Mit einem Seufzer öffnete er die Tür zur Küche. Eigentlich erwartete er niemanden mehr um diese Zeit, schließlich war es 23 Uhr. Deshalb überraschte es ihn umso mehr, seine Schwester Mia und seinen Bruder Alex am Küchentisch sitzen zu sehen.
Mia saß über ein Buch gebeugt und machte sich Notizen. Das Buch schien irgendwas mit Medizin zu tun zu haben. Sein Blick wanderte zu seinem jüngsten Bruder, der konzentriert malte.
„N' Abend.", sagte er und durchquerte die kleine Küche in drei Schritten. Er steuerte den Kühlschrank an und öffnete die leicht rostige Tür.
„Hi!", sagte Mia und streckte sich. Sie seufze zufrieden, als ihr Rücken durch die Bewegung knackte.
„Wann fängt deine Schicht heute an?", fragte sie interessiert, während sie ihren Kopf auf ihrer Hand abstützte.
„Um 12, wie immer.", begann Manu, er ließ seinen Blick durch den Inhalt des Kühlschranks schweifen bis er das fand wonach er suchte, eine Dose billig Cola vom Discounter. Er brauchte einfach sein Koffein, um wach zu werden. Er hatte schon mehrmals versucht auf Kaffee umzusteigen, alleine schon aus Preisgründen, aber er war noch nie so der Typ für bittere Getränke.
Er drehte sich um und sein Blick fiel erneut auf seinen Bruder „Alex, warum bist du noch wach? Hasst du keine Schule morgen?", fragte er in einem strengen Ton. Der 11-Jährige zuckte zusammen, als hätte er gehofft, dass sein älterer Bruder ihn einfach übersehen würde. Mit einem angenehmen Zischen öffnete Manu die Cola Dose und nahm einen großen Schluck, während er seinen Bruder fordernd ansah.
„Ich habe einen Elternbrief bekommen, es sind Eltern Sprechtage und Mama kann ja nicht gehen.", erklärte er und reichte Manu ein gefaltetes Stück Papier.
„Hättest du das nicht in mein Zimmer legen können?", erwiderte der Ältere und faltete das Blatt auseinander. Er überflog den Text, welcher alle Eltern bzw. Vormünder darüber informierte, dass der Elternsprechtag diesen Freitag stattfinden würde. Eine kleine handgeschriebene Notiz am unteren Rand des Blattes fiel ihm in Auge.
„Sehr geehrte/r Herr/Frau Büttinger, ich muss mit ihnen dringend über Alex' Leistungen sprechen, bitte stellen Sie sicher dieses Mal zu erscheinen!"
Manu seufze, es tat ihm immer noch Leid, dass er es fast nie zu den Elternsprechtagen seiner jüngeren Geschwister schaffte, aber er musste ganz nebenbei auch noch seine vier Geschwister und seine kranke Mutter versorgen.
„Meine Lehrerin meinte, ich soll, dir den Brief persönlich geben, weil es wichtig ist", sein Bruder zuckte mit den Schultern. „Ja, das seh ich", antwortete Manu und fische in seiner Hosentasche nach seinem Handy. Er scrollte durch seinen Terminkalender und verglich diesen mit den Zeitfenstern auf dem Zettel. Diesen Freitag sah es tatsächlich mal ganz gut aus. Er hatte das ganze Wochenende wegen Renovierungsarbeiten in dem Laden, in dem er arbeitete, frei.
Er kreuzte das Zeitfenster 16 bis 16:15 an, setze seine Unterschrift darunter und gab den Zettel seinem Bruder wieder.
„Du kannst kommen?!", fragte dieser ungläubig und schaute den Älteren mit großen Augen an. „Ja, diesen Freitag hab ich Zeit, aber du solltest jetzt wirklich ins Bett bevor ich es mir anders überlege.", er lächelte seinen jüngeren Bruder an und zog ihn in eine Umarmung.
„Mach ich!", antwortete er fröhlich und packte seine Sachen zusammen. Wenig später verließ er den Raum und Manu setzte sich zu seiner Schwester an den Küchentisch.
Sie sah ihn mitleidig an „Noch ein Jahr, dann bin ich 18 und kann auch mehr Verantwortung übernehmen", meinte sie entschlossen. Manu war zwiegespalten, klar wäre es schön, wenn er sich nicht mehr alleine um alles kümmern müsste, andererseits wollte er nicht, dass seine Schwester, was ihre Träume anging, zurückstecken musste.
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Beyond Reality [Kürbistumor]
FanfictionWas ist DIE Realität? Während Manu im sich selbst, seine kranke Mutter und seine vier Geschwister irgendwie finanziell in einer instabilen Welt voller Mutanten durchbringen muss, hat Patrick Probleme damit, Freunde und Unterstützung in einer von...