Kopf Gespenster und Gefühls Blockaden

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Pov Clay

Schweigend saß ich im Unterricht. Abgelenkt von den Stimmen in meinem Kopf die sich wie ein Horde wilder Tiere raufen, nur um gehört zu werden, von mir. Mittlerweile konnte ich es sehr gut ausblenden, nur heute nicht. Niemand wusste es, keinem erzählte ich es jemals, außer meiner Mutter, da Schitzophrenie nun leider auch vererbbar ist hatte ich es von ihr. Es tritt nur zum Glück nicht so stark auf.

Mit meinen Augen verfolge ich die Tropfen die an der Fensterscheibe langsam ihr eigenes Wettrennen gewinnen. Ein Spiel das Lebens. Jeder hat seine eigene Geschichte die er schreiben muss. Während die Wassertropfen weiter hin die Scheibe hinunter kullern und das Wasser aus den Wolken fällt wandert mein Blick weiter durch das Klassenzimmer. Irgendwann hing er sich an den brünetten Schopf zwei Reihen vor mir. Heather, seit der Grundschule schlug mein Herz höher wenn ich sie sah. Ich stuppste den jungen vor mir an.

"Pssst, hey! Frag Heather mal für mich nach ihrer Nummer". Der junge nickte und tippte nun Heather auf die Schulter. Anschließend drehte sie sich um und ich lächelte sie an. Zwei Minuten später flog mir ein Zettel an den Kopf. Ich faltete ihn auseinander. Ja, ihre Nummer. Endlich.

'Du glaubst nicht ernsthaft das sie jemandem wie dir ihre Nummer geben würde'

'Selbst wenn, mit dir hält sie es eh nicht lange aus'

'Bilde dir nichts ein! Was soll sie schon von dir wollen. Du bist krank'

'Hast du es etwa vergessen, hast du uns etwa vergessen? Vergiss sie'

Mein Kopf zerbrach noch unter ihnen. Nie hatte ich diesen Kreaturen einen Namen gegeben, geschweige denn geben wollen. Nie wollte ich sie wahr haben, ich dachte sie wären eine Fantasie der Kindheit, ein Gespenst der Jugend eine Einbildung meiner selbst, nein, sie waren der Teil von mir denn niemand sehen konnte. Für den ich nie ernst genommen geworden war. Ich erzählte es niemandem weil es meiner Mutter nie geglaubt wurde. Mein Vater schickte sie in eine Psychiatrie, es war nicht der falsche Ort für sie es ging ihr nämlich richtig schlecht, es war der falsche Grund aus dem sie dort war. Man dachte sie sei unter dem Stress, dem Druck der Gesellschaft der Tag für Tag auf den Schultern meiner unglaublich jungen Mutter lastete, zerbrochen und verrückt geworden. Sie konnte den Standard einer Frau nicht erfüllen, sie war nicht stark genug für die Rolle des braven Weib's das zu Hause zu sein hatte. Das sahen alle anderen. Doch für mich war sie die stärkste Person die ich je kennengelernt habe und das ist sie heute noch, sie konnte es ganze zwanzig Jahre ohne Hilfe allein schaffen, nur in dem einen Moment in dem sie ein einziges mal richtige Hilfe benötigte, wandte sich jeder ab. Niemand wollte was mit einer verrückten zu tun haben. Kein einziges Familien Mitglied stärkte ihr den Rücken, niemand, nicht mal mein Vater, stattdessen ließ man sie einweisen. Man hatte sie wie eine Fehlproduktion mitgenommen und versucht zu reparieren. Hätte man sie aus dem richtigen Grund dort hingeschickt, könnte es ihr heute besser gehen, falsch, es würde ihr heute besser gehen. Sie hätte nicht umsonst 10 Jahre ihres Lebens mit Tabletten die nichts bezwecken und der falschen Therapie verschwänden müssen. Wie kann eine doch so verachtende Gesellschaft so von Unnützlichkeit und Inkompetenz geplagt sein.

Deshalb möchte ich nicht das es jemand weiß. Ich will nicht der Außenseiter sein, der der verachtet wird für etwas woran er keinerlei Schuld trägt. Das wünsche ich niemandem also auch nicht mir. Jeder hat das Recht das Leben zu führen das er sich wünscht und verdient, also warum sollte ich mir dies nehmen lassen wenn doch jeder ein Recht drauf hat und es selbst entscheiden darf?

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Pov George

Meine Mutter öffnete den Briefumschlag, langsam flogen ihre Augen über die Zeilen. Ihre Augen weiteten sich und es liefen vorsichtig ein paar Tränen an ihrer Wange hinunter. Aufeinmal schloss sie mich in eine feste Umarmung. Ich riss vor Schock die Augen auf, da erblickte ich in der Spiegelung des Flurspigels den Text und entzifferte ihn.

" Diagnose: Autismus (ASS)
Ihr Sohn George Davidson ist weder in der Lage Gefühle zu erkennen noch sie zu deuten, gestörte soziale Interaktion, beeinträchtigte Kommunikation, wie das empfinden von Empathie fehlen fast vollkommen"...

An diesen Moment konnte ich mich gut erinnern. Damals als mir Autismus diagnostiziert wurde. Ich konnte nicht ahnen das es doch so ein Ausmaß tragen würde. Wie sollte ich auch? Schließlich bin ich fünfzehn Jahre ohne es zu wissen damit ausgekommen. Ich lebte mein Leben normal weiter als wäre nie etwas passiert, doch meine Mutter? Für die brach eine Welt zusammen. Sie wusste welche Schwierigkeiten es mit sich bringen würde, welche Einschränkungen und welche Türen mir für immer verschlossen sein werden. Trotzdem kann meine Mutter stolz auf sich sein, sie hatte sich viel Zeit und Unterstützung genommen. Dank ihrer Liebe tritt das Autismus-Spektrum-Syndrom in abgeschwächter Form auf. Ich kann nun durch professioneller Hilfe jedes zucken, jede Veränderung und jedes anspannen eines Muskels im Gesicht zu einem Gefühl zuordnen. Ich kann erkennen wenn jemand über seine Gefühle lügt und weiß welcher Gesichtsausdruck zu welcher Emotion gehört. Aber sie zu verstehen ist die eine Sache, das nachempfinden ist immer noch fast unmöglich, richtig zu handeln wenn es jemandem schlecht geht fällt mir schwer und Sarkasmus oder Ironie verstehe ich gar nicht und löst Panik im mir aus. Warum sagt man etwas und fühlt dann was ganz anderes? Das ergibt doch keinen Sinn, wenn ich etwas trauriges sage muss es mir doch auch schlecht gehen. Dieser Konflikt der dann in meinem Gehirn stattfindet ist wie wenn dir jemand versucht zu erklären das dass eine gelbe Banane ist, hält aber einen grünen Apfel in der Hand.

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Fragen zu Autismus oder Schitzophrenie bitte hier                 ->

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mega freuen eure Meinungen
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Ich hoffe man merkt wieviel Mühe ich mir gegeben habe :]

Es wird nur leider sehr selten geupdatet weil ich ja noch 3 andere Storys am laufen habe. Ich hoffe einfach das ist nicht schlimm.

Please, never stop texting me back ! DNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt