Goodbye

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Trigger Warnung: Thema Trauer und Verlust




Ich fühlte mich komplett leer. Nichts löste ein Gefühl in mir aus. Nicht, als ich meine rot gefärbten Hände, verklebt vom Blut ansah. Der metallische Geruch lag schwer in der Luft. Es roch nach Blut. Es war überall. Chongyun lag leblos vor mir. Ich hatte mich nur über ihn gebeugt und ihn geschüttelt. Fast wurde ich panisch. Doch das legte sich schnell wieder und ich wurde ruhig. Zu ruhig.

Auch als Xiangling vor mir auf die Knie sank, so herzzerreißend heulte und schrie, fühlte ich nichts. Als Hu Tao, mit einem so leidenden Gesichtsausdruck, den ich noch nie bei ihr sah, den Sarg herrichtete und murmelte: „Ihn will ich nicht begraben... Nicht ihn..“, fühlte ich auch nichts.

Die Beerdigung. Leute aus Liyue, Mondstadt und sogar aus fernen Ländern wie Inazuma kamen vorbei. Doch all die Schluchzer, all die Tränen, nichts berührte mich. Ich fühlte immer noch nichts. Fühlte mich komplett leer.

Abends, ich saß auf meinem Bett, starrte auf seines. Es war schön gemacht. Seine Ecke des Zimmers war immer so ordentlich. Meine das komplette Gegenteil. Ich stand auf, torkelte zu seinem Bett und ließ mich hineinfallen. Das Laken roch noch nach ihm. Ich schloss die Augen, atmete tief den Geruch ein. Bald wurde er verblassen. Bald würde selbst sein Geruch nicht mehr da sein. Fast kam etwas in mir hoch. Fast dachte ich, gleich würde alles hochkommen. Gleich würde ich platzen. Die tickende Zeitbombe, die ich war, wurde fast entzündet. Doch nichts passierte. Auch nicht, als ich die restlichen Tage in seinem Bett liegen blieb. Ich wollte nicht lesen. Ich wollte nicht reden. Ich wollte nicht schreiben. Ich wollte gar nichts. Nur hier liegen und hoffen, dass sein Geruch niemals verblassen würde.

Xiangling besuchte mich, doch als sie mich in seinem Bett liegen sah, brach sie in Tränen aus und rannte davon.

Hu Tao kam vorbei.
„Du musst was essen, verdammt“, sagte sie mit erstickter Stimme, zog mich aus dem Bett. Ich ließ mich von ihr mitziehen. Ich hatte sowieso keine Kraft um mich dagegen zu wehren.
Sie drückte mich auf einen Stuhl, stellte mir eine Schüssel vor die Nase und drückte mir Stäbchen in die Hand. Ich starrte auf das scharfe Gewürz, das auf dem Regal in der Küche stand.

Wen sollte ich ab jetzt damit ärgern? Wer las mir ein Buch vor, wenn ich zu müde war, um selbst zu lesen? Seine Stimme, die sanft wie ein Engel war, wenn er mir vorlas. Seine Finger, kalt, aber sanft, die mir übers Haar strichen, wenn ich meinen Kopf auf seinem Schoß bettete und glücklich lächelnd seiner Stimme horchte. Diese Glückseligkeit die ich dabei spürte. Das Kribbeln in meiner Magengegend. Ich fühlte mich dabei einfach immer wohl. Geborgen. Zu Hause. Und nun?

Wer würde auf mich warten, wenn ich nach Hause kam? Wer würde mich schimpfen, dass ich ein totaler Schmutzfink war? Wer? Wer? Wer?

„Bitte, Xingqiu. Bitte, iss doch was. Bitte“, schluchzte Hu Tao und sank vor mir auf den Boden. Ich starrte sie an. Wieso war sie so? Sie war noch nie so gewesen. Langsam streckte ich die Hand aus, hielt dann jedoch inne, bevor ich ihren Kopf streicheln konnte. Ihr gesamter Körper zitterte.
Ich ließ die Hand sinken, starrte auf den Tisch.

Wem sollte ich nun helfen? Wen sollte ich auslachen? Wem sollte ich Geld leihen? Wen sollte ich umarmen, wenn es mir schlecht ging? Wen? Wer? Wem?

Hu Tao ging. Ich verstand nichts. Hatte sie etwas gesagt? Wieso weinte sie?
Sie ging. War weg. Wie er.

Doch sie kam wieder. Anders als er. Sie kam wieder, aber nicht alleine. Mit einer verheulten Xiangling, und ihrem Vater, der einen panischen Gesichtsausdruck hatte, als er mich ansah. Irgendwann kam dann auch Baizhu, der mir irgendwas einflößte. Qiqi war auch da, die kleine Qiqi, die meinen Arm streichelte und mich besorgt ansah, obwohl sie selten einen anderen Gesichtsausdruck hatte.

Goodbye, dear Chongyun | Xingqiu x Chongyun OS | Genshin ImpactWo Geschichten leben. Entdecke jetzt