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Zwei Monate später.

Es klingelt. Terence öffnet die Tür. Vor ihm steht eine Nonne. Eine bärtige Nonne.

„Pietro ist hier, um seine Tochter zu besuchen. Hallo junger Luke", sagt die bärtige Nonne.

„Hallo Pietro. Ginny ist leider gerade nicht hier. Aber sie sollte in etwa einer Stunde wieder da sein. Wenn du willst, können wir in der Zeit ein wenig spazieren gehen. Bei der Gelegenheit kannst du mir auch gleich erklären, was es mit deinem Aufzug auf sich hat", sagt Terence.

Pietro grinst und erwidert: „Pietro wird gern mit dir spazieren gehen."

„Ich arbeite in meiner Freizeit als Schauspieler in einem Männertheater. Wir proben gerade eine Inszenierung von „Sister Act". Ich spiele die Hauptrolle", erzählt Pietro nachdem er und Terence eine Weile schweigend nebeneinander hergelaufen sind.

„Interessant, wann wird das Stück denn aufgeführt? Ich würde mir das wirklich ungern entgehen lassen. Ginny kommt bestimmt auch mit."

Während Pietro nun hin und weg über Terence' Interesse gar nicht mehr aufhören kann von dem Stück zu erzählen, vergräbt Terence sich immer tiefer in düsteren Gedanken. Vor nicht einmal zwei Stunden hat er einen Anruf von Drogenbob erhalten. Sein Boss macht ihm Druck. Er verbrachte schon viel zu viel Zeit mit dem selben Auftrag und er hatte bis jetzt keine Anstalten gemacht, ihn wirklich zu erfüllen. Und je länger er wartete, so hatte Terence festgestellt, desto weniger wollte er das Begonnene zu Ende bringen. Seine Professionalität und Vernunft pflegten sich regelmäßig zu verabschieden, sobald er Ginny sah. Die schwarzhaarige Schönheit hatte ihn völlig verzaubert. Er wollte sie nicht verletzen und das würde er zweifelsohne tun, wenn er ihren Vater umlegte. Aber wie könnte er sich dem Befehl seines Bosses widersetzen? Drogenbob war niemand, den man mit Leichtigkeit bescheißen konnte. Er muss seinen Auftrag ausführen. Oder... nein. Da kommt Terence eine Idee. Wenn er Pietro nur anschießen würde, so dass dieser es problemlos überleben würde, dann würde er Ginny nicht allzu sehr verletzen und Drogenbob könnte ihm kaum etwas vorwerfen. Er habe es ja versucht, könnte er sagen, eben nur nicht getroffen.

„...schon als Kind liebte Pietro das Theater. Bist du auch-"

„Sieh mal, Pietro, dort ist ein kleines Antiquariat. Wenn du willst, kannst du einen kurzen Abstecher dort rein machen und ich gehe derweil ein Klo suchen", unterbricht Terence Pietro.

„Fabelhafte Idee, junger Luke. Pietro wird gar nicht bemerken, dass du weg bist. Vielleicht findet er ein altes Exemplar von ‚Stolz und Vorurteil'. Das fehlt Pietro noch in seiner Sammlung..." Terence hört nicht weiter zu, sondern entfernt sich so weit von Pietro bis er um eine Straßenecke biegt. Jetzt, oder nie, sagt er sich.

Terence zieht seine Waffe, während er beobachtet, wie Pietro auf das Antiquariat zugeht. Er zielt und schießt, ohne lange zu zögern. Pietro fällt zu Boden und schreit. Terence wirft seine Waffe in den Laderaum eines parkenden Kleinlasters, der wohl gerade beladen wird. Dann rennt er zurück zu Pietro und kniet sich über ihn.

„Pietro? Pietro! Kannst du mich hören? Ich rufe einen Krankenwagen." Terence kramt sein Handy aus der Jackentasche und wählt den Notruf.

Fino alla FineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt