1. Danke Leben, ich hasse dich auch

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Nur noch zehn Minuten! Shit! Ich würde zu spät kommen. Dabei kam ich eigentlich nie zu spät. Nur ausgerechnet heute hatte mein Wecker beschlossen, zu streiken.

Deshalb rannte ich auch wie ein Irrer durch das kleine Wald-Stück, das zur Bushaltestelle führte.
Meine Lunge brannte inzwischen, doch wenn ich jetzt stehen bleiben würde, würde ich den Bus verpassen. Warum musste der Weg auch so verdammt weit sein?

Noch ein Stück rannte ich, dann blieb ich stehen und lehnte mich an einen Baum. Nützte ja eh nichts. Zu spät kommen würde ich so oder so.

Ich strich mir meine, für einen Jungen ungewöhnlich langen, Haare zur Seite und schaute in den Nebel, der um die Baumstämme schlich wie ein Tier, das einen jeden Moment anspringen wollte.
Ich hasste diesen Wald.

Sie hätte es hier geliebt. Den Nebel, die düstere Atmosphäre, die Blätter die um diese Jahreszeit immer in den Buntesten Farben leuchteten.

Nein! Schnell verdrängte ich die Gedanken aus meinem Kopf. Ich konnte es nicht ertragen, zu sehr über sie nachzudenken. Obwohl sie bestimmt nicht gewollt hätte dass ich sie einfach so vergesse. Beziehungsweise sie aus meinem Kopf verbanne, wie ich es jetzt tat. Oder zumindest versuchte.

Ich spürte wie mein Atem wieder langsamer wurde und machte mich wieder auf den Weg.

Plötzlich sah ich etwas Glitzern. Ich wusste nicht warum ich es bemerkte, es war eigentlich nur ein schwaches blitzen, das vom Boden kam, aber irgendwas daran stach mir sofort ins Auge.
Ich ging darauf zu. Meine Neugierde war geweckt.

Zuerst erkannte ich nicht was da so geblitzt hatte, doch dann entdeckte ich etwas am Waldboden.

Es war ein kleines ledernes Armband, in einem dunklen rot gehalten. Drei Bänder waren zusammen geflochten, kleine silberne Kugeln, wahren in regelmäßigen Abständen eingeflochten worden und in der Mitte, war silber glänzend ein Anhänger, in Form einer Rose angebracht.

Es sah Wunderschön aus. Ich hob es auf und betrachte es. Sollte ich es anlegen? Ich meine es gehörte mir doch nicht. Ich weiß das ich es lieber wieder weg legen sollte oder noch besser ins Fundbüro in die Schule bringen sollte. Den wenn es jemandem gehöre, dann wahrscheinlich einer Schülerin an der Schule, den sonst ging hier niemand vorbei.  Doch es war zu verlockend. Fast als würde es nach mir Rufen. Und wie gesagt schön war es auch, und wenn jemand so nachlässig mit seinen Sachen umgieng, das er es verloren hatte, konnte es ihm nicht so wichtig gewesen sein.

Das Armband war so lang, das ich es zwei Mal um mein dünnes Handgelenk wickeln konnte. Ich schob meinen Ärmel darüber um es zu verdeckten. Musste ja nicht jeder sehen das ich ein Armband trug. Es fühlte sich seltsam vertraut an. Komisch.

Ich sah wider auf und meine Blick fiel auf dem Weg vor mir. Es war noch ein gutes Stück Weg, den ich gehen musste, auch wenn ich jetzt, vermutlich erst Recht, zu spät kommen würde. Ich wünschte ich hätte nicht so getrödelt und währe schon da.

Was soll's, dachte ich mir auf geht's, und rannte los. Doch weit kam ich nicht den schon nach der nächsten Kurve stoppte ich.

Vor mir sah ich die ersten Häuser des nächsten Dorfes.

Da es in unserem Dorf Daalin, keine Bushaltestelle gab, musste ich immer ins Nachbardorf laufen.

Eigendlich war der Weg doch viel weiter, ich war doch noch nicht einmal die Hälfte des Weges, der stur durch einen Wald lief, gelaufen? Wie konnte das denn bitte sein? Konnte der Tag den noch seltsamer werden? Ich war doch eh schon total durch den Wind!

Ich lief verwirrt weiter. Zum Glück war die Bushaltestelle am Rand des Dorfes und ich musste nur um die Ecke biegen.
Die restlichen Schüler, die noch mit mir hier einstiegen, standen noch da, was hieß das der Bus noch nicht gekommen war. Ich hatte es also doch noch geschafft.

Ich stieg in den  Bus ein und griff nach einer Haltestange. Mich nach einem Platz umzusehen wäre sinnlos. Unsere Haltestelle war die letzte und der Bus war, bis er zu uns kam, immer total überfüllt. Wenn man hier noch einen Platz bekommen will, braucht man Freunde die einem einen Sitz freihalten.

Ich hatte keine Freunde.

Nur eine einzige. Doch die war jetzt weg. Super.

Unsere Schule war der Inbegriff von baufällig. Oder Drecksloch. Je nachdem wie mies ich drauf war. In den Toiletten fehlte die Decke und dieKabel hingen aus der Decke heraus. (Mich wundert es das noch niemand davon gegrillt wurde).

Es gab zwei Türen mit etwa einem halben Meter Abstand voneinander, die aber beide in den gleichen Gang führten. (Richtig sinnlos).

Und über sämtliche Wände waren kahle Stellen verteilt, an denen der Putz fehlte. Die hatte entweder jemand abgeschlagen, oder sie wahren schon von Anfang an so kahl. (Mussten wirkliche Meister gewesen sein, die die Schule geplant und gebaut haben).

Außerdem war die Schule schon ungefähr 200 Jahre alt und ich erwartete eh das sie jeden Moment einstürzte.

Ich ging zu meinem Spind im Erdgeschoss und holte mein Physik Buch. Da in meiner Tasche kein Platz mehr war hielt ich es einfach  in der Hand.

Dann ging ich hoch in den dritten Stock und fragte mich Mal wieder, wer auf die glorreiche Idee gekommen, ist ausgerechnet meine Klasse, in ein Klassenzimmer ganz oben zu schicken.

,, Na wie ist die Luft da unten?" Hörte ich ein mir leider viel zu bekannte stimme.

Gianluca. Na super. Er war so was wie der Oberidiot an der Schule. Und das hieß was. Es gab nämlich viele Idioten an der Schule.

Er war groß und schlank, seine Italienischen Wurzeln sah man ihm deutlich an und seine Aschgrauen Haare, waren zu einer Art Iro geschnitten. Also der Typ von Junge, in dessen Gegenwart, Mädchen am laufenden Band in Ohnmacht fielen.

Und er hatte es Mal wieder nötig, sich über andere lustig zu machen. Ich hatte jetzt absolut keinen Bock auf so ne kindische Scheiße.

Und über was konnte man sich bei mir lustig machen? Natürlich über meine Größe. Und über meine Haare. Und über alles andere eigentlich auch, aber über diese beiden Dinge besonders.

Ich war nämlich klein. Sehr klein. Nur 1 Meter und 49 Zentimeter. Und zählte damit offiziell als kleinwüchsig. Danke Leben. Ich hasse dich auch.

Hinzu kam, das ich schon immer etwas längere Haare hatte. Jetzt waren sie sogar so lang das ich sie meistens zu einem kleinen Zopf gebunden trug. (Seit sie weg ist bin ich wohl ziemlich abgeranzt).
Das störte ihn aus irgendeinem Grund am meisten.

,,Ich hab keine Zeit für so einen Mist. Such dir jemand anderen zum nerven!" Versuchte ich ihn abzuwimmeln. Klappte natürlich nicht.

,,Wenn du halt so klein bist." Konzerte er. Obwohl man das wohl kaum als Konter bezeichnen kann. So unkreative antworten muss man erstmal hinbekommen.

,,Wenigstens seh ich nicht aus wie Slenderman" sagte ich also und spielte damit auf seine Größe an. Ich wollte an ihn vorbei gehen, doch er hielt mich auf. Er baute sich mit seinen vollen (gefühlten) 4 Meter 70 vor mir auf.

,,OK. Du hast es so gewollt." Er schnappte sich mein Buch, ging in schnellen Schritten zum Treppengeländer und warf es darüber. 

Er dauerte ein bisschen bis ich den dumpfen Aufschlag hörte. Es war die vollen drei Stockwerke runtergefallen.

,,Viel Spaß beim zu spät kommen" rief er mir noch zu, als er auch schon um die Ecke verschwunden war.

Ich seufzte. Und machte mich auf den  Weg nach unten. Sie hätte sich das nicht gefallen lassen und ihm eine bissige Beleidigung hinterher geworfen.

Ach Che, warum musstest du mich nur verlassen?

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Hey Leute,

Willkommen bei meinem ersten Buch auf Wattpad. Was haltet ihr vom Haupt-Protagonisten? Findet ihr ihn sympathisch, oder habt ihr was auszusetzen? Schreibt's mir in die Kommentare.

PS: Wenn ihr Rechtschreibfehler findet, dürft ihr sie gerne behalten.

Bye, und viel Spaß mit dem Buch. ;)

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