offenbar ein Weasley!", schlussfolgerte er und betrachtete Ron abschätzend.

Beschämt sah dieser zu Boden. Dass er über den Blonden gelacht hatte, war vielleicht nicht ganz angebracht, aber dass Draco ihn jetzt vor allen so runtermachte, fand ich auch nicht gut.

"Pass auf, dass du dich nicht mit der falschen Sorte Zaubererfamilie abgibst!", zischte er nun an Harry gerichtet und streckte ihm seine Hand entgegen.

Doch dieser schüttelte sie nicht, sondern entgegnete ruhig: "Danke, aber ich entscheide selbst, wer zur falschen Sorte gehört."

Mit so einer schlagfertigen Antwort hatte Draco wohl nicht gerechnet. Ich spürte, wie sich die Spannung zwischen den beiden verstärkte.

"Hey, hey, wir wollen uns doch jetzt nicht streiten oder?", sagte ich und sah alle drei Jungs abwechselnd eindringlich an.

Draco schien mich jetzt erst zu bemerken. Fragend musterte er mich, als würde es ihn überraschen, dass sich jemand ihm in die Quere stellte.
Doch er kam nicht mehr dazu, etwas zu mir zu sagen, denn Professor McGonagall kam zurück und klopfte ihm mit einer Schriftrolle auf die Schulter.


Sorry, dass ich solange kein neues Kapitel veröffentlicht habe, aber ich durfte bis vor zwei Tagen mein Handy nicht benutzen (#elternsindnervig!). Aber jetzt ist ein neues da. Hoffe, es gefällt euch!

LG Sophie <3

Feya Waterson - Mein Leben in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt