Kapitel 3

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Stille erfüllte den Raum. Niemand wagte es ein Wort zu sagen. Und auch kein Tier ließ ein Geräusch verlauten. Es dauerte, bis das zurückgehaltene, ängstliche Schluchzen von Milly schließlich hörbar durchdrang und wieder Regung in die Halle brachte. Millys Eltern begannen beruhigend auf sie einzureden, während Nathan gelangweilt verfolgte, wie alle Umstehenden sich entweder in den Arm nahmen oder sich ebenfalls umsahen.
"Wie ist der Alte gestorben?" Überraschte Blicke flammten auf, als Nathan sich dem Leichnam näherte. "Ich meine, wenn wir hier schon rumhängen müssen, wäre es doch gut zu wissen woran er krepiert ist." "Nathan", stießen dessen Eltern wie aus einer Kehle entsetzt und wütend zugleich aus. "Du elender Bengel", erhob sein Vater die Stimme, als diese von einer Weiteren unterbrochen wurde. "Dieser Bengel hat nicht Unrecht. Wir sind alle hier eingesperrt und das mit einer Leiche. Es wäre nur ratsam zu ergründen, wer oder was ihm sein Leben genommen hat".

Überrascht wandten sich alle Blicke um und auch Schörlog machte sich groß, um einen Blick auf jene Person zu erhaschen, die eben die Stimme erhoben hatte. Es war eine kleinere Gestalt abseits des Halbkreises zu dem sich die kleine Gruppe nahe der Toiletten aufgereiht hatte. Erst als sie weiter sprach und in den Lichtkegel der Notbeleuchtung trat konnte er sie erkennen. Es war ein Menschenweibchen, das bereits viele Lebenstage gesehen hatte. Es hatte graues Haar, das zu einem Dutt zusammen gesteckt war und tiefe Falten, die von ihrem Alter zeugten. Das Menschenweibchen ging etwas gebückt, während es die Brille zu Recht rückte und fortfuhr: "Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten und das wahrscheinlich bis Tagesanbruch. Und hier liegt nun ein Mann leblos am Boden".

Die alte Frau grinste in sich hinein, während sie ein Kräuterbonbon entfaltete, das sie soeben aus der Tasche ihres braunen Mantels gefischt hatte und ließ sich Zeit bevor sie es in den Mund schob und genüsslich fortfuhr: "Der ganz offensichtlich keines natürlichen Todes gestorben ist". "Was? Was macht Sie da so sicher", wollte der Mann wissen, der sich vorher noch mit dem Wärter namens Jeff verbal angelegt hatte. "Na sagen sie bloß ein Mann von Welt, wie Sie es sind, weiß ein Loch in der Brust wie dieses nicht zu deuten?! Das ist eine Schussverletzung. Dieser Mann ist ganz offensichtlich erschossen worden!"

Schörlog blickte nun interessiert auf. Überrascht, dass einer der Menschen ohne sich weiter der Leiche zu nähren - ebenso wie er selbst - die wahrscheinlichste Todesursache ausgemacht hatte. Das riesige klaffende Loch im Torso von Wärter Theo, welches offensichtlich von einer Feuerwaffe verursacht worden war. Zwar handelte es sich hierbei nur um Schörlogs erste Vermutung, die er von Ferner aufgestellt hatte und die es noch durch Sicherung der Spuren zu beweisen galt, aber er war sich nach allem, was er sich an Wissen angeeignet hatte, ebenso wie das alte Menschenweibchen, sicher: das war eine Schussverletzung und dazu passte auch, dass Schörlog einen Schuss gehört hatte.

"Eine Schusswunde", wiederholte Jeff kühl. "Woher wollen Sie das wissen?" "Woher soll ich das nicht wissen", entgegnete die alte Frau unbeeindruckt. "Er hat ein Loch im Oberkörper, ich habe einen Schuss gehört- also war es wohl ein Schuss." Jeffs Ausdruck wurde nur noch düsterer doch Annis Antlitz hellte sich erschrocken auf: "Ein Schuss? Dieses Geräusch, das war also...". "Ein Schuss", wiederholte die Greisin, während sie in ihrer Manteltasche zu wühlen begann. "Ja aber dann", stammelte Anni weiter. "Dann ist es soeben erst geschehen!" Alle starrten sich einen Momentlang rat- und atemlos an, während die Alte in ihrem Mantel zu verschwinden schien.

"Ja", entgegnete Ellen trocken, woraufhin sie ihre schrumpelige Hand ausstreckte und in die Runde fragte: "Kräuterbonbon gefällig? Sind gut für die Stimme!" "Was? Ein Bonbon", krächzte die Mutter von Nathan und Milly irritiert und ihr Mann keifte: "Nein! Natürlich nicht. Keiner will eines. Fahren sie lieber mit dem fort, was sie sagten". "Aber es ist auch gut für die innere Stimmung", gab Ellen Achselzuckend zurück, wobei sie die Bonbons wieder in ihre Manteltasche gleiten ließ. "Wir könnten hier doch eigentlich alle eine Zerstreuung gebrauchen", endete sie als sie wieder in die Runde von Menschen aufblickte, die alle an ihren Lippen zu hängen schienen. "Das heißt r wurde erschossen, ermordet... also ist der Mörder noch unter uns", spie die Mutter von Nathan und Milly hysterisch aus. "Was wenn er uns alle...", doch weiter kam sie nicht, als der redselige schwarzhaarige Mann kühl lachend dazwischen fuhr: "Aber wer hat denn gesagt es sei ein Mord? Es kann ebenso gut ein Unfall gewesen sein oder Selbstmord".

Was für ein Affentheater?! - Mord im Affenhaus Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt