k a p i t e l 1

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Saphira

Mein Blut rauscht mir in den Ohren, gleichzeitig kann ich mein schnelles Atmen wahrnehmen. Ich renne so schnell ich kann und versuche dabei, nicht über meine Schulter zu blicken. In meinem Kopf schreit mich meine innere Stimme an, ich soll schneller laufen. Nur kann ich langsam nicht mehr. Meine Lungen brennen höllisch und das Atmen fällt mir unglaublich schwer, als würde mir jemand die Luftröhre zuschnüren. Ich will aber nicht aufgeben, weshalb ich mich dazu zwinge weiterzulaufen und nicht nachzugeben.

»Du entkommst uns nicht, kleine Perkins«, höre ich hinter mir dieses Arschloch rufen, während ich mich darauf konzentriere, nicht über meine eigenen Beine zu stolpern, die sich nebenbei schwer wie Blei anfühlen.

Keine Ahnung, wie lange ich schon durch die Gegend haste, aber es kommt mir vor, als sei ich einen halben Marathon gelaufen.

Bis zur Wohnung meiner Mutter sind es noch zehn Minuten Fußweg. Dennoch ist es kein sicherer Ort mehr für mich, denn sie wissen genau, wo sie mich finden würden. Schließlich ist einer von ihnen der Dealer meiner Mutter, der sie fast täglich mit ihrem Stoff ernährt und sich aus dem Grund mehrere Male in unserem Apartment aufgehalten hat. Ein Vorteil für ihn, ein Nachteil für mich, weil ich sonst nicht weiß, wohin ich gehen soll, ohne dass sie mich finden.

Außerdem ist mir nicht klar, was sie unbedingt von mir wollen. Und genau genommen möchte ich es auch gar nicht wissen. Ich will mit dem Scheiß, den meine Mutter sich eingebrockt hat, nichts zu tun haben. Weder ihre beknackten Drogen noch ihr widerwärtiger Dealer.

Irgendwie hat Denver, der Drogendealer, herausgefunden, wo ich arbeite und mich vor dem Pink Paradise Club abgefangen, nachdem ich meine Schicht beendet habe. Überraschenderweise ist es mir gelungen ihn abzuhängen, und seitdem bin ich auf der Flucht vor ihnen.

»Verpisst euch!«, rufe ich keuchend zurück, doch ich weiß genau, dass diese Aussage nichts bewirkt. Sie wollen etwas und das hat definitiv mit Mom zu tun. Nur ist sie seit einigen Tagen verschwunden und ich weiß nicht genau, wo sich diese verdammte Frau aufhält. Es ist üblich, dass sie mal woanders ihre Nächte verbringt und erst nach ein paar Tagen zurückkehrt, als sei sie nie weg gewesen. Vermutlich schnorrt sie sich irgendwo bei irgendjemanden ihre nächste Line.

Bedauerlicherweise fallen ihre Probleme auf mich zurück und ich darf sie ausbaden. Dankbar bin ich ihr deswegen nicht. Scheiß Sucht.

Dicht hinter mir höre ich diesen Wichser lachen. »Na, na ... Nicht so vorlaut, Kleines.«

Gott, ich hasse ihn. Seitdem ich weiß, wie sein mickriger Schwanz aussieht, fühlt er sich besonders wohl in meiner Nähe. Dieser Dreckskerl nutzt gerne meine Mutter aus, wenn sie zugedröhnt ist. Mehrere Male hatte ich sie auf der Couch beim Ficken erwischt, das erste Mal mit vierzehn. Etwas, was ein Teenager nicht unbedingt sehen möchte, vor allem nicht die eigene Mutter.

Weil ich für einen kurzen Moment den Fokus verloren habe, werde ich unerwartet an meinen Haaren gepackt und gegen eine Hausmauer geschleudert. Schmerzerfüllt verziehe ich mein Gesicht und spüre, wie mein Hinterkopf dagegen knallt. Dann presst sich eine maskuline Brust an meinen zierlichen Oberkörper und erschwert mir damit den Sauerstoff in mich aufzunehmen.

»Lass mich los, du Schwein!«, krächze ich unter schwerer Atmung.

Es ekelt mich an, dass Denver es nicht lassen kann, mich ständig zu bedrängen. Aber dann, als ich hochsehe, erkenne ich schnell, dass es nicht Denver ist, der mich festhält, sondern sein komischer Laufbursche. Ein hochgewachsener Mann mit glattrasierter Glatze und einem tätowierten Totenkopf am Hals. Wie heißt er doch gleich? Rex oder Baxter?

Lost in his Darkness - Gefährliches Verlangen | LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt