Tödliche Begegnung

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Wenn James daran zurückdachte, wie alles begonnen hatte, wurde ihm im Nachhinein bewusst, dass er niemals an diesem einen Tag nach Hogsmeade hätte schleichen sollen.

Es war eine dieser typischen, windig-kalten Herbstabende gewesen, die man mit einer Tasse Tee und einem spannenden Buch in den Händen in einem geheizten Raum verbringen sollte. Viele seiner Klassenkameraden waren auch nach diesem Beispiel vorgegangen und hatten es sich im Gemeinschaftsraum oder in ihren Schlafsälen gemütlich gemacht, statt sich draußen im Dunkeln bei diesem trostlosen Wetter etwas einzufangen.

James war natürlich, wie immer, der Sonderfall unter seinen Klassenkameraden gewesen. Er hatte niemals sonderlich großes Gefallen gehabt an anhaltender Rumsitzerei oder an ruhigen Aktivitäten wie das Lesen eines Buches - dies hatte er stets lieber seinem jüngeren Bruder Albus überlassen.
Daher hatte es ihn auch an jenem Tag nach draußen getrieben, und zwar nach
Hogsmeade; das beliebte Zaubererdorf in der Nähe Hogwarts', das jeden Erst- und Zweitklässler mit Sehnsucht auf das dritte Schuljahr warten ließ.
Das Dorf mit seinen prallgefüllten Süßigkeitenläden, warmen Gasthäusern und seinem berüchtigten Scherzartikelladen durfte nämlich lediglich von Drittklässlern und aufwärts besucht werden.

Jedenfalls hatte James sich den Unsichtbarkeitsumhang seines Vaters und die Karte der Rumtreiber geschnappt - er hatte Dad glücklicherweise überreden können, sie mit nach Hogwarts schmuggeln zu dürfen - und war durch eine der sieben Geheimgänge in das Dorf geschlichen. Genauer genommen, zu Zonkos Scherzartikelladen.
Er hatte nämlich vorgehabt, dem Ladeninhaber mit seinen eigenen Scherzartikeln einen Streich zu spielen. Das war ursprünglich Freds Idee gewesen, aber da der Muffel lieber im Bett gelegen hatte als mitzukommen, hatte James den Plan eben alleine in die Tat umsetzen wollen.

Versteckt unter dem Zauber seines Unsichtbarkeitsumhangs, war er den Weg hinauf zum Zentrum des Dorfes gelaufen, an dem sich die ganzen Läden und Märkte befanden, und dann hatte er es gesehen;
ein goldenes Funkeln in einer Traufgasse, verborgen im Schatten der eng nebenbeinander liegenden Häuser des Dorfes. Von seiner Neugierde geleitet, hatte James den golden leuchtenden Gegenstand aufgehoben und sogleich gemerkt, dass es tatsächlich ein Zeitumkehrer war, den er in seinen halberfrorenen Fingern hielt.

Zu sagen dieser außergewöhnliche Fund hätte ihn überrascht wäre untertrieben - es hatte ihn gänzlich erschüttert.
Zeitumkehrer fand man nämlich nicht einfach so in einer engen, dunklen Gasse. Bei diesen Dingern handelte es sich um uralte, magische Artefakte, die unter strenger Überwachung standen und nicht einfach so jeder dahergelaufenen Person überreicht wurden.
Daher war James' erster Instinkt auch gewesen, diese schwerwiegende goldene Uhr wieder zurückzulegen und so zu tun, als hätte er sie nie gesehen.

Gleichzeitig war sein Name aber auch
James Sirius Potter - und allein diese Namenskombination sollte jeden, der ihn kannte, zu dem Schluss kommen lassen, dass er keinesfalls jemand war, der sich großartig um Regeln und Vorschriften kümmerte.

Er war ungefähr sechs Jahre alt gewesen, da waren Onkel Ron und Tante Hermione zu Besuch gekommen mit seiner Cousine Rose.
Während die Erwachsenen Tee trinken und tratschen würden, hätte James dann mit Rose spielen müssen.
Als Kleinkind hatte er jedoch in der vierjährigen Rose, die ständig nur an Bilderbüchern geklebt und keinen Sinn für Scherze und Abenteuer gehabt hatte, mehr eine Last gesehen als einen Spielpartner.
Daher hatte er das getan, was er seit kleinauf jeder Person antat, die er spießig fand - er hatte ihr einen Streich gespielt.

Während eines unaufmerksamen Moments ihrerseits hatte er ihr Buch genommen und auf die Seite, die sie gerade las, eine täuschend echt wirkende Spinne platziert.
Rose, die Onkel Rons berüchtigte Spinnenphobie geerbt hatte, hatte natürlich einen Schrei ausgestoßen, der einer Todesfee Konkurrenz gemacht hätte und James hatte von seiner Mutter eine ebenso laute Standpauke erhalten, die danach noch Stunden in seinen Ohren nachgeklungen hatte.
Doch nachdem das ganze Theater zuende gewesen und Onkel Ron und Tante Hermione nach ihrer letzten Tasse Tee mit ihrer traumatisierten Tochter zurückappariert waren, hatte er seine Mutter und seinen Vater leise im Wohnzimmer diskutieren hören;

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