Arzttermin

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Patrick zuckte heftig zusammen, als er spürte, wie sich seine Stimme in der Dunkelheit verlor und er hochschreckte. Er lag immer noch in seinem Bett, aber alles drehte sich.

Es dauerte nicht lange, bis ihn die altbekannte Morgenübelkeit begrüßte, die ihn seit ein paar Tagen begleitete. Genervt drehte er sich um und griff nach seinem Handy.

12:18? Er realisierte es erst gar nicht, bis er sah, dass er fünf ungelesene Nachrichten von Lea hatte.

10.34: Ich fahre so gegen 12 zu dir okay?

11:13: Ist das okay?

11:46: Sag nicht, du schläfst noch?

12:05: Ich fahre jetzt los.

12:06: Es ist mir egal, ob du wach bist oder nicht, du gehst zu diesem Termin!!

Er setzte sich schlagartig auf. Stimmt, der Termin!

Er sprang auf und griff nach den nächstbesten Klamotten auf dem Boden. Einer schlichten blauen Jeans und einem schwarzen Pulli. Er fuhr sich ein paar Mal durch die Haare, da klingelte es auch schon an der Tür.

Er griff nach seinem Handy und seinem Portemonnaie und sprintete zur Tür, was bei der kleinen Einzimmerwohnung recht schnell ging.

„Hi!", begrüßte er Lea. Ihm war vollkommen klar, dass er sehr gehetzt und außer Atem klingen musste, aber er hatte es geschafft sich in 10 Minuten komplett fertig zu machen und das war es wert.

„Und? Wann bist du aufgewacht?", fragte sie belustigt.

„Vor 10 Minuten", antwortete er ehrlich.

Sie verdrehte gespielt genervt die Augen.

„Dann komm jetzt bis zu Praxis brauchen wir eine gute viertel Stunde", sagte sie.

Patrick nickte zustimmend. Er griff noch eben nach seiner Tasche mit seinen Uni-Sachen, für den Fall, dass er lange warten musste, und sie verließen die Wohnung. Leas Auto war ein Gebrauchtwagen gewesen und hatte schon gut 7 Jahre auf dem Buckel gehabt, als sie es gekauft hat.

Er stieg in das dunkelgrüne Auto ein, wobei die Beifahrertür etwas klemmte. Patrick störte sich nicht an dem Alter des Fahrzeugs, im Gegenteil, teure und auf Hochglanz polierte Auto schüchterten ihn viel mehr ein.

Bei Leas Auto konnte er sich wenigstes sicher sein, dass er nichts groß kaputtmachen konnte.

Der Motor startete beim zweiten Versuch und dem leisen Fluchen von Lea. Sie zog auf die Fahrbahn. Aus dem Radio kam leise Musik und Patrick ließ die angenehme Atmosphäre auf sich wirken.

Er liebte Autofahrten, vor allem als Beifahrer. Er hatte selbst einen Führerschein seitdem er 19 war, allerdings fehlte ihm das Geld für ein eigenes Auto, also fuhr er nur selten.

Sein Blick verlor sich in der Häuserlandschaft, die rasend schnell an ihm vorbeizog. Aus irgendeinem Grund musste er an den Typen aus seinem Traum denken. Manu, erinnerte er sich.

Der Traum war immer noch genauso klar wie eine echte Erinnerung. Er war schon immer gut darin gewesen, sich an seine Träume zu erinnern, aber normalerweise waren Erinnerungen an Träume und Erinnerungen an echte Ereignisse leicht zu unterscheiden. Hier verschwamm eine Grenze und er wusste nicht, was er davon halten sollte.

Er schüttelte sich. Eine unterbewusste Bewegung. Lea schaute zu ihm rüber, kommentierte es aber nicht, wofür er sehr dankbar war. Sie waren jetzt schon so lange befreundet und trotzdem erwischte sich Patrick immer noch dabei, wie er Handlungen und Sätze, die er mal gesagt hatte, hinterfragte und sich stundenlang Gedanken darüber machte, ob Lea ihn jetzt wohl komisch finden würde.

Beyond Reality [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt