Kapitel 1 - Aidens Sicht

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Ich hörte meine Schwester seufzen.„Willst du wirklich mit auf dieses Schiff, Aiden?", fragte siemich. Ich nickte. „Ja und versuch nicht mir das wieder auszureden."Sie murrte. „Aber Aiden, was wenn dir was passiert?" Sie klangbesorgt. Ich schüttelte den Kopf. „Mir wird nichts passieren",versprach ich ihr. Sie war die ältere, auch wenn sie nur 2 Jahreälter war, und dementsprechend sorgte sie sich um mich. UnsereEltern waren kurz nach meiner Geburt gestorben, wir hatten im Heimgelebt, wo wir nur uns hatten. Ich verstand ihre Sorge um mich, aberwas sollte schon passieren. Sie seufzte erneut. „Na schön, von miraus. Fahr eben" Ich sah sie ungläubig an. Normalerweise ändertemeine Schwester ihre Meinung nicht so schnell. „Danke", meinteich, lächelte und umarmte sie. Meine Schwester erwiderte meineUmarmung. Für einen ziemlich langen Moment herrschte Stille, bismeine Schwester diese unterbrach. „Na dann geh mal deine Sachenpacken", meinte sie. Ich nickte. Das Schiff würde um 2 Uhr Morgenfrüh ablegen, also musste ich schnell packen, damit ich mich danachausruhen konnte. Verabschieden musste ich mich von niemandem, dennFreunde hatte ich keine. Nur meine beiden Wölfe Shiro und Luka, aberdie würde ich mitnehmen. Shiro war ein Timberwolf mit schwarzem Fellund Luka ein europäischer Wolf mit weißem Fell. Ich liebte diebeiden Wölfe und sie waren mir, nach meiner Schwester, daswichtigste im Leben. Ich packte meine Sachen, während ich etwasnachdachte. Ich packte nur ein paar Klamotten ein, meine Gitarre undeinen Block und Stift. Mehr brauchte ich nicht. Dann legte ich michschlafen. Das Abendessen ließ ich ausfallen, ich war niemand dernicht mal auf eine oder zwei Mahlzeiten verzichten konnte. Ich habefrüher in einem Heim gelebt, mit meiner Schwester zusammen, und auchda schon hatte ich zwangsläufig Mahlzeiten ausfallen lassen müssen,wenn andere mir das Essen weggenommen hatten. Allgemein war ich immernur der Fußabtreter für alle anderen. Ich legte mich jedenfalls hinund schlief recht schnell ein.

In dieser Nacht jedoch hatte ich einenseltsamen Traum. Ich war auf einem Schiff, wir gerieten in einenschrecklichen Sturm und unser Schiff sank. Shiro und Luka paddeltenverzweifelt im Wasser auf ein Stück Holz zu und mich traf irgendwasam Kopf.

Ich schreckte auf und sah mich hektischin meinem Zimmer um. „War das... nur ein Traum?", fragte ich michleise. Ich atmete ein paar mal durch um mich zu beruhigen und legtemich dann wieder hin. Der Traum hatte sich so seltsam real angefühlt,wie als wäre es wirklich passiert. Wie sollte ich das verstehen? Alseine Art Warnung? Vorerst jedenfalls legte ich mich wieder hin. DenRest der Nacht schlief ich erstaunlich ruhig. In der Nacht war esmeine Schwester die mich weckte. „Komm schon Aiden, du bist spätdran", meinte sie. Ich sprang auf, rannte schnell ins Bad um michumzuziehen, ehe ich Shiro und Luka weckte. Die beiden Wölfestreckten sich und gähnten, ehe sie zu mir tappten. Ich nahm meineTasche und verabschiedete mich noch schnell von meiner Schwester. Ichwürde sie vermissen, aber eine Gelegenheit wie diese bekam ichwahrscheinlich kein zweites Mal. Ich lebte in Ohio, nahe der StadtCincinnati. Um zum Hafen zu kommen musste ich etwa 5 Stunden mit derBahn fahren und mehrmals umsteigen. Stören tat mich das nicht, ichschlief während der Fahrt einfach noch etwas. Ankommen tat ichgerade noch pünktlich, also sprang ich aus der Bahn und rannte zumeinem Schiff. Sonderlich modern war dieses eigentlich nicht, abertheoretisch sollte es ausreichen. Nun ja ich wusste zwar, dass esgefährlich werden könnte, da die Strecke, die wir fuhren, unteranderem durch das Bermudadreieck verlief, aber warum sollte ich Angsthaben? Was sollte denn passieren?

Ich ging also an Bord des Schiffes,verstaute mein Gepäck und stellte mich ans Bug des Schiffes. Es warein relativ großes Schiff mit dementsprechend vielen Menschen anBord. Ich war eigentlich nicht gern unter Menschen, zumindest nichtwenn es viele waren. Ich stand also am Bug des Schiffes undbeobachtete das Wasser. Ich hatte seit meiner Kindheit das Wassersehr geliebt, war beim Wasser gewesen wann immer ich konnte. Ichseufzte. Diese Zeit war lange vorbei. In den letzten Jahren hatte ichkaum die Gelegenheit gehabt am Wasser zu sein. Entweder hatte ichnicht genügend Zeit oder schlicht und einfach keine Lust auf denlangen Weg. Jetzt jedoch, als ich wieder auf einem Schiff stand, demWasser so nah war, wusste ich, was mir all die Jahre gefehlt hatte.Ich blieb eine Weile, in meine Gedanken vertieft, so stehen, diebeiden Wölfe neben mir, ehe mir jemand Bescheid sagte, dass esAbendessen gab.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 30, 2022 ⏰

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