Kapitel 26 Emily

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Ich gebe einen überraschten Laut von mir, als Collin fest seine Arme um mich schlingt. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte eher, dass er mich wie eine Porzellanpuppe anfassen würde, aber zum Glück ist es nicht so. Schmunzelnd schließe ich vorsichtig meine Arme um seinen Nacken und drücke mich noch enger an ihn, falls das überhaupt möglich ist. Seine Nähe beruhigt mich augenblicklich, was mich stutzig macht. Normalerweise sollte ich Angst vor seiner Reaktion haben, doch tatsächlich hat es sich einfach nur befreiend angefühlt. So, als wäre er genau der richtige Mensch dafür gewesen. Ihm meine Vergangenheit anzuvertrauen, war ein  seltsames Gefühl, aber ich bin auch verdammt stolz auf mich. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich jemandem nochmal so öffnen könnte. Aber, obwohl ich mich sehr gut damit fühle, kommen im nächsten Moment auch schon die Zweifel. Was passiert, wenn er deshalb keinen Kontakt mehr zu mir will? Was passiert, wenn er es jemandem erzählt? Und was passiert, wenn er es benutzt, um mich zu verletzen? 

Kopfschüttelnd verbanne ich diese Gedanken und nehme mir fest vor, das hier einfach zu genießen. Deshalb dränge ich mich an seinen nackten Oberkörper und vergrabe meine Hand in seinen weichen Haaren, was ihn tief aufseufzen lässt. Langsam streichle ich durch sie hindurch, nur um an meiner Brust zu spüren, wie sein Herz anfängt, schneller zu schlagen. Dass ich eine solche Wirkung auf ihn habe, war mir gar nicht bewusst, aber es gefällt mir. Sehr sogar. So sehr, dass ich gar nicht mehr weiß, wie lange wir so dastehen. 

"Emily?", flüstert er mir nach einer Weile leise ins Ohr und will mich etwas von ihm wegschieben, doch das lasse ich nicht zu. Dafür fühlt es sich einfach zu gut an. 

"Hm?", murmele ich nur und klammere mich wieder an ihn wie ein kleines Kind. Unter normalen Umständen wäre mir das unangenehm, aber hier und jetzt fühlt es sich perfekt an.

"Ich...ich will das hier auf keinen Fall beenden, aber du solltest etwas essen. Dein Magen hat schon dreimal laut geknurrt." 

"Wirklich?", frage ich ihn überrascht und entferne mich etwas von ihm, damit ich ihn ansehen kann. Atemlos nickt er, während seine Augen über mein Gesicht zu meinen Lippen wandern. Peinlich berührt lasse ich meine Hände von seinem Nacken gleiten und er nimmt seine Arme weg, damit ich ein paar Schritte zurückgehen kann. 

"Du hast das gar nicht mitbekommen?"

"Nein. Irgendwie nicht...", antworte ich ehrlich und ich könnte schwören, dass meine Wangen sich gerade in Feuerbälle verwandeln. Schnell senke ich den Blick, damit er es nicht mitbekommt, doch dafür ist es schon zu spät. 

"Mir hat es auch gefallen", gibt er zu und drückt mein Kinn sanft mit seinem Daumen wieder nach oben. Durch sein Geständnis muss ich ein dämliches Grinsen unterdrücken, doch innerlich mache ich gerade Freudensprünge, weil es ihm genauso geht wie mir. 

"Komm, wir essen etwas. Danach können wir ja weitermachen. Wenn du das möchtest, meine ich", bietet er mir an, während er eine Haarsträhne hinter mein Ohr schiebt und ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten, bis mein Blick auf die Brötchen fällt.

"Oh mein Gott...", entfährt es mir nur und Collin sieht mich besorgt an.

"Was ist los?"

"Finn", bringe ich nur über meine Lippen, doch er schüttelt den Kopf.

"Ich werde das mit ihm klären, aber jetzt sollte er sich erstmal etwas beruhigen. Heute wird er wohl eh kein Wort mehr mit mir reden", erklärt er mir und ich nicke verständnisvoll, allerdings ändert das nichts an meinem schlechten Gewissen. Er wird denken, dass Collin und ich ihn hintergangen haben. Was ja irgendwie auch stimmt. Der Kuss war direkt nach unserem Date...verdammt! Das ist mies! Sehr mies sogar!

"Hey. Mach dir keine Gedanken. Er wird sich schon wieder einkriegen."

"Also ich weiß ja nicht...ich bin ein schlechter Mensch, oder?"

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