Wer glaubte, dass die High School ein Albtraum ist, war noch nie auf einem College.
In der High School ist dein größter Feind die Pubertät. Der Körper verändert sich. Einige sehen nach ihr besser aus und andere...naja andere haben eben kein Glück.
Aber auf dem College? Dort sind es die Hormone, die verrückt spielen. Und was gibt es schöneres, als von Hormonen gesteuerte junge Erwachsene, die versuchen, sich mit Ihrer Sexualität in einen Einklang zu kommen.
Die Partys sind oft legendär und hinterlassen ein riesiges Chaos an Ort und Stelle. Der Kater nach einer solchen Nacht ist noch viel schlimmer.
Beweis dafür waren die Geräusche ihrer Mitbewohnerin aus dem Bad.
Es war früh, viel zu früh für einen Montagmorgen, als Sam die Augen öffnete. In dem Studentenwohnheim der Empire State University in New York war es noch ruhig. Die meisten noch ausgenockt von Flash Tompsons Party gestern.
Sie drehte sich zur Seite und nahm ihr Handy von ihrem Nachttisch, die Uhr strahlte ihr '4:36' entgegen und sie hätte es am liebsten einmal quer durch ihr Zimmer geworfen.
Ächzend drehte sie sich auf ihren Rücken, das Würgen ihrer Mitbewohnerin, Nelia, ein Geräusch im Hintergrund. So konnte sie kein Auge zubekommen.
Sie schlug die Decke beiseite und sofort kroch die kalte Luft über ihre erhitzten Beine. Noch im Halbschlaf schleppte sie sich zu der kleinen Küchenzeile in ihrem Zimmer, nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit kühlem Wasser. Aus einem weiteren Schrank nahm sie eine Aspirin und eine Ibuprofen.
Mit allem bewaffnet begab sie sich in das Bad. Nelia hing mit dem Kopf über der Kloschüssel, der beissende Geruch von Erbrochenem stieg ihr in die Nase.
"Du musst echt lernen, wo dein Limit ist." murrte Sam und kniete sich neben ihre Freundin, strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht und band sie in einem Zopf zusammen.
"Wenn Flash Tompson dich zu einem Bierpong Duell herausfordert, sagt man nicht nein!" erwiderte Nelia. Die Worte immernoch recht undeutlich, der Alkohol noch sehr präsent in ihrem System.
"Doch, doch das sagt man. Vorallem, wenn es einen Tag vor unserem ersten offiziellen Tag am College ist."
"Mein erster Kurs ist erst um 10, bis dahin geht's wieder!" bestätigte ihr Nelia und lehnte sich von dem Klo weg. Sam rümpfte die Nase bei ihrem Anblick und reichte ihr ein Taschentuch. Während Nelia sich den Mund abtupfte, streichte ihr Sam sanft über den Rücken.
So war es bei den beiden schon seit Jahren. Nelia würde es auf einer Party übertreiben und Sam kümmerte sich am nächsten morgen liebevoll um sie. Auf die Partys ging Sam nie mit. Lieber las sie zu Hause ein Buch oder zeichnete. Was Nelia immer gewaltig gegen den Strich ging.
"Das sagst du so einfach. Ich hab dir was mitgebracht." sagte Sam und reichte ihrer Freundin das Glas Wasser und die zwei Tabletten. Gierig schluckte Nelia alles.
"Du bist ein Engel, Sammy. Womit habe ich dich nur verdient?"
Sanft lächelnd sah Sam Nelia an. "Jeder von uns hat einen Schutzengel verdient, Nel."
Nelia verzog die Lippen zu einem Schmollmund. Selbst nachdem sie sich die Seele aus dem Leib gekotzt hatte und ihre Maskara verschmiert war, sah sie noch atemberaubend schön aus.
Ihre blauen Augen wirkten etwas glasig, vermutlich noch wegen des Alkohols. Die lockigen roten Haare passten farblich perfekt zu ihren Sommersprossen. Und ihre Figur? Ein Traum. Auch wenn sie sich immer über ihr B-Körbchen, die Abwesenheit ihres Hinterns und ihre kleine Körpergröße beklagte. Den Leuten mit denen sie ausging machte das nie etwas aus.
Und Sam? Sie war quasi das Gegenteil. Ihre gefärbten schwarzen, welligen Haare reichten ihr bis zum Anfang ihrer Brüste, ein fransiger Pony lag auf ihrer Stirn. Die hellgrünen Augen standen in schönem Kontrast zu ihrer leicht gebräunten Haut. Das, was Nelia nicht an Körbchengröße, Hintern und Körpergröße hatte, hatte Sam dafür umso mehr. Ihre Figur war kurvig, für ihren Geschmack zu viel Speck.
Aber sobald sie ihre Gedanken gegenüber Nelia äußerte, winkte diese bloß ab und meinte, sie sollte nicht so einen Quatsch erzählen. Aber für Sam war es kein Quatsch.
"Es tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe. Eigentlich habe ich versucht, mich leise zu übergeben." meinte Nelia nach einer Weile.
Sam winkte bloß ab und stand wieder von dem kalten Boden auf. "Schon okay. Ich bin ja froh drüber, dass du niemanden mit her gebracht hast."
Es war schon fast Gewohnheit, dass Nelia nach einer Partynacht jemanden mit zu sich ins Bett nahm. Schon damals, als die beiden noch in Kalifornien wohnten, kam Nelia selten alleine nach Hause.
Die beiden wuchsen gemeinsam auf, wie Schwestern. Sams Eltern starben bei einem Autounfall, sie war damals ebenfalls mit dabei, hat den Unfall aber überlebt. Ihre Eltern waren sehr gut mit denen, von Nelia befreundet. Deshalb war es für Nelias Eltern eine Selbstverständlichkeit, Sam bei sich aufzunehmen.
Damals war sie erst 6 Jahre alt und hat eine Weile gebraucht, um alles zu verstehen. Seither sind die beiden unzertrennlich und haben sich gemeinsam eine Universität gesucht. So sind sie in New York gelandet.
"Ich wollte wenigstens noch etwas Schlaf bekommen, vor meiner ersten Lesung." Nelia stand nun ebenfalls von dem Boden auf und betätigte die Klospülung. Sam nahm ihre Freundin bei der Hand und ging mit ihr zurück durch ihr kleines Wohnzimmer geradewegs in das Zimmer von Nelia.
Die Eltern von Nelia sind sehr wohlhabend, das zeigte sich auch bei der Wohnung der zwei Freundinnen. Jeder der beiden hatte ein Zimmer für sich, zusätzlich gab es ein kleines Wohnzimmer, eine Küchenzeile und ein Bad, sogar mit Badewanne. Im ganzen Wohnheim hatten sie wohl die größte Wohnung erhalten.
Nachdem Sam die Bettdecke beiseite schlug, ließ Nelia sich auch schon auf ihr Bett fallen. "Meine erste Lesung ist erst um 12 Uhr. Du brauchst mich also nicht wecken." sagte Sam und deckte ihre Freundin zu, gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. Nelia murmelte noch ein 'Gute Nacht', bevor sie endgültig einschlief.
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Arachnophobie
FanfictionArach·no·pho·bie /Arachnophobié/ Substantiv, feminin [die] • [krankhafte] Furcht vor Spinnen --- Es ist schon ironisch, wenn man Angst vor Spinnen hat, aber in einer Stadt wohnt, welche von einer 'Spinne' beschützt wird. --- Diese Geschichte...