Das erste Kribbeln

4.6K 151 35
                                    

Endlich wieder zu Hause.

Ich laufe die letzten Treppen, bis zu meiner Wohnung hoch. Meine Wohnung, naja eher unsere,  liegt im 7. Stock, welcher auch der letzte ist. Sie ist nicht besonders groß, aber dafür sehr gemütlich und perfekt für zwei Personen. Die Sicht über unsere Stadt ist wunderschön.

Ich lebe mit einem Freund zusammen. Wirklich gute Freunde sind Marc und ich nicht, manchmal ist etwas wie Freundschaft + dabei, aber das war's dann auch, dafür muss ich schließlich mehr als betrunken sein. Er ist zwar schon mein Typ her vom aussehen, aber er raubt mir jeden Tag aufs Neue den letzten Nerv. Es ist, als ob wir uns weder hassen, noch lieben können. Etwas dazwischen würde ich sagen.
Wir führen auch sowas wie eine Zweckgemeinschaft. Weder Marc noch Ich können uns alleine eine Wohnung mitten im Zentrum leisten, also haben wir uns zusammengetan und eine gemeinsame Wohnung gesucht.

Er studiert Jura, auch wenn es ihm meiner Meinung nach, nicht besonders liegt. Marc ist eine Person, die immer Recht haben muss, keine andere Meinung als seine akzeptiert und ein kleines Aggressionsproblem hat, es sich jedoch auch nicht eingestehen will. Selbstverliebtheit in Person. Doch es ist seine Entscheidung und da will ich mich nicht groß einmischen.

Ich arbeite in einem Café und unterrichte nebenbei teilweise kleine Kinder von der 1. bis zur 3. Klasse. Ich verdiene zwar nicht die Welt dabei, trotzdem reicht das Geld, um zu leben und glücklich zu sein. Im Endeffekt muss ich nur jeden Monat die Miete bezahlen müssen und Essen kaufen können.

Mein Traumberuf war früher immer mit Kindern arbeiten zu können und Lehrerin hat perfekt ins beutelschema von mir gepasst. Meine Mama hat immer gesagt:

„Du bist so ein schlaues Mädchen, verheimliche anderen nicht dein Wissen, sondern gebe es weiter, vielen Menschen gibst du damit einen Rat für deren Lebensweg mit."

Sie war für mich immer mein größtes Vorbild. Keinen Tag verging ohne das ich sie Lächeln gesehen habe, und heute ist meins verloren.

Im jungen Alter hatte sie schon immer Beschwerden mit ihrem Kopf gehabt. Sie konnte nie zum Arzt gehen, wir waren arm und hatten weder eine Krankenversicherung, noch Geld für irgendwelche kostenspielende Untersuchungen.

Im Endeffekt hat sie unbewusst mein Lächeln mit genommen, als sie in den Himmel Aufstieg. Nur wegen ihr, habe ich Tag für Tag weiter gemacht. Egal unter welchen Bedingungen wir lebten, sie hat alles daran gesetzt mich zum Lächeln zu bringen und mich jeden Tag glücklich zu machen. Ich weiß, sie wäre stolz auf mich und genau dieser Gedanke sorgt für mein tägliches Arbeiten und weiterleben.

———

Was zur Hölle- Warum hat jemand mit roter Farbe Honey an meine Haustür geschrieben?
Komplett fertig mit den Nerven, passiert mir sowas an einem Freitag Abend.

Am besten frage ich Marc, wieso die Haustür beschmiert ist, er muss ja schließlich zu Hause sein. Ich mache die Tür auf und schließe sie wieder, nachdem ich in die Wohnung getreten bin.

Rattenplage ist in diesem Haus recht groß geschrieben und ich will ja kein Risiko eingehen.

Mir fällt sofort meine Tasche und mein Schlüsselbund aus meiner Hand, als ich ins Wohnzimmer blicke. Es ist stockfinster und das einzige Licht, strahlt von dem riesigen Mond durch die Fensterscheiben.

Eine dunkel gekleidete Gestalt sitzt auf der Couch, mit einem blutverschmierten Messer in der Hand.
Fuck, mit wird schwindlig.
Bitte sag das ich das alles nur träume und mir vorstelle.

An der Wohnungstür- Es ist keine Farbe, sondern Blut.
Marc, Hilfe was ist mit Marc?

„Marc? WO BIST DU?" schreie ich sofort, als mit der Gedanken kommt, dass das Blut von Marc sein könnte. Wir sind zwar keine Freunde, jedoch aber auch keine Feinde und dieser Gedanke versetzt mich in Sorge, schließlich kennen wir uns etwa 3 Jahre schon.

„Na na, Honey, du musst nicht so schreien. Wir wollen deine Nachbarn doch nicht erschrecken, oder etwa doch?"
Was für ein kranker Psycho ist hier nur eingebrochen?

„Wer bist du? Und was macht ein Fremder in meiner Wohnung?" frage ich ängstlich zitternd.
„Ich hatte deine prachtvolle Anwesenheit später erwartet, Honey." Ich gehe weiter rein, um zu sehen welche Person auf meinem Sofa hockt, bis mir ein, auf dem Boden liegender, halbverbluteter Marc zu Gesicht kommt.

Ich schreie und will sofort hinrennen, um zu schauen ob Marc noch lebt, doch der fremde Mann steht auf und kommt direkt auf mich zu. Ich will wieder ein paar Schritte zurück gehen, doch er ist schneller und zieht mich an sich ran, sodass mein Rücken gegen seine sehr muskulöse und harte Brust knallt. „Lass mich los. Bitte." flehe ich und spüre wie mir eine erste Träne aus meinem Auge kullert. Ich habe fürchterliche Angst. Dieses Messer in seiner Hand macht es auch nicht gerade besser.

„Vor mir brauchst du keine Angst haben, Honey. Wenn du nur wüsstest, wie viele Männer ich schon für dich umgebracht habe." Raunt er mir in mein Ohr und fährt mit seinem Messer an meinem Bauch entlang.

Ich wimmere nur, doch er macht keine Gestalt dazu, sich zu bewegen oder mich los zu lassen. Am liebsten würde ich zappeln und meine Selbstverteidigungskünste zeigen, doch ich habe viel zu viel schiss, dass er mit sein Messer auch noch in den Bauch rammt.

Der Mann hinter mir legt meine Haare zur Seite und küsst meinen Nacken, bis zu meinem Hals und gibt mir einen Kuss auf meinen Mundwinkel. „Wie lange ich nur auf diesen Moment gewartet habe, Honey, du kannst es dir kaum vorstellen." Spricht er gegen meinen Hals und leckt mit seiner Zunge von meinem Schlüsselbein, bis zu meinem Ohr.

„Du riechst einfach nur betörend." flüstert er gehen meine zarte Haut. Solche Berührungen habe ich lange nicht mehr gespürt und ich würde lügen, wenn ich sage, dass sie mir nicht gefallen würden, doch mir wird mulmig bei dem Gedanken, dass ein krimineller Killer mir so etwas zu mir sagt.

Auch kann mir ein Keuchen nicht verkneifen und merke, dass seine Mundwinkel an meinem Hals zucken und er grinst. Scheisse, der Typ soll mich loslassen.

Während sein Kopf bequemen in meiner Halsbeuge liegt, fährt er mit dem verschmierten Messer unter mein weißes Shirt. „Bitte mach mein Oberteil nicht kaputt, es ist das einzige weiße was ich noch habe." flüster ich etwas neben der Sache. Mir wird das alles hier viel zu viel.

Grinsend schmunzelt die Person hinter mir. „Bald wirst du Millionen von Kleidern besitzen, du brauchst dir um dieses billige Teil keine Sorgen zu machen, Honey."

Shit, mir wird immer schwindliger. Meine Sicht wird langsam unklar. „Lass mich los." flüstere ich mit meiner letzten Kraft und ich merke, dass mir immer schwärzer vor den Augen wird.

„Niemals, du gehörst mir, Honey, für den Rest meines und deines Lebens."
Den letzen Satz, den ich mitbekomme, bevor endgültig meine Augen zufallen und ich im Land der Träume versinke.

———

Ich freue mich über jeden Vote und Kommentar von euch. <3

- xoxoMe

Your blood belongs to me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt