Kapitel 1

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Fußstapfen hallten durch die leeren Straßen des zerstörten Oprahells und wurden von den kaputten Mauern zurück geworfen. Zwei schwarze Lederstiefel stapften durch die Trümmer. Hinter einem kaputten Auto kam nun langsam ein Mädchen zum Vorschein. Sie sah erschöpft aus, eine Platzwunde klaffte an ihrer Stirn. Ihre braunen schulterlangen Haare hingen ihr übers Gesicht, ihr weißes Top war voller Blut und Schmutz. Sie strich sich ihre schmutzigen Hände an ihrer dunkelblauen Cargohose ab, schob die Brille auf ihrer Nase nach oben und holte ein Handy aus einer, ihrer vielen Hosentaschen. Ein Piepen ertönte als sie eine Nummer wählte und sie blickte sich hektisch um. Hinter der Ecke eines zerstörten Hochhauses kam eine schwarze Katze hervor und sprang hinter den nächsten Trümmerhaufen. Am anderen Ende der Leitung hob jemand ab »Hey May! Hast du eine gefunden?« fragte eine Frauenstimme. »Ja südlich der Brücke liegt eine Gasbombe« antwortete May »Sie ist aber bestimmt schon vor Jahren explodiert.« Es waren mittlerweile schon sechs Jahre seid dem ersten Gasbomben-Anschlag und dem Beginn der Zombieapokalypse vergangen. »Ich schicke dir die Coordinaten ok Tora?« »Alles klar.« antwortete Tora »Bis gleich.« setzte sie fort und legte auf.

May stieg die zerfallene Treppe eines Hochhauses hinauf, bei jedem ihrer Schritte brachen Teile der alten Stufen ab und vielen das Treppenhaus hinunter. Von den Fliesen die hier einst lagen, war lange nichts mehr zu sehen. May blieb stehen, um durch ein riesiges Loch in der Wand zu schauen das über die Jahre entstanden war. Als sie weiter gehen wollte verfing sich ihr Fuß in einer Efeuranke, die sich durch das Treppenhaus wand. Sie stolperte, konnte sich aber noch mit den Händen auffangen. Nachdem sie sich aufgerappelt hatte, stieg sie die Treppe weiter hinauf, bis sie im obersten Stock angekommen war. Sie holte einen alten rostigen Schlüssel aus einer braunen Ledertasche, die sie über ihrer Schulter trug und schloss die Tür auf. Laute Musik tönte ihr entgegen und ein giftiger Graffitti Geruch lag in der Luft. May legte ihren Schlüssel auf ein Regal, dass im Flur an der Wand hing und sich unter dem Gewicht der Energydrink Dosen, die darauf lagen, nur so bog. Sie legte ihre Tasche auf einem Hölzernen Schuhschrank neben einer Pflanze, die so aussah, als ob sie schon lange kein Wasser zu Gesicht bekommen hatte, ab. Mit dem Fuß schubste sie ein Skateboard aus dem Weg und bog nach rechts ab in das nächste Zimmer. Dort saß auf einem großen Schreibtischstuhl ein Mädchen, von dem May nur den Hinterkopf, auf dem kupferfarbenes Haar wuchs, sehen konnte. »Hey Tora!« schrie May, um die laute Musik zu übertönen »Hatten wir nicht etwas, wegen der Musik aus gemacht?« fragte sie »Nur mit Kopfhörern. Ja, ich weiß« antwortete Tora genervt und drehte den Stuhl nun in Mays Richtung. Ihre Haare lagen in einem wilden Kurzhaarschnitt auf ihrem Kopf. Die dunkel braune Cargohose war voller Graffiti flecken genauso wie ihr Moos grünes Top. Ihre mit Farbe beschmutzen Hände, hatte sie hinter ihrem Kopf gekreuzt. Sie griff zu einem Radio das auf dem Schreibtisch stand und schaltete wiederwillig die Musik aus. »Wie siehst du denn aus?! Geht es dir gut?« fragte Tora besorgt »Geht schon. Sind nur ein paar kleine Wunden. Hast du schon wieder unsere Wohnung voll gesprayt?« wollte May wissen »Vielleicht.« antwortete Tora und grinste dabei belustigt. »Und was ist eigentlich mit der Monstera Pflanze die im Flur steht? Die hat doch auch noch kein Wasser gesehen oder?« fragte May weiter. »Ups habe ich vergessen, sorry.« sagte Tora verlegen. »Ich habe doch extra einen Gießplan geschrieben.« murmelte May und ließ sich auf das bunte Sofa nieder, dass unter einer Schräge, neben dem Schreibtisch stand. »Da ist man mal drei Tage weg-« wollte sie fortsetzen, doch Tora unterbrach sie »Ich kann sie gleich gießen wenn du willst.« Tora wollte schon los rennen, aber May sagte belustigt »Ich mach doch nur Spaß.« Tora ließ sich neben May auf dem Sofa nieder. Sie griff nach einer Energydose, die auf einem, aus Paletten gefertigten, Couchtisch stand. »Dein wievielter Energy ist das heute?« fragte May. Tora schaute verlegen »Vielleicht der dritte.« May sah Tora ungläubig an. »Der dritte?! Es ist Dreizehn Uhr und du stehst erst um zwölf auf.« »Naja, ich muss doch wach werden.« Die beiden grinsten sich belustigt an. »Erzähl mal ein bisschen von der Gasbombe!« sagte Tora interessiert »Südlich der Brücke habe ich eine gefunden.-« »Ja das hast du schon erzählt.« unterbrach sie Tora »Ja warte doch mal ab. Also, an dieser Bombe war etwas anders.« May sah zu Tora die sich gespannt auf ihren Händen abstützte und ihr lauschte. »Die Bombe war größer, noch größer als ich. Es ist ein Wunder das wir sie zuvor nie entdeckt haben.« »Das wars?« fragte Tora enttäuscht und unterbrach sie somit wieder. »Nein! Warte doch mal ab! Auf der Bombe war eine Art Symbol.« endete May »Das will ich sehen! Hast du ein Foto gemacht?« fragte Tora »Nein, leider nicht, meine Handykamera ist kaputt, aber wir können es uns dann anschauen gehen.« »Alles klar, dass wird aufregend!« freute sich Tora »Ich gehe jetzt mal schlafen.« sagte May und gähnte. »Mach das.« sagte Tora fröhlich und stellte ihre Energydose wieder auf den Tisch. Beide standen auf. »Ich gieße währenddessen die Pflanzen!« rief Tora May noch hinterher, die schon auf dem Weg in das Zimmer war, dass sich über dem Flur links vom Wohnzimmer befand. Dort stand ein großes Bett aus Europaletten, dass vor lauter Kissen gerade so überquoll. An den Wänden hingen Lichterketten und Efeuranken wucherten über die Decke. Die Regale, die an den Seiten standen, waren mit Graffiti besprüht und bogen sich unter dem Gewicht der vielen Bücher. May ließ sich auf das Bett fallen und schlief sofort ein.

>May befand sich in einem Raum, der durch eine verdunkelte Glasscheibe von einem anderen getrennt wurde. Sie war kleiner als sonst und fühlte sich schwächer. Von der anderen Seite der Scheibe, hörte sie eine dumpfe Männerstimme »Starte das Experiment!« rief diese »Aber die Rezeptur ist noch nicht fertig! Es ist zu riskant!« klagte eine andere, höhere »Ist doch egal, es geht hier nur um ein Kind.« sagte die Männerstimme vom Anfang »Nein, dass meine ich nicht, sondern-« die Diskussion wurde von dem lauten klacken eines Hebels unterbrochen »-Herr Kommandant, ich wollte sagen, dass das auch eine Gefahr für uns darstellen könnte!« klagte die Stimme weiter »Ich würde ihnen raten, das Experiment umgehend zu beenden!« »Es geht nicht! Der Hebel klemmt!« schrie der Kommandant. Ein Zischen ertönte und die Glasscheibe, die davor trüb gewesen war, hellte sich auf. May konnte nun einen Blick auf die andere Seite werfen. Dort sah sie den muskulösen Kommandant, der mit seinem schmächtigen Assistenten versuchte, den Hebel in seine Ausgangsposition zu drücken. Der Assistent rannte zu einem Knopf, den er anschließend hastig drückte. »Ich kann die Tür nicht abdichten!« rief er panisch und versuchte den Spalt einer Tür, die sich neben der Glasscheibe befand und der Eingang zu dem Raum, in dem sich May befand war, mit seinen Armen zu verdecken. Das zischen wurde so laut, dass May die beiden nicht mehr verstehen konnte. Langsam Roch sie das Gas und sah entsetzt, wie es sich im Raum ausbreitete. Die grüne Wolke kroch langsam über die Wände und den Boden, bis der ganze Raum damit gefüllt war. Ein piepen war zu hören und die Tür, vor der der Assistent immer noch stand, begann sich zu öffnen. May rannte hindurch und fand sich nun auf der anderen Seite der Glasscheibe wieder. Die beiden Männer starrten sie ungläubig an. Der Kommandant öffnete den Mund und stammelte »W-Warum ist das Mädchen nicht mutiert?!« Er begann zu husten und ein paar Sekunden später, Krümmten sich beide Männer auf dem Boden. May rannte in Panik zu einer dicken Metalltür hinter der sie einen langen Gang zu erkennen glaubte. Doch sie war verschlossen. May rüttelte an dem großen Türgriff, bis sie ein unmenschliches stöhnen hinter sich vernahm. Sie drehte sich um und sah den Kommandant. Er hatte sich aufgerichtet. Seine Augen waren Weiß und leer und sein Gesicht blau angelaufen. Er humpelte auf May zu, die sich wieder umgedreht hatte und weiterhin panisch versuchte, die Tür zu öffnen. Als sie sich wieder umdrehte war der Kommandant so nah, dass sie seinen fauligen Atem riechen konnte. Sie schloss die Augen in der Hoffnung, den Moment so besser ertragen zu können und konzentrierte sich auf das Ohren betäubende Geräusch des Gases, dass weiterhin austrat und sich nun wie grüner Nebel, über alles in dem Raum legte. Doch außer dem Geräusch des Gases, nahm sie noch etwas anderes wahr. Sie hörte ein dumpfes klopfen und bemerkte, dass es von der anderen Seite der Tür kam. Doch bevor sie sich umdrehen konnte um nach zu sehen wer dort war, spürte sie einen stechenden Schmerz im rechten Arm. Sie schrie auf. Der Kommandant hatte sie gebissen.<

May wachte auf. Sie atmete schnell und Schweiss tropfte ihr von der Stirn. Sie rieb sich den Arm. »Es war nur ein Traum.« sagte sie zu sich selbst. Langsam stand sie auf und schliff sich ins Wohnzimmer. Dort saß Tora am Schreibtisch und Skizzierte etwas. »Hey Tora.« murmelte May verschlafen und gähnte »Was machst du?« »Oh du bist wach! Ich plane gerade wie mein nächstes Graffiti aussehen soll.« antwortete Tora die währenddessen den Stuhl zu May gedreht hatte. »Kannst du mir vielleicht sagen wie spät es ist?« fragte May. Tora schaute auf eine Uhr, die sie um ihr Handgelenk trug und antwortete »Es ist 17:30 Uhr.« Sie stand auf und ging an May vorbei in den Flur. »Können wir jetzt los?« fragte sie fröhlich und griff zu einer kleinen roten Tasche, die auf dem Boden lag. Sie warf sich die Tasche über die Schulter, zog ein weißes Hemd über ihr Top und klemmte sich das Skateboard unter den Arm. May zog sich ihren grauen Kapuzenpullover mit Reißverschluss über und nahm ihre Tasche vom Schuhschrank. Danach steckte sie noch den Schlüssel hinein. Tora hatte die Tür schon geöffnet, aber May ließ ihren Blick noch einmal durch die Wohnung schweifen und dachte über ihren Traum nach. »Kommst du jetzt endlich?« drängelte Tora ungeduldig. »Ja ich komme.« sagte May noch halb in Gedanken versunken. Sie ging hinter ihrer Freundin aus der Wohnung, schaute noch einmal zurück und Schloss dann die Tür.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 03 ⏰

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