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„Runter da, sofort."

Das blondierte Mädchen giftete mich dämlich von der Seite an. Genervt schmiss ich nun auch meinen zweiten Koffer auf das Bett neben mir. Demonstrativ entleerte ich den ganzen Inhalt auf der grauen Matratze, welche ungewaschener aussah als die Unterwäsche von Molly Wilson. Nie mehr werde ich dieses Bild aus meinem Kopf bekommen können. Sie, in voller kurvenreicher Pracht, vor mir. Bis auf einen viel zu kleinen Bh und einem Omaschlüpfer nichts mehr, was ihre Cellulite bedecken konnte. Das ich nach diesem Anblick kotzen musste ist nicht einmal gelogen.

„Verzieh dich doch." entgegnete ich barsch und warf mich ebenfalls auf das vollbeladene Bett.
Federn fingen an zu quietschen und ein intensiver Schmerz durchzog mein knackigen Hintern. Autsch. Ich dachte die Matratze ist wie Seife. Seife schmeckt nicht wie sie riecht. Projiziere ich dies auf das Bett, ist es eine Lüge. Nicht nur das es unbequem aussieht, es ist tatsächlich so. Scheiß Seifentheorie.

„Verpiss dich von meinem Zimmer, niemand hat dich eingeladen."

Mein Klugscheißermodus meldete sich nun zu Wort. Erstaunlich, dass ich überhaupt einen besitze, dies ist nämlich voll uncool.

„Tatsächlich steht die Zimmernummer auf meinem Schlüssel drauf, den mir der Öko-Weihnachtsmann gegen Anfang überreichte." ich erhob einen Zeigefinger um meine Aussage zu unterstreichen.

Miss 'Ich bin eigentlich nicht blond, aber tue jetzt mal so' schien fast vor Wut zu explodieren. Mit hochrotem Kopf marschierte sie auf mein sogenanntes Bett zu. Ich lag einfach nur da und schaute ihr amüsiert zu. Provokation ist schließlich eine meiner Stärken.

„Geh da sofort runter du.."

„Du, was?" hakte ich lachend nach.

„Du Nilpferd, das auf Crack ist und heimlich Winx Club suchtet."

Unbeeindruckt lehnte ich mich in den Klamottenhaufen zurück. Eigentlich einfallsreich, aber das zuzugeben wäre doch dumm, dafür gewinne ich einfach viel zu gerne.

„Wie einfallslos." log ich.

Die verunstaltete Möchtegern Barbie stöhnte genervt auf und kehrte mir den Rücken. Es schien, dass sie etwas suchte. Vielleicht hatte sie vor mich mit ihrer Nagelpfeile zu töten, wäre mir ganz recht. Ob das geht? Also, mit einer Nagelpfeile Menschen umbringen meine ich. Cool wäre es natürlich.

In der Zwischenzeit sah ich mich im Raum um. Zwei Betten, ein Tisch und eine Kommode jeweils neben dem kleinen Fenster gegenüber von mir, war das einzige Mobiliar hier. Die Wände waren in einem grellen Gelb gestrichen und mit Braunen Streifen 'verschönert' worden. Sah aus als ob ein Baby dagegen gereiert hätte. Ein Wort reichte um dieses Zimmer zu beschreiben. Geschmacklos. Aber Würgreflexbeschleuniger hätte es auch getan.

Die 'gefakte Barbie aus der Billigabteilung im Supermarkt' war wohl endlich fertig mit dem durchwühlen ihrer Sachen und hielt triumphierend ein Klebeband in die Höhe.

„Ich habs" lachte sie und drehte sich wieder arrogant zu mir.

Ich verstand nicht ganz und schaute das Mädchen vor mir verstört an. Ein Klebeband. Wow. „Willst du mir jetzt den Mund zu kleben?" Wäre zumindest das einzig logische in diesem Moment.

„Nein, noch besser. Obwohl das eine gute Idee wäre." Sie fasste sich nachdenklich an ihr Kinn und tat so als ob sie sich meinen Vorschlag überlegen würde.

„Mich ans Bett fesseln und hemmungslos durchnehmen?" Oh ich kann so pervers sein. Kein Wunder das Jessica mich früher dafür hasste, aber die war geil, ich kann nichts dafür. Das sprudelt bei mir einfach so raus.

Sie verdrehte die Augen und machte dabei ein angewidertstes Gesicht. „Arschloch"
Ich grinste breit. Da ist er ja wieder; mein alter Spitzname. Wie Musik in meinem Ohren.

Sie beugte sich in der Mitte des Raumes und setzte sich nun auf den kahlen Boden. Ich machte keine Anstalten sie zu fragen was sie da genau macht, auch wenn sie ziemlich verrückt wirkte.
Das Klebeband platzierte sie knapp unter dem Fenster, welches sie weiter zwischen unseren Betten zog und dann bis zur Mitte der Tür. Der Raum war nun in zwei geteilt.

„Das da" fing sie an und stellte sich nun wieder hin, während sie in meine Richtung zeigte „ist deine Seite." Ich schmunzelte. Dafür war also der Aufwand. „Und die hier ist meine. Du setzt keinen Fuß auf meine und ich nicht auf deine, verstanden?" Das Blondinchen klang ganz schön streng. Vorsichtig nickte ich, auch wenn mir das alles nicht so ganz geheuer ist.

„Kann es sein, dass du psychisch labil bist?" grinste ich herausfordernd.

„Und kann es sein, dass du aus Arschlochhausen kommst?" Sie lächelt zuckersüß und klimpert mit ihren Wimpern.

„Kansas" korrigierte ich wahrheitsgemäß. „Und du bist bestimmt von Ken aus Kalifornien entlaufen." Erst jetzt wird mir klar, dass ich so einen Unsinn weiß. Allein schon, dass der Lover von Barbie Ken heißt sagt alles.

„Fick dich Bloom." Bloom? Ach ja, die alte aus Winx Club. Scheiße, ich weiß schon wieder so einen Müll. Irgendwie peinlich. Muss ich schon sagen.

„Hat ich schon, Barbie und die zwölf kackenden Prinzessinnen." konterte ich.

„Ach, Leck mich doch."

„Lass mal." grinste ich nun und hob den Mittelfinger in die Luft. Und irgendwie hab ich den Drang mir die Pulsadern aufzuschneiden. Noch achtunddreißig Tage dann bin ich sie los, aber ich schaff das schon in vierzehn.
Ich geb' mir zwei Wochen bis ich Godfield von meinem gesunden Verstand überzeugt habe und mit Gepäck auf den Bus Zurück warte. Und das letzte was ich machen werde, ist den Mittelfinger zu zeigen und die anderen als Lutscher zu bezeichnen. Halt mit viel Stil.

„Bradley? Quinn? Die Gruppentherapie beginnt gleich."

Der Ökofreak vom Nordpol steht überglücklich im Türrahmen und kratzt sich geduldig am Bart. Quinn also. Barbie gefällt mir besser. Ich bleib bei Barbie. Oder Hackfresse. Was sich halt anbietet.

Jetzt heißt es wohl auf in den Kampf. Ohne Rüstung, aber der Button beschützt mich ja mit seiner Liebespower. Fehlt nur noch ich in einer knappen Windel mit Pfeil und Boden bewaffnet, dann drohe ich meinen Feinden bestimmt noch mit dem Todesstrahl der Liebe.

Ach verdammt, warum konnte ich nicht einfach Entertainer oder so werden?

The NutellaalienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt