Kapitel 3

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Grummelnd machte mich mein Magen darauf aufmerksam, dass es an der Zeit war, gefüttert zu werden. Brian erwiderte mein verlegenes Lächeln mit einem spitzbübischen Grinsen, während uns der Aufzug Etage um Etage hinauf zu Minho und Areum brachte. Ich war davon ausgegangen, dass sie sich eine Villa leisteten, doch sie schienen sich in einem Penthouse wohler zu fühlen. Wahrscheinlich, weil es mitten in der bunten Stadt lag.

Mir ging es besser, doch ich merkte, dass mir das regelmäßige Essen fehlte.

„Hunger?"

„Nein, wie kommst du denn darauf?", erwiderte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Er bedankt sich nur für die Abendgarderobe", meinte ich nüchtern, was Brian in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Meinen sarkastischen Ton bemerkend, legte er seine Hand auf meinen Bauch und lauschte. Sein angestrengt ernster Blick wirkte so skurril, dass ich mühsam mein Lachen unterdrückte.

„Du hast recht. Ich höre, wie er sich lautstark bedankt, aber sein Ruf nach Essen ist fast schon so schauerlich wie das Quietschen der Tafelkreide", lautete seine Diagnose, wobei er sich wie Mister Mc Laren anhörte.

Noch genau erinnerte ich mich an meine erste Begegnung mit Brians Leibarzt.

Ernster Blick hinter der Brille, magere Statur.

Das war anfangs mein Bild von ihm gewesen. Selbst heute konnte ich nichts anderes von ihm behaupten.

„Was du nicht sagst", seufzte ich kopfschüttelnd. Meine Essensverweigerung rächte sich jetzt mit Übelkeit und Schwindel. Vielleicht lag Letzteres an dem bezaubernden Abendkleid, das aus einem knielangen, cremefarbenen Kleid und einem weißen Bolero bestand. Dazu gab es ein kleines Täschchen in derselben Farbe.

Zu meiner Überraschung hatte Brian meine Bekleidung am Vortag in Seoul besorgt, als ich versucht hatte, meinen Jetlag auszuschlafen. Er hatte sogar dafür gesorgt, dass es vor dem ersten Tragen gereinigt wurde. Das zeigte mir, wie gut Brian mich kannte. Ich verabscheute es, neue Kleidung ungewaschen anzuziehen. Wer wusste schon, wie viele Menschen sie anprobiert hatten.

Mir gefielen die feinen, eingearbeiteten Blumenstickmuster sowie der flache V-Ausschnitt, der wenig von meiner Oberweite verriet. Laut Brian war es in Korea nicht gerne gesehen, viel Haut zu zeigen. Da er davon ausging, dass ich weder die Gastgeber noch die Einheimischen verärgern wollte, hatte er sich für ein Kleid entschieden, das zum gegebenen Anlass passte. Anfangs war ich nicht sicher gewesen, ob meine verunstaltete Brust sichtbar war, da sich der Stoff eng an meine Haut schmiegte. Dank des Boleros wurde mein Makel kaschiert.

„Gehen wir eigentlich auch zusammen einkaufen oder hast du etwa vor, mich jeden Tag zu überraschen?", wollte ich schmunzelnd wissen. Meine Nervosität stieg, je mehr wir uns dem Penthouse näherten. Einerseits zählte die Anzeige rasant aufwärts, andererseits fühlte sich die Fahrt in die oberste Etage wie eine Ewigkeit an.

„Wir gehen morgen nach dem Treffen gemeinsam", versprach Brian mit einem Kuss auf meine Stirn. Er warf einen Blick zur Anzeigetafel des Aufzugs und setzte ein süffisantes Grinsen auf.

Was zum Teufel heckte er jetzt schon wieder aus?

„Erinnerst du dich an die Aussprache?"

Aha, darauf wollte er hinaus. Die unzähligen Male im Hotelzimmer trugen endlich Früchte, als ich flüssig und ohne Probleme auf Koreanisch grüßte. Mit einem triumphierenden Blick und schnell schlagendem Herzen hoffte ich auf sein Kompliment. Weit gefehlt.

„Na, das wird doch", meinte er trocken. „Jetzt fehlen nur noch ...", eine bedeutungsvolle Pause folgte, ehe er mir eine für den Anfang gigantische Zahl nannte, „... Worte, dann solltest du dich einigermaßen verständigen können."

Thrilling Destiny - Dark Secrets - [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt