29. Unter der Oberfläche

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Ich hasste es zu rennen. Nur unnötiger Energieverbrauch.

Aber ich hatte meinem dad versprochen, ihm bei der Auswahl seiner Bilder zu helfen und wenn ich weiter so trödelte, würde ich noch zu spät kommen.

Wiedereinmal war ich froh, in so einem kleinen Dorf wie Daalin es war, zu leben. Man kam überall schnell hin und so.

Ich keuchte, da mir langsam die Luft ausging. Warum hatte ich nur so verdammt wenig Kondition?

Weil ich die ganze Zeit nur in meinem Zimmer rumliege und nichts tue? Ach ja, richtig. So ein Mist.

Aber es war heute nicht alles kacke gelaufen. Die Sache mit Seth zum Beispiel.

Er hatte das alles bei weitem besser aufgefasst, als ich gedacht hätte. Natürlich hatte er zuerst so reagiert, wie es jeder normale Menschen getan hätte, wenn sein Weltbild zerstört wurde. Er hatte mir absolut nicht geglaubt.

Aber bei mir war es ja ähnlich. Ich hatte Zack, Gianluca und Ketta für verrückt erklärt, als sie mir von magischen Armbändern erzählt hatten. Aber nach und nach hatte ich ihnen geglaubt.

Zugegebenermaßen, Seth hatte nicht so agressiv reagiert wie ich es getan hatte und er hatte auch nicht versucht, zu fliehen. Er hat mir einfach ruhig zugehört und sich wohl gefragt, wie er mich schnellstmöglich in die nächste Psychiatrie bringen konnte.

Zuerst hatte er nicht sehr überzeugt gewirkt und ich fragte mich, wie er meinen ganzen Ewiglagen Vortrag über magische Armbänder, Gedankenlesen, Seelenpartner, Teleporation und Dämonen nur ausgehalten hatte.

Danach hatte er mich nur ruhig angesehen und war vermutlich im Kopf schon die Route zur Psychiatrie durchgegangen.

Deshalb hatte ich meinen Notfallplan ausgepackt, auch wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt keinen hatte, da ich nicht damit gerechnet hatte jemandem selbst erklären zu müssen, was magische Armbänder waren.

Der Plan war nicht sehr kreativ, aber Kreativität war schon immer Che's Stärke gewesen, nicht meine.

Ich hatte mich einfach ein bisschen durch den Raum teleportiert.

Und auch wenn Seth kurzzeitig so aussah, als hätte sein Gehirn einen Kurzschluß, da er nicht glauben konnte was er da sah, hatte er es danach relativ gefasst akzeptiert.

Er hatte mich danach natürlich mit vielen Fragen bombardiert, von denen ich nicht immer alle beantworten konnte. Deshalb hatte ich mit ihm vereinbart uns morgen nochmal zu treffen.

Ich würde ihn dann zu Zack und den anderen bringen und ich wusste jetzt schon, dass Zack mir eine Szene machen würde, da ich Seth mit eingeweiht hatte.

Ich seufzte. Das würde bestimmt lustig werden.

Ich bog wieder auf die Hauptstraße ab, in der sich nicht nur der Buchladen, sondern auch das Atelier in dem mein Dad malte befand.

Es war ein helles weißes Haus, dass mich schon immer an ein Krankenhaus erinnert hatte, mit vielen kleinen Fenstern.

Ich öffnete die Tür, die um diese Uhrzeit nicht verschlossen war und lief hoch in den ersten Stock.

Ich war schon unzählige Male hier gewesen und hatte meinem Dad beim malen zugesehen. Als ich noch klein war, hatte ich es geliebt das zu tun. Dann war mir mein Dad wie Picasso vorgekommen, der großartigste Maler der ganzen Welt. Es kam mir vor, als würde mein Dad mit seinen Bildern Tore in andere Welten öffnen.

Nur in der letzten Zeit war ich nicht mehr so oft gekommen. Es war mir langweilig und unnötig vorgekommen. Doch jetzt, wo ich wieder hier war, erinnerte ich mich wieder an die vielen schönen Stunden, die ich hier mit meinem Dad verbracht hatte.

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