Der Spion

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Der Spion

Die Person ritt weiter den Hügel hinauf. Er hatte den Mantel bis über den Kopf gezogen. Für jeden anderen sah er so aus wie ein teil des fahrenden Volkes. Ein Gauner vielleicht oder ein Taschenspieler. Im weitesten Sinne war er genau das: ein Reisender. Seufzend

sah er nach der Sonne. In zwei Stunden würde er endlich die Stadt erreichen. Dort würde er seinen alten Traum endlich wahr werden lassen. Ein einfacher Kräuterladen mit einigen Zaubertränken, eine kleine Wohnung und natürlich sein Spionagenetzwerk. Wobei er auf sein Spionagenetzwerk gerne verzichtet hätte. Er hatte mittlerweile so lange gearbeitet, da hatte er sich seine Ruhepause wirklich verdient, aber leider gab es so etwas in seinem Gewerbe nicht. Er seufzte noch ein Mal und ritt dann weiter, sein lang angespartes Geld fröhlich in der Tasche klimpernd. Seine letzte Mission hatte ihm die letzten Münzen eingebracht. Es war eher einer seiner einfacheren gewesen, er hatte nur mit einer vor Wut rauchenden Meerjungfrau (ja, sie hatte vor Wut geraucht. Meerjungfrauen hatten das so an sich) über ein paar Fischbrötchen hinweg über eine Allianz verhandeln müssen, die nicht passieren durfte. Er war erfolgreich gewesen und hatte sich sein Geld verdient (selbst bei einem Misserfolg hätte er sein Geld bekommen, dafür hätte er schon gesorgt). Ein Spion zu sein war eben kein einfacher Beruf.

Sein Pferd näherte sich nun langsam den Stadttoren und verlangsamte sich automatisch als sie die Wächter passierten. Diese würdigten sie keines Blickes, sondern schienen eher alle anderen um ihn herum genaustens zu mustern. Sichtbare Unsichtbarkeit wie er es nannte. Einer seiner liebsten Stärken der Spione und er war ein Meister darin.

Die Stadt hatte sich verändert. Sie war größer geworden auch wenn nicht sehr viel. Menschen zogen lieber in die Großstädte als aufs Land.

Er lenkte sein Pferd in eine kleine Nebenstraße und betrat schließlich ein schäbiges Lokal. Ein alter Kahlköpfiger kam ihm entgegen. Wie besprochen zeigte er ihm den Brief mit dem königlichen Siegel, worauf dieser ihn in eine nebenliegende Wirtsstube brachte.

Der Spion lächelte. Es war perfekt. Eine kleine Wohnung über dem Laden mit zwei vor Schimmel rauchenden Zimmern mit nichts drinnen außer einer Küche und einem gammligen Bett. Er drehte sich lächelnd herum und stellte sich vor, wie das es hier einmal aussehen könnte. Mit ein paar kleinen Tricks, einigen Teppichen, Vorhängen und vielleicht einem Schrank würde es hier schon ganz anders aussehen. Er kannte auch eine alte Kommode, die hier ganz prima hineinpassen würde.

Der Laden selber würde noch etwas mehr Arbeit brauchen, er war sehr alt und lange nicht mehr benutzt worden. Die Theke war von Holzwürmern durchlöchert und musste ersetzt werden, alle Regale fehlten und die Wände sahen alt und grau aus, aber das würde sich wohl auch lösen lassen.

Der Spion nickte und warf dem alten Kahlkopf drei Goldstücke hin.  

DrachenkindWhere stories live. Discover now