Der Sonntag

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Der heutige Tag war einfach so geil! Also nachdem ich das Video vergessen hatte...

Normalerweise mag ich ja keine Sonntage, aber heute war meine Cousine mit ihrem kleinen Cousin da. Wir haben so viel gemacht und ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß außerhalb der Schule gehabt.
Ich meine ich hab auch Spaß mit Klassenkameraden, aber wir reden immer über irgendwas mit Schule... es ist nunmal unsere Kindheit (bzw. Jungendlichheit?)
Auf jeden Fall hat sie mir geholfen auf mein Baumhaus zu gehen ohne Angst zu haben, überall könnten Spinnen sein! An sich hatte ich mit der Zeit irgendwann keine Spinnenfobie mehr. Es konnte sogar eine an mir vorbeikrabbeln, doch dann kam dieser Tag...
Vor 1,5 Jahren:
Ich hatte schon seit etwa 2 Wochen überall diese roten Punkte an den Beinen. Wir waren zwar schon bei so vielen Ärzten aber kein Arzt wusste wirklich was das war. Irgendwann haben wir beschlossen mal zum Kinderarzt zu gehen, bei dem ich schon etwa 3 Jahre nicht mehr war. Und er kannte diese Krankheit sehr gut. Seine ersten Worte waren:,, Das gibts ja nicht!!!" Diese Krankheit war nunmal so selten und auch eine typische Kinderkrankheit, die Leute in meinem Alter nur sehr sehr sehr (tausende sehrs später) selten bekommen. Und ich fragte, ob ich so nächste Woche mit nach Wangerooge auf Klassenfahrt gehen konnte. Er meinte zwar, dass ich evtl. Noch nachgebracht werden könnte, aber die Assistenten und der Artzt wussten ganz genau dass das nicht passieren wird. Denn normalerweise werden Kinder mit der Krankheit im Krankenhaus behalten, weil sie strengste Bettruhe haben! Doch weil ich ja so groß bin und das schon selber weiß, durfte ich zum Glück nach Hause. Er meinte dann noch dass ich unter keinen Umständen aus dem Bett durfte! Und mein erster Gedanke: ,,Was ist mit pinkeln?!" Ich fragte natürlich sofort nach und er meinte, dass ich da wohl zur Flasche greifen musste (!!!) und nachdem er meinen geschockten Blick sah, sagte er schnell die erlösenden Worte:,, aber wir müssen es ja nicht übertreiben!" Doch von den Gedanken weg, kamen mir schon fast die Tränen, wegen Wooge. Was soll das denn jetzt?! Nur weil kein Artzt diese Krankheit kennt, muss ich am Ende darunter leiden.
Er erzählte mir noch, dass er mal nach München als Vertretung beim Kinderarzt war und er dort ein Kind aus Afghanistan mit dieser Krankheit hatte. Als er dann ein halbes Jahr später dahin kam, hatte das Kind die Krankheit immer noch! Mir schossen da so viele Gedanken durch den Kopf wie ich es denn schaffe, so lange liegen zu bleiben, einfach kein richtiges Leben habe!

Danach sind noch kurz zur Schule gefahren, damit ich mein Fahrrad holen konnte und ich fragte Anton nach seinem Transponder für den Fahrradkeller. Danach erzählte ich noch, was diese Krankheit war und ich nicht in die Schule konnte und auch nicht mit nach Wangerooge kam.

Alles kam so überaschend, ich war normal in der Schule und hatte nen Artzttermin. Meine Fenster des Baumhauses standen noch offen, es war ja Ende Mai, glaube ich.
Ich hatte dann etwa 2 Monate lang diese Krankheit. Ich durfte unter der Beaufsichtigung meiner Eltern sogar 2 Tage mit nach Wooge. Ein Samstag und ein Sonntag war das. Wir waren gerade am Essen und meine Eltern kamen, dass ich jetzt nach Hause musste. Nichtswissend sah ich meine Eltern an. Ich wusste zwar, dass ich heute weg musste, aber sie hätten mir ja noch sagen können, wann denn ungefähr. Und ich sagte noch einmal an alle tschüss und ging dann auch schon.
Ein Tag danach, ein Tag vor meinem Geburtstag, war das erste mal, dass ich mit der Krankheit vor meinen Eltern weinte. Ich wollte nicht morgen Geburtstag haben, nicht so! Eigendlich hätte ich ja auf Wangerooge Geburtstag gehabt und meine Eltern wollten mir ein Paket mit süßem usw. schicken. Das ging jetzt aber nicht mehr und so bekam ich es an meinem Geburtstag... zuhause. An dem Tag durfte ich ausnahmsweise gehen, weil die Punkte (Blutergüsse, weil meine Blutgefäße entzündet waren) verschwunden waren. Allerdings tauchten sie gleich am Ende des Tages wieder auf. Niemand bemerkte meine innerliche Trauer an diesem Tag. Und als meine Mutter irgendwann wieder Arbeiten musste fing ich an am Tag heimlich wieder zu laufen, obwohl ich wusste, dass es für mich momentan Lebensgefährlich war, da die Entzündung bereits bis zur Hüfte, viel zu nah an meinen Nieren, ging. Aber ich hatte das Gefühl dass es ab diesem Tag begann, besser zu werden und so konnte ich passend zum letzten Tag vor den Sommerferien noch zur Schule und meine Bücher und mein Zeugnis abholen. Weil wir neue Lehrer bekamen, haben wir ein großes gemeinsames Frühstück gemacht. Und aus den übrig gebliebenen Sachen haben wir das berühmte Gemisch Kotz-rotz zusammengebraut!!!

Und jetzt zum eigendlchen Tag (ihr habt wahrscheinlich schon lange keinen Bock mehr das zu lesen) Ich ging mit meiner kleinen Schwester auf mein Baumhaus, dessen Fenster jetzt bereits seit 2 Monaten offen waren... Ich kam hoch und mir ist erstmal nicht neues oder so aufgefallen. Doch dann packte ich aus versehen an eine Spinne/Snake die ich nicht gesehen hatte und schrie auf. Meine Spinnenfobie war geweckt und ich wich nach hinten, bis ich an die Wand knallte, wo mich noch eine Spinne erwartete. Und mit einem Mal, sah ich überfall welche!
Ich und meine kleine Schwester standen in der Mitte des Baumhauses... Am weinen... In Panik... Keiner hörte uns. Irgendwann begann ich sie zu zählen: 1...2...3...4 (...) 10...11 und hörte auch schnell wieder auf. Ich weiß bis heute nicht, wie viele tatsächlich da oben waren. Nicht zu vergessen, dass ich nur an der Decke am Zählen war.
Mit jeder Zahl wurde meine Stimmer ängstlicher, schwacher, leiser, panischer. Und ich sah vor mir das Fenster, wo ich ernsthaft über legte rauszuspringen, weil die kleine Klappe (der eigendlich Eingang) auch von Spinnen umzingelt war. Was aber sollte meine Schwester (zu der Zeit 4) tun?
Ich hab immer wieder versucht sie zu über reden mit mir runterzukommen, sie wollte aber nicht an den Spinnen vorbeiklettern. Irgendwann bin ich einfach losgesprintet, fast vom Baumhaus gefallen, einfach aus Angst, aus Panik.
Durch mein gerenne haben einige Spinnen angefangen zu krabbeln und ich hörte meine Schwester nur schreien: ,,die krabbeln!!! Die krabbeln!"
Sie tat mir so leid, sie war ja erst 4 und ich begann wieder hoch zu klettern. Ich nahm sie auf meinen Arm und ignorierte die Spinnen. Wieder einmal versuchte ich runter zu sprinten, doch ein Ast brich ab und ich fiel mit meiner Schwester herunter. Sie war zum Glück durch mich geschützt worden und ich bekam mehrere Schrammen und Kratzer ab. Es kam mir die ganze zeit so vor als würden die Spinnen einen heiden Lärm machen und ich könnte sie hören.
Ich bin erstmal schnell aufgestanden und unter dem Baumhaus weggerannt, aus Angst, eine Spinne könnte durch die Öffnung auf uns fallen. Erst jetzt bemerkte ich, dass das Geschreie welches ich hörte nicht wie vorher angenommen von meiner Schwester kam, sondern auch von mir. Ich war so am Zittern und mir war kalt, obwohl es 25°C draußen waren! Als ich gerade rein rennen wollte, nahm uns meine Mutter auch schon in den Arm. Sie kam raus, weil sie dachte jemand hätte sich weh getan. Ich hab ihr versucht zu erklären, was passiert war, aber ich konnte auch nicht mehr wirklich flüssig sprechen.
Als wir drinnen angekommen sind, sah ich mich im Spiegel... Meine Augen waren rot und die Pupillen vor Angst geweited. Ich war verschwitzt. Meine Haare waren voller Dreck und man erkannte deutlich die Gänsehaut auf meinen Oberarmen.

Nach diesem Tag bin ich nur noch im Winter aufs Baumhaus gegangen... Im Sommer war das oben nur Stille.

Die Krankheit wurde meiner meinung nach von der Pflanze Bärenklau ausgelöst. Sie ist hochgiftig und kann solche Krankheiten auslösen. Warum ich das weiß? Etwa 2 Wochen bevor ich die Punkte bekam, haben 2 Jungs aus meiner Klasse ihren Geburtstag im Wald gefeiert. Und dort haben meine Eltern später so eine Pflanze gefunden...
Ein Mädchen in meiner Straße, die auch eine Woche zuvor im Wald war, und wahrscheinlich auch in Kontakt mit der Pflanze gekommen ist, hatte diese Krankheit dann auch... Sie musste im Krankenhaus bleiben. Es ist übrigens eine Imunkrankheit, die für immer in meinem Körper bleiben wird und bei einem geschwächtem Immunsystem wieder ausbrechen kann.

Aber jetzt zurück zum Sonntag:
Ich war mal wieder seit langem auf unserem Trampolin. Ich habs schon mal vor einer Woche probiert aber immer bekam ich nach 2 min Rückenschmerzen. Und es fühlte sich so an, als ob das Gehirn quer durch den Kopf fliegen und immer wieder an die Wände des Kopfes knallen würde.
Aber meine Cousine hat mir geholfen, diese Schmerzen zu ignorieren. Und tadaaa! Wir haben fast den ganzen Tag gesprungen und auch meinen alten fatboy aus dem Fenster meines Baumhauses geworfen, um ihn mit aufs trapmolin zu nehmen. Dann haben wir immer ein Sofa oder Boot oder Bett (was auch immer!) geformt und eine Person musste sich drauf legen und wurde so 1,30 Meter in die Luft gesprengt. Hahaha einfach so geil!
Meine kleine Schwester ist am höchsten geflogen (Sie ist ja auch am leichtesten, aber nicht die jüngste). Sie hatte sich etwa eine Stunde zuvor auf dem Trampolin mit ihrem Wackelzahn auf die Zunge gebissen... Ihr gesamter Mund war mit Blut verschmiert. Und sie hatte nicht Angst davor sich nochmal auf ihre Zunge zu beißen, sonder wieder das ganze Blut zu sehen, weshalb es etwas gedauert hat, sie aufs Trampolin zu bringen.

Und desto schöner die Erlebnisse sind, desto trauriger werde ich zu wissen, dass diese Ereignisse mit dem zunehmenden Stress in der Schule immer seltener werden. (-.-)

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