Prolog

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Es ist dunkel. Es ist still. Nur ein rotes Licht, in der Ecke, blinkt immer wieder auf. Es wirft schummrige Schatten an die glatten, weißen Wände und der Raum wirkt bedrohlich. Kalt.
Ein starker Geruch von Chemikalien liegt in der Luft.

Und... auf einmal. Ein Geräusch, dass an ein dickes Schwein erinnert.
Jemand schnarcht. Dann ist wieder alles ruhig. Irgendwo schlägt eine Uhr Elf. Das rote Blinken wird schneller und ein leises Rattern ertönt aus der selben Richtung.

Bumm! Die Tür kracht auf.
Weißes, grelles Licht flackert und erhellt den Raum. Dieser ist voll gestellt mit Geräten und Maschinen aller Art. Das rote Licht kommt von einem besonders gefährlich aussehenden Apparat.
Er besteht aus einem silbernen Metallring, an dessen Innenseite kleine spitze Nadeln angebracht sind.

Das Schnarchen war von einem Mann gekommen, der an einem Schreibtisch sitzt, den Kopf auf die Arme gestützt, und tief schläft. Er hat einen langen, weißen Kittel an, eine Schutzbrille hängt ihm von der Nase. Mit seiner pummeligen Gestalt, dem Stupsnäschen und den großen Vorderzähnen erinnert er stark an einen Hamster.

Das Licht scheint ihn nicht zu stören und auch nicht der zweite Mann, der gerade in der Tür erschienen war. Der Hamster schläft einfach weiter.

Der zweite ist groß und breitschultrig, sein Gesicht ist kantig und seine Haut so unnatürlich weiß, dass sie auch aus dem Licht sein könnte, welches von den Lampen an der Decke herunter strahlt.
Seine Augen und sein Haar heben sich beide gut von ihr ab, denn sie sind schwarz wie das Gefieder eines Rabens. In seiner Gegenwart scheint die Luft um zehn Grad kälter zu werden. Lauernd blickt er sich um.

Als er den Hamster am Tisch sieht, knurrt er wie ein bissiger Hund und geht auf ihn zu.

Ein weiterer Schnarcher.

Unsanft schubst der große Mann den Kittelträger. Nichts geschieht.

"Oh verdammt! Wach auf!", brüllt er. Vor lauter Wut tritt er gegen den Stuhl.
Der kippt leicht nach vorne, der Hamster schreckt hoch und stößt eine Phiole um, die neben seinem Arm gestanden hatte.

Ihr eisblauer Inhalt, der weder gasförmig noch flüssig zu sein scheint, ergießt sich über den Tisch.
Ein paar einzelne Tropfen landen auf dem Arm des Hamsters. Sein Blick huscht von dem Gläschen zu dem Fleck Haut der nun leicht zu leuchten scheint. Entsetzen spiegelt sich in seinem Gesicht wieder.

"Du Idiot", zischt er und seine Stimme ist so kalt und hart, dass sie gar nicht zu seinem Äußeren passt.
Das Erste was einem auffällt wenn man in sein Gesicht sieht, sind die Augen.
Die Iris scheint in Flammen zu stehen. In verschiedenen Orangetönen ist sie gefleckt und die Reflexionen des Lichtes lassen die Farben verschwimmen und tanzen.
Doch es liegt keine Wärme darin. Der völlig widersprüchliche Ausdruck von eisigem Feuer kommt einem in den Sinn.

Nun fixieren sie den hoch gewachsenen Mann der seinen Mund leicht verwirrt öffnet.
"Was? Du meinst, dass ist sie?", erwidert er erschrocken, "Und sie funktioniert ?"

Der Hamster setzt zu einer Antwort an, die jedoch in einem Schrei unter geht.
Der pummelige Mann fällt vom Stuhl und windet sich unter Schmerzen am Boden.
"Nein", keucht er. Verzweifelt versucht er seinen zitternden Arm an sein Körper zu pressen.

Sein Partner kann nichts tun, denn vor Entsetzten ist er wie erstarrt. Er kann nur zusehen, wie immer neue Schauer durch den Körper des Hamsters zucken.

"Was, was soll ich tun?", bringt er heraus, sein Gesicht wird sogar noch bleicher. Doch der Hamster reagiert nicht, als hätte er ihn nicht gehört. Oder er kann einfach nicht mehr Antworten.

Das rote Licht an dem mit Stacheln besetzten Apparates ist ausgegangen. Das Surren verstummt. Nur die Schmerzensschreie die mit der Zeit weniger werden klingen in den leeren Gängen wieder.

FeatherskinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt