Eins

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Es war mitten in der Nacht, als mich ein ungewohntes Geräusch aus dem Schlaf riss. Mit einem Ruck saß ich aufrecht im Bett und schaute verwirrt durch mein Schlafzimmer. Kurz erschlich mir der Gedanke, ich hatte mir nur eingebildet etwas gehört zu haben doch in dem Moment hörte ich wieder dieses Geräusch.
Verwundert griff ich zu meiner Lampe neben dem Bett, um das Licht anzuschalten, das Geräusch was durch meine Wohnung hallte klang fast wie ein Hahn der krähte.
Als ich nichts bewegen sah, machte ich mich aus dem Bett, um auf Zehenspitzen durch die Wohnung zu schleichen. Das seltsame Geräusch kam aus dem Badezimmer und als ich um die Ecke kam, sah ich meinen Kater in der Mitte des Raumes sitzen, der sich aus vollem Leib auf meinem Badvorleger übergab.

Mir erschlich sich ein leises Lachen bevor ich mich zusammenreißen konnte, um einen Lappen zu holen. Bei meiner Rückkehr saß Tequila immer noch an derselben Stelle und es hatte nicht den Anschein, dass er sich dort in geraumer Zeit wegbewegte. Mit einem immer größeren Mitleidsgefühl in meiner Brust nahm ich neben meinem kleinen Fellbundel Platz und streichelte sanft über einen Rücken.


Das Erbrochene sah nicht danach aus, als hätte er sich mal wieder an meinen Pflanzen bedient wie als wäre es ein Buffet für ihm, was mich etwas mehr besorgt werden ließ. Denn wenn er nicht grade versuchte meine teuer erworbenen Pflanzen als Magenreiniger zu benutzen, hatte er den ungewöhnlichen Fetisch alles aus Silikon oder Plastik zu verspeisen was in seine kleinen Pfoten geraten konnte.


In meinem Kopf rasten die Gedanken, was er wohl gefressen haben konnte, doch ich hatte die letzten Tage nichts bemerkt was er gefressen haben könnte.
Ich wusste, dass Katzen schnell austrocknen konnten, wenn sie sich erbrachen und bei der Menge die Tequila in meinem Vorleger versenkt hatte, erschlich mich das immer größer werdende ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte.

Eine Weile saßen wir nebeneinander auf dem Boden, wo ich ihm weiter über den Rücken streichelte während er zwanghaft versuchte weiter irgendetwas hochzuwürgen. Doch irgendwann sah er wohl ein, dass es nichts brachte und schlich sich aus dem Bad nur um sich dann auf dem Flur auf meiner Jacke, die ich achtlos am Abend auf den Boden geworfen hatte, einzurollen. Mein Herz schwall auf eine unangenehme Art an und zog sich gleichzeitig zusammen als ich versuchte meinen Badvorleger trocken zu tupfen.

Es machte wenig Sinn, ich würde ihn eh waschen müssen, doch das Gefühl wenigstens etwas im Griff zu haben lies mich den Vorleger noch etwas abschrubben bis ich ihn schlussendlich vom Boden aufsammelte und ihn in die Waschmaschine schmiss. Zurück auf dem Flur beobachtete ich noch einen Moment Tequila, bevor ich mich in die Küche begab, um eine kleine Schüssel mit Wasser zu befüllen, die ich dann neben ihm auf dem Boden platzierte.

Mit einem tiefen Seufzer machte ich ein paar Schritte bis ich wieder in meinem Schlafzimmer stand und sah auf die Uhranzeige meines Weckers.

03:25 Uhr

Jetzt brauchte ich mich eigentlich auch nicht mehr hinlegen, schoss es mir durch den Kopf. Mein Wecker würde in ein paar Stunden schon wieder klingeln, um mich an die grausame Realität namens Verpflichtungen zu erinnern. Mit dieser erschütternden Erkenntnis drehte ich mich wieder um und stapfte in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen.

Während ich darauf wartete, dass das Wasser kochte ließ ich parallel auch schon einmal meinen Laptop hochfahren und schnappte mir meine Kuscheljacke, die ich immer in meiner Wohnung trug, wenn ich allein war, um sie mir überzuwerfen. Dann rief ich meinem Home-Assistenten zu das Radio anzustellen und kurz darauf füllte meine Wohnung der leise Klang von einem Standard Remix, die so gut wie jeder Radiosender nach 23 Uhr spielte.

Als das Wasser heiß war füllte ich meine Kaffeepresse und füllte wenige Minuten später konnte ich meine Tasse mit dem heißersehnten Koffeinkicker füllen. Zwar wusste ich, dass es vielleicht nicht die beste Idee war mir um die Uhrzeit nach nur wenigen Stunden Schlaf direkt eine Tasse Kaffee einzukippen, aber anders würde ich den Tag wahrscheinlich nicht überstehen.

Bewaffnet mit dem Kaffee in der Hand nahm ich an meinem Tisch in der Küche Platz und öffnete den Browser an meinem Laptop. Mit einem Blick durch die Tür konnte ich auf Tequila sehen, der sich soweit eingerollt hatte, dass er kaum Raum einnahm auf der Jacke.

Mein Herz schmerzte ein wenig und ich schweifte mit meinen Gedanken wieder zurück zu der Frage, was er wohl gefressen haben könnte. Und während ich die letzten Tage durchging erschlich sich langsam in meinem Kopf eine Erinnerung zurück in mein Gedächtnis, welche die Röte in mein Gesicht schießen ließ und ich schlug mir die Hände vors Gesicht.

Am vergangenen Wochenende hatte ich mit meinen Kollegen von der Arbeit ein wenig zu tief ins Glas geschaut und war am Abend mit jemanden nach Hause gekommen. Was jedoch nicht das war, was mir das Unangenehme daran war. Viel mehr der Fakt, dass ich am Morgen danach als ich die letzten Spuren der Nacht vernichten wollte, einen zerfetzten Penisring auf meinem Schlafzimmerboden gefunden hatte.
Bis zu dem Moment dachte ich, er wäre vielleicht durch anderweitige Zufälle kaputt gegangen und hatte ihn einfach entsorgt, aber auf einmal machte es viel mehr Sinn.

"Oh Scheiße" murmelte ich vor mich hin während ich einen Schluck von meinem Kaffee nahm.

Völlig peinlich berührt widmete ich mich wieder meinem Laptop und tippte in die Suchzeile "Tierärzte in der Nähe" ein.

Wie sollte ich das nur jemanden erklären?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 06, 2022 ⏰

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