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Kurze Zeit später saß Shaha auf dem Platz neben Jamie in einem Privatjet, der sie nach Maradova brachte.
Schweigend saßen sie nebeneinander und laßen, während Lottie und Ellie sich einige Reihen weiter in auffälligem Flüsterton unterhielten.
Bei dem Blick aus dem Augenwinkel, den das komplett in Pink gekleidete Mädchen Jamie zuwarf, konnte man klar erkennen um wen sich das Gespräch drehte.
Als Jamie ihnen daraufhin einen Blick zuwarf, schien Lottie ehrlich verwundert, ja beinahe geschockt.
Nachdenklich ließ Shaha ihre Lieblingsausgabe von Shakespeares Sommernachtstraum sinken und mustere teils besorgt, teils amüsiert die Szene die sich ihr bot.
Sie konnte verstehen, warum Lottie misstrauisch war, doch so kalt und abweisend Jamie sich auch verhielt, zu Ellie und dem Haus der Wolfsons schien er loyal zu sein.

Nach einem fünfstündigem Flug stiegen sie in eine große schwarz glänzende Limousine, deren Tür Jamie höflich offenhielt. Doch als Lottie und Shaha nach Ellie einsteigen wollten, hielt er sie davon ab.
»Ihr benehmt euch im Palast so gut, wie ihr nur könnt, verstanden?«
Lottie nicke nur eingeschüchtert, doch Shahas aufgrund des Schnees freudiges Lächeln viel in sich zusammen.
Ein Palast? Na großartig, gerade war sie dem einen goldenen Käfig entkommen, da tauchte schon der nächste auf.
Wobei sie es eigentlich hätte erwarten sollen, schließlich war Maradova ein Königreich.
Jamie beugte sich vor und flüsterte Lottie etwas ins Ohr das Shaha nicht verstand, doch es schien das Bild das Lottie hatte nur noch zu untermauern.
Die ganze Fahrt verlief schweigend, selbst als der durchaus prunkvolle Palast in Sicht kam. Neben ihr reckte Lottie den Hals und staunte, während Shaha bloß genervt die Augen verdrehte.
Im Palast wurden sie von einer kräftig gebauten Frau die den Namen Edwina trug informiert, dass der Prozess am nächsten Tag stattfindet würde. Besorgt runzelte Shaha die Stirn, das Wort Prozess schien für sie nicht ganz unpassend. Doch ein Antrag darauf, dass Lottie Ellies Porterin werden sollte traf es ihrer Meinung nach um einiges besser.
Verwundert betrachtete Shaha die drei anderen Teenager: Ellie die das ganze genau wie sie selbst eher zu nerven als zu faszinieren schien, Lottie die sich verhielt als wäre alles aus Zucker und Jamie der sich seit sie den Palast betreten hatten nur noch im Hintergrund hielt.
»Ich wusste gar nicht, dass es solche Paläste wirklich gibt.«, staunte Lottie, während sie durchs Zimmer trippelte, »Es ist unglaublich schön.«
Shaha seufze leise.
»Mir war das alles immer zu pompös.«, erwiderte sie synchron mit der Prinzessin. Zuerst sah sie Ellie verwirrt an, doch dann huschte ein sachtes Lächeln über ihr Gesicht.
Plötzlich öffnete sich die Tür und ein rothaariges Hausmädchen betrat den Raum, während Shaha an ihr vorbei aus dem Zimmer glitt. Sie wollte gerade einfach nur allein sein.

Am nächsten Morgen wachte Shaha wieder einmal viel zu früh auf, um sich zu beruhigen griff sie nach ihrer üblichen Lektüre und setzte sich direkt vor das große eben noch mit schweren Vorhängen bedeckten Fenster.
Etwa vier Stunden nachdem sie sich fertig gemacht hatte wurde sie von einem fremdem Hausmädchen abgeholt und zusammen mit Lottie in einen großen Salon gebracht, indem bereits Jamie und Ellie auf sie warteten.
Der Partist begann sofort Lottie und sie mit Anweisungen zu bombadieren, was Lottie nur noch nervöser machte. Shaha sah es gleichgültiger, sie wusste wie sie sich zu verhalten hatte, das hatte sie oft genug gelernt. Wenn es Jamie glücklich machte sollte er sie aber gerne weiterhin ankreifen.
»Wenn wir gleich in den Thronsaal gebeten werden, werdet ihr euch nicht setzen, wenn man euch nicht dazu auffordert. Ihr werdet niemandem in die Augen sehen, wenn man euch nicht dazu auffordert
Und vor allen Dingen werdet ihr kein Wort sagen, wenn man euch nicht dazu auffordert.«
Shaha nickte nur abwesend, sie wusste, dass sie sich nicht anders verhalten müsste als wenn sie sich in ihrem Geburtsort befand und so musterte sie die Mitanwesenden nur schweigend.
»Jamie, entspann dich! Du tust immer so, als würde die Welt untergehen und dann läuft alles glatt!«
Der Rest der Diskussion strich an Shaha vorbei, wie ein Sturm an einer dürren Fichte. Am Liebsten wäre sie einfach hinausgerannt und hätte allen Streit und alle neuen Probleme die sich damit auftaten weit hinter sich gelassen, doch sie blieb mit verschränkten Armen weiterhin an die Wand gelehnt.
Auf einmal öffnete das selbe rothaarige Hausmädchen vom Vortag die Tür und teilte ihnen mit, dass sie im Thronsaal erwartet wurden.
Nun gab es kein Zurück mehr.

The Story of a LifetimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt