Manipulation

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Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zurück zur Tür. Gellert wartet bereits auf uns. Als wir näher treten öffnet er das Tor mit seinem Zauberstab und lässt uns und zu unserer großen Überraschung auch Dumbledore eintreten. Die beiden sehen sich für einige Sekunden in die Augen. Irgendwie finde ich die Situation total bizarr. Ich meine die sind ja eigentlich Erzfeinde aber trotzdem hat man das Gefühl sie würden sich gegenseitig nie etwas antun. Es verstreichen einige Momente bis Gellert etwas sagt. Vielleicht kommt es mir auch nur so lange vor. Keine Ahnung. „Albus. Konntest du die beiden umstimmen? Gehen sie mit dir nach Hogwarts?" Die Stimme meines Vaters klingt ruhig und entspannt als würde er ein ganz normales Gespräch mit einem alten Freund führen. Ich merke wie Dumbledore ihn ansieht und weiß, dass er immer noch in meinem Vater verliebt ist. Dumbledore versucht es zwar zu überspielen und kalt und abweisend zu wirken, aber es gelingt ihm nicht wirklich. Und das merkt Gellert auch, denn ein leichtes Lächeln huscht über sein Gesicht als er merkt wie ihm Dumbledore in die Augen starrt. „Woher weißt du das?" Dumbledores Stimme klingt kalt, zittert jedoch leicht. Mein Vater lächelt erneut: „Albus. Ich kenne dich besser als du dich selbst. Es ist lange her seitdem wir das letzte Mal gesprochen haben, aber du hast dich nicht verändert. Und das meine ich im positiven Sinne. Du sorgst doch um deine Mitmenschen. Das war schon immer eines der Dinge die ich am Meisten an dir mochte." Gellerts Stimme klingt unglaublich weich und gefühlvoll. Es wirkt wirklich so als hätte er Dumbledore vermisst. Seine kleine Geste in der er einen imaginären Fussel von Dumbledores Anzug entfernt wirkt sehr intim. Für den Bruchteil einer Sekunde kommt mir doch tatsächlich der Gedanke Dumbledore würde ihm ernsthaft etwas bedeuten. Doch dann fällt mir wider ein, dass wir ja hier von Gellert Grindelwald sprechen. Dumbledore braucht einige Sekunden um eine Antwort zu finden: „Geht es den beiden wirklich gut?" Seine Stimme ist nicht mehr als ein flehendes Flüstern. Ich weiß auch ohne seine Gedanken zu lesen, was er eigentlich sagen möchte: „Geht es dir gut?" Diese unausgesprochene Frage und das Verlangen Gellert zu küssen, welches sich in seinen Augen widerspiegelt, führen mir die Manipulationsfähigkeiten meines Vaters mit solch schockierendem Ausmaß vor Augen, sodass mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Ich habe zwar schon viel von seinen Fähigkeiten gelesen, aber gesehen habe ich sie noch nie. Gellert nickt leicht. „Natürlich geht es ihnen gut. Sie können jederzeit gehen." Gellert hat einen kleinen Schritt nach vorne gemacht und etwas lauter und deutlicher gesprochen. Jetzt habe ich den Eindruck er würde das extra machen, damit Dumbledore sich wieder besinnt und merkt das seine ganze Gefühlswelt auf einem Silbertablett präsentiert daliegt. Ich werde aus dem Mann einfach nicht schlau. Er hat wirklich die Fähigkeiten jegliche Empfindung komplett zu verschleiern, sodass man überhaupt nicht mehr weiß was man denken soll. Gellerts kleine Geste ist von Erfolg gekrönt: Dumbledore richtet sich auf und strafft seine Schultern. „In Ordnung, ich werde dann wieder gehen." Mein Vater beugt sich leicht vor und sieht Albus tief in die Augen: „War schön dich mal wieder gesehen zu haben." Dann dreht er sich um und geht zurück ins Schloss und anschließen in sein Büro. Wir verabschieden uns ebenfalls und machen uns auf den Weg in unser Zimmer. Wir haben viel Stoff zum Nachdenken und Philosophieren bekommen.
Wir unterhalten uns noch lange über den heutigen Nachmittag. Heute ist das erste Mal seit langem, dass wir uns erneut fragen ob Gellert uns wirklich nur aus Nettigkeit bei sich wohnen lässt oder ob er doch einen tieferen Sinn verfolgt. Wir haben zwar schon oft über die Manipulationsfähigkeiten meines Vaters gesprochen, aber eine richtige Vorstellung hatten wir bisher nicht. Es ist erschreckend und beängstigend mit jemand so mächtigen zusammenzuleben, der es so perfekt beherrscht seine Gefühle und Gedanken hinter seiner Maske zu verbergen.
Plötzlich klopft es an der Tür. Wir zucken beide zusammen, antworten aber trotzdem mit einem „Herein.". Als sich die Tür öffnet kommt Gellert zum Vorschein. „Wollt ihr heute nichts essen? Es ist schon kurz nach sieben. Ihr wart nicht im Speisesaal, deshalb wollte ich mal nach euch sehen." Wir sind beide erschrocken darüber wie schnell die Zeit vergangen ist. „Doch, doch. Wir kommen. Sorry wir hatten die Zeit vergessen.", antworte ich schnell und springe mit Lina von der Couch. Gemeinsam mit Gellert machen wir uns auf dem Weg in den Speisesaal. „Woher wusstest du, dass Dumbledore dich nicht angreifen würde?", frag Lina auf dem Weg nach unten. Wir haben eine ganze Weile darüber diskutiert, warum Gellert ihn einfach so reingelassen hat, doch Gellert schüttelt den Kopf: „Das kann er nicht. Wir haben einen Blutpakt geschlossen einander nicht zu bekämpfen." Ich muss lächeln. Ich hatte mir sowas fast schon gedacht. Diverse Geschichtsbücher äußern solche Vermutungen auch und es würde gut zu meinem Vater passen sich auf diese Weise abzusichern. Er kann unmöglich geglaubt haben Dumbledore würde bei seinem radikalen Plan wirklich mitmachen. Es muss ihm einfach klar gewesen sein, dass sich er und Dumbledore irgendwann als Feinde gegenüberstehen werden.
„Ist alles in Ordnung bei euch? Ihr seid so schweigsam.", fragt Gellert plötzlich. Lina und ich schauen uns an. Jeder wartet darauf, dass der andere redet. Doch bevor die Pause unangenehm lang wird fange ich dann doch an zu reden: „Wir müssen das heute Nachmittag erst mal verarbeiten. Wir haben zum ersten Mal wirklich live gesehen wie du mit anderen Menschen umgehst, wenn sie nicht deine Anhänger sind und ehrlich gesagt kann deine Art wirklich beängstigend sein. Wie gut du Dumbledore manipulieren konntest. Ich meine, du hast sozusagen nur mit deinen Worten und deiner Gestik und Mimik bestimmt was er als nächstes sagt oder tut.", sage ich vorsichtig ohne Gellert anzusehen. Ich weiß wie das klingt: Als hätten wir Angst, dass er uns auch manipuliert und als hätten wir Angst vor ihm. Und in solchen Momenten haben wir manchmal auch ein flaues Gefühl im Magen. Als ich Gellert noch nicht kannte, habe ich es mir wesentlich cooler vorgestellt ihn zu treffen als es dann im Endeeffekt war. Mein Vater sieht uns einige Momente lang stumm an. Dann antwortet er mit beinahe verletzter Stimme: „Hab ich euch je Anlass dazu gegeben Angst vor mir zu haben? Falls ja tut es mir wirklich leid, das war nie meine Absicht und ihr solltet wissen, dass ich euch niemals etwas antun würde." „Nein, hast du überhaupt nicht. Es ist eher dein öffentliches Auftreten und deine unheimliche Macht. Wir vertrauen dir, aber es war einfach aufwühlend dich zum ersten Mal so zu erleben.", stelle ich schnell klar, weil ich merke dass er wirklich ein wenig verletzt ist. „Wir mögen es hier total gerne und seitdem wir hier sind, haben wir schon fast vergessen wer du eigentlich bist und wenn man dann plötzlich deine Manipulationsfähigkeiten auf so krasse Weise erlebt ist es einfach nur aufwühlend. Aber Kathi hat recht. Wir vertrauen dir!", fügt Lina noch hinzu, woraufhin Gellert anfängt zu lächeln: „Entschuldigt bitte. Natürlich weiß ich wie mein Verhalten in der Öffentlichkeit auf andere wirkt. Ich mache das ja ganz bewusst und natürlich kann ich auch extrem grausam sein, aber bitte vergesst nicht, dass das größtenteils eine Rolle ist die ich spiele um die Menschen von mir zu überzeugen." Wir nicken als wir gerade im Speisesaal ankommen und uns zu unseren Plätzen begeben. Die Sitzordnung ist immer die gleiche, was uns gut gefällt da wir sowohl Vinda als auch Queeny wirklich mögen.

Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt