Sobald ich achtzehn wurde, löste ich die Ketten die sich Eltern nennen und reiste um die Welt; ich wollte meine neu gewonnene Freiheit, die Volljährigkeit, ausnutzen und das machen, was ich wollte. Ich wollte meine Grenzen kennenlernen und wissen, was ich bisher eben nicht wusste.
Ich war ein ganz normaler Teenager, ich war beliebt in der Schule und hatte nicht ganz so schlechte Noten. Mir wurde auf den Gängen hinterhergesehen, wenn ich vom Training kam. Viele Mädchen wurden rot, sobald ich sie auch nur ansprach und manchmal auch Jungs - ich war der Schwarm. Aber ich bin keiner, der sich sowas zunutze macht und andere deswegen zurechtrückt. Ich wollte meine Schulzeit schaffen und nach meinem Abschluss mit meinem Van durch die Weltgeschichte brausen. Und das tat ich auch. Ich packte meine größte Tasche, nahm meinen Schlüssel und sagte „Tschüss" zu meiner Familie und meinen Freunden. Ich war nur für mich.Nach drei Monaten, die ich damit verbrachte, mich selbst zu finden, landete ich in einer von bunten Lichtern bestückten Stadt. Was sofort zum Vorschein kam, waren die vielen Menschen, die sich in einer ganz bestimmten Ecke der Stadt aufhielten. Die Damen trugen unverschämt große Absätze, Wimpern meterlang und Lippen so rot wie ein frischer Apfel; Männer mit pechschwarz lackierten Schuhen, einem Sakko von für mich unschätzbaren Wert und die Haare gestylt als würden jeden Moment die Paparazzi toben. Ein Anblick, der für mich als totales Dorfkind schon immer unvorstellbar und völlig neu war. Also wollte ich wissen, was passieren würde, wenn ich auch nur einen Schritt in diese eine Gesellschaft wagte.
Ich zog meine besten Sachen an, ging sogar zum viel zu teuren Frisör und ließ meine Haare schneiden, versuchte nicht aufzufallen. Aber als ich dann in eines der vielen Casinos dieser Stadt ging, wurde mir direkt klar, dass ich wohl nie so werden konnte wie die, die an den Tischen und Automaten standen, ihr Glück versuchten und auf Gewinn warteten. Aber ich wollte das auch. Mit meinen letzten zwanzig Mücken nahm ich an einem Spiel teil - ich war nicht gut im Kartenspiel, also konnte ich nur auf ein gutes Blatt hoffen.
Schneller als ich gucken konnte flogen die Hände über den grünen Kartentisch und legten nacheinander ihre Karten auf das Spielfeld, sie alle sahen dabei so siegessicher aus, schienen ein gutes Gefühl zu haben. Und ich saß da, völlig grün hinter den Ohren und wusste nicht, was ich machen sollte.
An dem gesamten Tisch saßen sechs Leute, alles nach dem Anschein erfahrene Spieler, die wussten, was Sache war. Neben den beiden Frauen, die offensichtlich eine Ladung Schminke zu viel aufgetragen haben, dem nicht mehr nüchternen Mann mit der Glatze, dem schwitzenden Schwarzen mit der Sonnenbrille, war da noch ein anderer Mann. Seine Augen so kalt und finster wie die Nacht und sein Auftreten so dominant und bestimmend wie ein Leitwolf. Bereits auf den ersten Blick erkannte ich, dass er jemand war, mit dem ich mich nicht anlegen sollte.Am Ende der Runde verlor ich, natürlich. Ich verlor meine zwanzig und hatte zudem noch vierzig Schulden, weil ich einmal zu überspitzt gehandelt habe. Doch bevor der Glatzkopf etwas zu meinen Schulden sagen konnte, griff er ein. Jener Mann übernahm meine Schulden und bestand darauf, noch eine Runde mit mir zu spielen. Und noch eine, kleine immer wieder. Bis spät in die Nacht hinein. Danach... war ein tiefes Loch in meinem Portmonee. Ich verlief mich in Schulden.
Als ich mit unmenschlichen Kopfschmerzen wieder aufwachte, lag neben mir eine Spielkarte, ein Pik-Ass. Auf dieser Stand: Wenn du bereit bist, deine Schulden von gestern bei mir zu begleichen. Auf der Rückseite war auch noch eine Nummer, seine Nummer nahm ich damals an.
Ich war naiv und dachte nicht daran, in was für Schwierigkeiten mich mein Handeln bringen konnte. Ich ignorierte mein Gewissen und rief diese Nummer an.Und ab diesem Zeitpunkt begann mein neues Kapitel.
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Mister Ace of Spades [Ereri Shortstory]
FanfictionIch habe mich mitreißen lassen, dachte, es wäre alles echt. Ich folgte diesem Mann, weil ich glaubte, er könnte mir das sein, was ich wollte. Er zeigte mir das, was ich mir unter dem Wort "Leben" vorstellte, wenn nicht sogar mehr. Mit 18 habe ich d...