Als ich mich zur Seite drehte schaute mich ich in die tief braunen Augen eines ungefähr achtzehn jährigen jungen Mannes. Er hatte braune kurze Haare und lächelte mich frech an. „Hey, was macht denn eine junge Frau wie du um die Uhrzeit allein hier draußen?" Er hatte nur einen Satz gesagt und ging mir jetzt schon gehörig auf die Nerven, ich hatte keine zeit für sowas, ich musste Kola finden. Langsam bekam ich wieder Panik, Kola ist immer noch nicht aufgetaucht. Der mysteriöse Beifahrer schaute mich erwartungsvoll an. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Aber, da du mich gerade sowieso schon belästigst, kannst du mir mal sagen ob du zufällig meinen Hund gesehen hast, er ist groß und schwarz." Seine freche Miene verschwand und wurde durch einen verwirrten aber gleichzeitig besorgten Blick ersetzt. Doch ich schaute ihn nur mit meinem Standard Blick an, den jede fremde Person von mir erhielt, Kalt und undurchdringlich. Er lehnte den Kopf zur Seite und antwortete: „Nein, einen Hund habe ich nicht gesehen." In dem Moment registrierte ich einen Schatten in meinem Augenwinkel, es war Kola der humpelnd auf mich zukam. Ich war überglücklich ihn zu sehen und lief ihm entgegen. Er hatte am ganzen Körper Abschürfungen und ein Stück Stacheldraht schling sich um seine rechte Vorderpfote. Man sah ihm seine Schmerzen beim laufen an. Es war noch mindestens einen Kilometer bis wir zuhause ankommen würde und ich wusste nicht wie weit er schon unter den Schmerzen gelaufen ist. Ich versuchte ihn hochzuheben, musste ihn aber nach einem Schritt wieder absetzen, er war mit seinen 40 Kilogramm einfach zu schwer für mich. Ich setzte mich neben Kola auf den Boden um zu sehen ob ich den Stacheldraht irgendwie entfernen kann. Als ich mich gerade hingesetzt hatte, hörte ich eine Autotür schließen, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass der Wagen nicht weiter gefahren ist. Der braunhaarige Junge kam auf mich zu, erst jetzt bemerkte ich wie groß er eigentlich ist. „Willst du, dass wir euch mitnehmen? Du kannst ihn unmöglich tragen." Das war einer der Momente die ich am meisten fürchtete. Mir war klar, dass er recht hatte aber ich bei keiner fremden Person mit ins Auto steigen. Ich war mit Situation überfordert, der fremde junge Mann bemerkte meine Unsicherheit. Koalas Blut färbte meine Hände bereits rot, ich hatte keine Wahl, ich musste meine Angst überwinden. Aber könnte ich das tun, seit drei Jahren bin ich bei niemandem außer meiner Mutter im Auto gefahren. Nicht seitdem die Autofahrt vor drei Jahren mein Leben verändert hat. „Ich kann nicht mir euch fahren aber bitte bringt meinen Hund zur Tierarztklinik im Dorf, sie wissen zu wem er gehört, ich werde nach Hause laufen und mit dem Fahrrad hinterherkommen." Nachdem die Worte aus meinem Mund kamen Schute mich der fremde Junge verständnislos an. „Ich kann die das jetzt nicht erklären, aber bitte fahr einfach meinen Hund zur Klinik", bat ich ihn verzweifelt. Immer noch verwirrt stieg er mit Kola in das Auto und sie fuhren los. Ich machte mich auf den Weg nach Hause und rannte so schnell ich konnte. Nach etwa einer viertel Stunde kam ich total atemlos bei der Tierarztpraxis an, den Geländewagen konnte ich nicht sehen. Ich trat in die Tierklinik, es war mittlerweile sechs Uhr und ich hatte Glück, dass Dr. Persie immer schon um 5 Uhr in seiner Praxis war um Patienten zu verpflegen. Ich sah Kola auf einem Behandlungstisch liegen, er stand unter Narkose. Dr. Persie begrüßte mich: „Guten Morgen, lange nicht mehr gesehen. E scheint mir als hätte Kola Begegnung mit einer Stacheldrahtrolle gemacht, ich muss viele Wunden vernähen und den Rest Stacheldraht rausnehmen, danach sollte es ihm aber schnell wieder gut gehen." Ich war erleichtert und bedankte mich bei Dr. Persie. Wissen, dass ich dem Doktor nicht helfen könnte, setzte ich mich ins Wartezimmer. Ich versuchte mich zu beruhigen aber als das nichts nützte stand ich auf und rief: „Dr. Persie kann ich Ihnen etwas vom Bäcker mitbringen?" „"Ihr Netter Freund ist gerade schon losgegangen und wollte etwas besorgen nachdem er Kola hier abgeliefert hatte." Ich musste ein bisschen schmunzeln als er meinte, dass der Freunde Junge mein Freund wäre. Der nette ältere Tierarzt kannte mich mittlerweile fünf Jahre und weiß, dass das nicht meine Art ist, ich habe keine Freunde. „Gut dann werde ich nur etwas in den Hof gehen und frische Luft schnappen, falls Sie mich hier nicht brauchen", rief ich. „Geh nur" antwortete er konzentriert. Als ich gerade nach draußen trat, fiel mir auf, dass die Sonne langsam aufging. Ich ging an die Weide von Dr. Persie Pferden, die friedlich grasten. Ich dachte an Kola, wieviel wir schon zusammen durchgemacht haben, wie er mich immer beschützt hat, nicht nur von anderen Menschen, auch vor mir selbst. Ich erinner mich nicht gern an die alten Zeiten aber Kola hat das alles um einiges erträglicher gemacht. Geräusche von Schritten rissen mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und erblickte den gut aussehenden großen Jungen mit einer Brötchentüte und Getränken in der Hand. Wie bei unserem ersten Blickkontakt hat er dieses charmante Lächeln im Gesicht, aber man sah die Sorgen in seinen Augen.
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Past Lives
Short StorySchlimmer geht immer denke ich mir und versuche mit dem Leben weiterzumachen als wäre nie was gewesen. Als hätten wir nicht unser Haus verloren, als wäre mir nichts zugestoßen, als hätte ich ich nicht jede Nacht mit Albträumen zu kämpfen. Dann wache...