(Sams Sichtweise)
Wie immer war ich zu spät aufgestanden und hatte meinen Bus verpasst. Daher musste mein Dad mich, so wie an jedem anderen Morgen, zur Schule fahren. Er hatte eh nichts Besseres zu tun. Bei uns war es nämlich so: Mein Vater kümmerte sich um den Haushalt und meine Mutter war Managerin eines Luxus-fünf-Sterne Hotels, in dem wir gratis einmal im Jahr zwei Wochen Urlaub machen durften. Das war sozusagen der Bonus, den meine Mutter als Managerin des Hotels bekam. Mit quietschenden Reifen hielt mein Dad fünf Minuten vor acht Uhr vor meiner Schule stehen. Ich schnappte mir meine Sachen, drückte meinem Erzeuger einen Kuss auf die Wange und ging dann schnell zu den Eingangstüren des Teenager-Gefängnisses namens Schule. Ich riss die Türen auf und trat schnell herein, um nicht vielleicht doch noch von unserem Portier als ‚zu spät' eingetragen zu werden. „Gerade noch rechtzeitig.", rief der alte Hausmeister mir mit einem grummeligen Blick zu und wand sich dann wieder an seine Pflichten der Schule gegenüber. Ich verdrehte meine haselnussbraunen Augen amüsiert. Ich mochte unseren Hausmeister, er war zwar alt und grummelig, ja, vielleicht war er sogar zum Großteil der Schüler gemein, aber zu dennoch mochte ich seine Art. Von einem unguten Gefühl aus meinen Gedanken gerissen sah ich auf. Schon wieder er. Ich entdeckte den Jungen. der jeden Morgen an derselben Stelle, um dieselbe Uhrzeit dastand und auf mich zu warten schien. Und dennoch hatte er mich noch nie angesprochen, was ich etwas bedauerlich fand, das er ziemlich hübsch war. Ich hatte zwar kein Interesse in ihn, aber hübsch war er trotzdem. Ich ging meinen Weg weiter und als ich an dem dunkelhaarigen Jungen vorbei ging, natürlich ohne ihn anzusehen denn das war mega peinlich, stieß dieser einen lauten Seufzer aus. Irritiert blieb ich stehen und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Hey, geht's dir gut?", fragte ich ihn und versuchte so gut es geht mein Lächeln beizubehalten. Ich war mir nicht sicher ob er wegen mir geseufzt hatte oder wegen etwas anderem, doch ich wollte es herausfinden. Tief sah ich in seine dunkelbraunen, fast schon schwarzen Augen und lächelte nun echt. Ich fand seine Augen faszinierend, kein Wunder, dass sich mich zu einem echten Lächeln brachten. Sie erinnerten mich an Schokolade und ich liebte Schokolade über alles. Das hieß aber nicht, dass ich vielleicht doch Interesse in ihn hatte, nein. Niemals. Trotz seines Hoodie-Looks wusste ich genau wer er war: Ethan Convall. Der bestaussehnste, populärste und klügste Junge der ganzen Schule. Zumindest wenn es nach den anderen ginge. Für mich war normal, langweilig und überheblich. Dauernd hatte er seine Fangirls um sich, die ihn anhimmelten und alles für ihn tun würden. Ich war natürlich keines dieser Mädchen. „Bestens, mir geht es bestens.", antwortet der Junge mir. ‚Diese Stimme-', schoss es mir durch den Kopf und ein Schauer rannte mir über den Rücken. Die Stimme des Jungen war tief und rau, gleichzeitig aber auch warm und sanft. „Freut mich.", sagte ich leicht lächelnd und wand mich von ihm ab. ‚Schnell weg hier', dachte ich mir und ging auch schon los, in Richtung meiner Klasse.
Dort angekommen sah ich etwas das mir jetzt schon nicht gefiel, ein kleiner Kreis aus Jungs und 2 Mädchen hatte sich um zwei Streitende gebildet. Was passiert war, wusste ich nicht, aber ich erkannte sofort die beiden Jungs, die in dem Kreis standen und sich anbrüllten: Joel, ein ziemlich mieser Typ, und Conner, mein bester Freund seit 4 Jahren. Sofort als ich den Raum betrat, trat ein Mädchen zu mir, ihr Name war Hailey. Sie hatte blondes langes Haar die, während sie auf mich zustürmte, bei jeder Bewegung wippten und ozeanblaue Augen, die feucht waren, als stünde sie den Tränen nahe. „Sam! Gut, dass du da bist. Joel will Conner umbringen!", rief sie mir entgegen. „Joel will immer irgendwen umbringen.", seufzte ich leicht genervt, aber auch besorgt, denn so aggressiv hatte ich Joel noch nie erlebt. Gerade zog er einen Gegenstand aus seiner Hosentasche und klappte es auf. Eine Klinge kam zum Vorschein. Sie war sehr schmal und gebogen, und nicht gerade, wie bei normalen Taschenmessern. „Ich habe dich mehr als einmal gewarnt, Stephens!", rief Joel und stach zu. Sofort zerbrach die Gruppe um die beiden herum. Die Mädchen liefen schreiend, weil sie Blut gesehen hatten, aus der Klasse und die Jungs verschwanden so schnell wie möglich, um nicht von einem der Lehrer, die höchst wahrscheinlich von dem Geschrei angelockt werden würden, am Schauplatz des Geschehens gesehen zu werden. Jeder von ihnen hatte genug Einträge in ihren Akten, sie wollten nicht auch nur für etwas verantwortlich sein, dass sie nicht einmal selbst getan hatten. Ein Blitz ließ mich aus meinen Gedanken hochfahren. Hatte jemand gerade ein Foto gemacht? Ich sah jedoch weder Joel mit einem Handy noch den schon am Boden knieenden Conner, der sich leise fluchend die Wunde am Bauch hielt. Joel ging erneut auf meinen besten Freund zu. „Lass ihn doch endlich in Ruhe!", rief ich oder so etwas ähnliches, ich hatte so sehr Angst um meinen Freund, dass ich gar nicht mehr wusste, was ich sagte oder tat. „Tut mir leid Joel, ich wusste nicht das Cláries deine Freundin ist!", keuchte Conner, als sich Joel erneut mit dem Messer in der Hand über ihn beugte. Der Junge mit dem Taschenmesser schnaubte nur und ließ meinen Freund dann zu Boden fallen. Da ergriff ich meine Chance: Mein Körper bewegte sich von selbst auf Conner zu und schon kniete ich neben ihm. Ich drückte fest auf die Wunde und spürte die warme, klebrige, rote Flüssigkeit sofort auf meinen Händen. Fest presste ich auf die Wunde, was meine Hände mit blutübersäte. Conner knurrte leise auf und presste seine Lippen eng zusammen, um nicht laut fluchen oder schreien zu müssen. Es musste wirklich verdammt wehtun. Ich sah einen Schatten über mir und wollte mich umdrehen, als ich Joels leises fluchen hörte. Ethan hatte ihn gepackt, zurückgezogen, zu Boden geknallt und ihm das Messer aus der Hand geschlagen. Jetzt hielt er ihn mit einem Knie auf seinem Rücken fest, was Joel natürlich gar nicht gefiel. Er wand sich und fluchtet immer wieder, während er Ethan auch Beleidigungen an den Kopf warf, was dieser jedoch gar nicht zu merken schien. Erleichtert sah ich zu dem braunhaarigen Jungen. Er war genau rechtzeitig gekommen. Zu der Zeit dachte ich noch nicht einmal darüber nach, wie er hierhergekommen war oder was er hier tat, wenn er doch eigentlich im anderen Teil des Gebäudes seine Klasse hatte. Conner wand sich vor Schmerzen unter meiner Behandlung. Ich hatte ihm einen Druckverband machen wollen, doch er zuckte dauernd weg. „Bleib ruhig liegen Conner, sonst tut es noch mehr weh!", zischte ich meinen besten Freund an und verband ihn nur behelfsmäßig. Ich würde ihn einfach gleich zur Krankenstation bringen, doch fürs erste schien es Conner wieder besser zu gehen. „Geh runter du Wixxer. Ich habe besseres zu tun als mich hier noch länger aufzuhalten und meine Zeit zu verschwenden!", rief Joel zu Ethan hoch und wand sich unter seinem festen Griff. Ethan verdrehte seine Augen und ließ ab von dem aggressiven Jungen. Mit einem letzten Blick musterte er uns und stolzierte dann mit erhobenem Haupt aus der Klasse. Ethan schien über etwas nachzudenken, als er plötzlich seinen Kopf schüttelte und seine langen dunkelbraunen Haare ihm ins Gesicht vielen. Sie sahen weich und gut gepflegt aus, kein Wunder, das jedes Mädchen auf ihn stand. Naja, fast jedes Mädchen. Ein lächeln schlich sich über meine Lippen, als Ethan seufzte und seine Haare, wahrscheinlich unbewusst, wieder nach hinten strich. „Hier.", sagte ich und hielt ihm mein Nur-für-Notfälle-Haargummi hin. Normalerweise hasste ich Haargummis, ich liebte es, meine Haare offen zu tragen. Doch man wusste ja nie was an einem Tag alles passieren würde, also hatte ich zur Sicherheit immer eines dabei. Der Junge vor mir verzog das Gesicht und ich konnte genau erraten was er dachte. Wahrscheinlich so etwas wie: Ein Junge mit einem Haargummi, das geht gar nicht! Doch zu meinem Erstaunen ergriff er das Haargummi und sah es eine kurze Weile lang an. Ich unterdrückte ein Lachen. Er hatte null Ahnung, was Haargummis anging. Ich beobachtete amüsiert, wie seine Gesichtszüge sich von ‚Ich habe keine Ahnung was ich damit soll' in ‚Was soll ich jetzt damit machen' verwandelten. Irgendwie war er schon süß. ‚Warte- Was dachte ich da? Nein, nein, nein. Sam, fall nicht auf diese Masche rein.', rügte ich mich in Gedanken und nahm ihm das Haargummi aus der Hand. Flink band ich seine Stirnfransen zu einer Mini-Palme zusammen und musste beinahe erneut lachen als Ethan zu dem Ding hochschielte und es eingehend musterte. „Das tut ja weh.", maulte er leise. Ich ignorierte seine Beschwerde und sah mir mein Werk zufrieden „Also ich finde es sieht gut aus so- ‚anders'.", meinte ich mit einem lächelnd und erhob mich dann vom Boden. Conner hatte sich mittlerweile wieder aufgesetzt und gegen einen der Stühle hinter sich gelehnt. Ächzend hielt er sich an der Lehne des Stuhles fest und zog sich daran hoch. Ich eilte sofort zu ihm zurück und stützte ihn „Ethan, da bist du ja. Bro, ich habe dich schon seit einer Viertelstunde gesucht. Was treibst du hier?", hörte ich die Stimme eines mir unbekannten Jungen und dreht mich um. Ich entdeckte Ethan ebenfalls, er stand da, mit geballten Fäusten und starrte finster vor sich hin. Es lief mir eiskalten den Rücken herab. Was war das? Dieser Blick ließ mich für kurze Zeit erstarren und auch Conner schiente zu spüren, dass etwas mit dem Jungen, der mich vor Joels Wut bewahrt hatte, nicht stimmte. Ethan machte einen Schritt auf uns zu und ungewollt traten ich und mein bester Freund sofort zwei Schritte zurück. Diese Ausstrahlung war bedrücken, ja sogar schon fast bedrohlich. Doch bevor Ethan weiter auf uns zugehen konnte, stellte sich der mir fremde Junge in seinen Weg, „Ethan? Hallo? Ist alles gut bei dir?", fragte er seinen Freund mit einem leicht besorgten Unterton. Schweigen. „Komm, wir gehen an die frische Luft.", sagte der Junge und zog Ethan hinter sich her. Zutiefst verwirrt blieben Conner und ich noch kurz stehen. Dann ächzte mein Freund erneut und fuhr mit seiner Hand zu seinem Verband, aus dem das Blut tropfte. „Oh, Mist!", rief ich und stützte ihn besser auf mich. Da er nicht sehr viel größer als ich selbst war, war es ein leichtes ihn zur Krankenstation zu bringen. Während ich draußen wartete, bis sich Conner endlich behandeln lassen würde, was er wahrscheinlich nie zulassen würde, fing ich an über alles nachzudenken was heute passiert war. Wie war Ethan so schnell zu uns gekommen? War er mir etwa gefolgt? Wieso hatte er plötzlich so eine negative Ausstrahlung gehabt? Wie konnte seine liebe, nette Art plötzlich so düstert und finster werden? Ich seufzte verwirrt und hörte Conner drinnen leise fluchen und die Schulärztin ihn böse angehen: „Das hast du davon! Halt doch mal still!" Ich lachte leise. Conner hatte sich nie viel um Ärzte oder seine Gesundheit geschert. Ihm ging es gut oder eben nicht, daran konnte auch kein Arzt, seiner Meinung nach, etwas ändern. Ich prägte ihm immer wieder ein, dass es notwendig war, mindestens einmal im Jahr zum Arzt zu gehen, aber hörte er auf mich? Nein, im Gegenteil, er fand es sogar äußerst amüsant, wenn ich mich aufregte und genau deshalb tat er das genaue Gegenteil. Er ging nie zu einem Arzt, behandelte sich selbst oder nahm einfach nur Schmerzmittel unter dem Motto ‚Schlimmer kanns eh nicht werden und verreckt bin ich auch noch nicht, also einfach weg mit den Schmerzen.' Naja, wenigstens hatte die Schulärztin es geschafft Conner einen echten Verband anzulegen, als dieser herausstürmte, mich an der Hand packte und mich hinter sich herzog. Ja, das war seine Art. Und genau dieser Art mochte ich. Er war nett, liebevoll und ja manchmal auch ein Idiot, aber das war ja jetzt egal. „Vielen Dank für alles!", rief ich der Schulkrankenschwester über den Rücken zu. „Bring mir den nie wieder!", rief sie mir hinterher. ‚Das hat sie die anderen 10 Male auch schon gesagt.', dachte ich und schmunzelte amüsiert. „Wir gehen nach Hause.", sagte er knapp und schon waren wir aus der Schule draußen und saßen auf seiner MT-07. Wir hatten zwar noch zwei Stunden Unterricht, aber es war ja nur Kunst, da konnten wir fehlen. Als ob ich Kunst brauchen würden. Die ganze Fahrt über verdrängte ich den Gedanken an alles was passiert war. Ich hatte mir für heute genug Gedanken über andere gemacht und wenn Ethan ein Aggressionsproblem hatte oder so etwas in der Art, dann war das ja nicht mein Problem. Fürs Erste zufrieden mit diesen Gedankengängen schaltete ich ab. Ich genoss den Fahrtwind in meinen dunklen Haaren und so wie immer, wenn Conner wütend oder angepisst war, fuhr er mit mir an unseren Platz. Es war ein schöner kleiner Park, der ziemlich unbekannt war, da er in einem sehr unbewohnten Teil der Stadt und versteckt in einem großen Innenhof lag. Wir verbachten den restlichen Tag dort und relaxten unter der großen Trauerweide in der Mitte des Parks. Erst spät abends brachte er mich nach Hause und ich fiel sofort müde in meinem Bett in einen tiefen Schlaf.
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{Sooo- Das war jetzt Tag 1 aus Sams Sichtweise. ^^}
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~Crazy for you~ Obsession
Random⚠️Blut, Gewalt, Obsession⚠️ Wer das nicht lesen will/lesen kann, soll es nicht lesen. {„Hey, geht's dir gut?", fragte sie mich und sah mit ihren haselnussbraunen Augen direkt in meine zartbitterschokoladenbraunen Augen. Mit einem sanften Lächeln sah...