Katharina

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Leutnant Martin hatte mich in sein Büro rufen lassen, er wolle mir etwas wichtiges sagen.

Jetzt saß ich an seinem Schreibtisch und starrte ihn auf sehr unprofessionelle Weise an.

Als er den Einsatzort angesprochen hatte, hatte sich in meinem Magen augenblicklich ein kalter Klumpen gebildet. Ich hätte niemals gedacht den Namen Haven Springs jemals wieder zu hören. Die Stadt liegt an der Südspitze von Florida und war bis zur Tragödie, die mich zum Orden brachte, mein Zuhause gewesen.

"Ich kann Ihr Unbehagen natürlich verstehen, St. Valentin", sagte er.

Ich lies schnell das von ihm gesagte Revue passieren: Ich soll, ausnahmsweise, meinen Adoptivbruder und seinen Partner in besagter Stadt beim Aufspüren eines Drachens unterstützen, wenn auch nur in strategischen und taktischen Fragen, aber ich wäre aktiv im Einsatz. Für mich wäre es außerdem das erste Mal seit vier Jahren, dass ich das westliche Ordenshaus wieder verlassen dürfte.

"Sie müssen dieser Mission nicht zustimmen, wenn Sie nicht wollen", fügte er hinzu.

Es war eigentlich unüblich das ein Vorgesetzter seinem Untergebenen die Wahl lies, denn hier im Orden herrscht eine militärische Rangordnung vor und ich als Rangniedrigere habe damit dem Befehl des Leutnant zu folgen.

"Mir steht es frei an dieser Mission teilzunehmen oder nicht?", hackte ich unsicher nach.

"Natürlich", nickte er. "Ihnen, genauso wie mir, sind die Risiken bewusst, die den Einsatz in ihrer Heimatstadt gefährden könnten."

Ich dachte kurz darüber nach."Ich mache es", antwortete ich und überrumpelte ihn damit.

Er fasste sich schnell wieder: "Natürlich, dieser Einsatz ist allerdings sehr kurzfristig, daher haben wir einen engen Zeitplan. Ich werde ihnen die Einsatzpapiere zur Vorbereitung überlassen." Er reichte mir besagte Mappe. "Falls sie noch Fragen haben, können Sie diese jetzt stellen."

"Nein, Sir, ich habe keine Fragen", antwortete ich.

"Nun gut. Wegtreten."

Ich salutierte und verließ das Büro. Bis zum Mittagessen blieb mir noch knapp eine halbe Stunde. Zwar meldete ich mich in der IT, aber nur um Bescheid zu geben, das ich etwas Zeit für die Vorbereitungen zur Mission bräuchte. Diese Zeit wurde mir gewährt, auch wenn ich wegen des Grundes einige verständnislose Blicke von meinem männlichen Kameraden bekam.

Nachdem ich dies erledigt hatte kehrte ich in mein Zimmer zurück. Kaum hatte sich die Tür hinter mir geschlossen machte ich einen Freudensprung: Endlich, ich hatte lange auf so eine Gelegenheit gewartet und Leutnant Martin prästentierte sie mir auf einem Silbertablett. Nicht nur würde ich der oberen Riege des Ordens beweisen, das auch Frauen für Feldeinsätze geeignet waren, nein, ich würde auch nach einer Ewigkeit meinen Adoptivbruder wiedersehen.

~

Mittlerweile war ich in der Kantine und wollte gerade mit Essen anfangen als sich Leyla mir gegenüber setzte.

"Ich habe mir schon gedacht, das du hier bist", flötete sie. "Meinen Glückwunsch für diese Chance."

"Danke", brachte ich hervor und stocherte nervös in meinem Essen herum.

Innerlich bereute ich mittlerweile meine Entscheidung. Die Euphorie war verflogen und hatte Zweifeln Platz gemacht. Ich war keine Soldatin und ich hatte auch nie eine richtige Kampfausbildung genossen, das was ich im Kloster zur Seeligen Jungfrau gelernt hatte war eher zur Selbstverteidigung gedacht, nicht für den richtigen Kampf.

Während ich meinen Gedanken nachging bemerkte ich im Augenwinkel wie Leyla etwas zu mir sagte.

Ich hob den Kopf: "Entschuldigung, was hast du gesagt?"

Talon - DrachenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt