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C e l e s i a

«Celesia schön dich wieder zu sehen Süße.»
Dass alleine Umut's Stimme dafür sorgt, dass sich eine Gänsehaut über mich breit macht, lässt mich daran erinnern, wie enorm groß meine Angst vor ihm ist.

Ohne es zu wollen, wird mein Druck um seine Hand intensiver, weil ich Angst habe.
Angst, dass all die Erinnerungen und die Vergangenheit mich erneut einholen.
Sie haben dafür gesorgt, dass ich mein Leben zerstört habe und das ist ihnen immer noch nicht bewusst.

«Guten Tag alle zusammen.», bringe ich mit ein wenig Mut raus, weil ich mich nicht weiter demütigen möchte vor Kalen - meinem Verlobten.
Ich lasse seine Hand los und löse ihn von dem Leid und der Demütigung.

Ich zwinge mir ein Lächeln auf und sehe vereinzelnd in die Augen der Menschen, die ich nie wieder sehen wollte.
Bei dem Anblick fangen meine Hände an zu zittern und am Liebsten würde ich seine Hand erneut ergreifen, um eine Stütze zu haben.

Ich bin erneut hier an diesem Ort und mit diesem Menschen. Nichts hat sich geändert. Sie werden mein Leben wieder zur Hölle machen.

«Wieso so förmlich? Wir sind doch alte Freunde Cili.» Als Lilia sich um einige Schritte nähert und ihre Arme öffnet, steigt in mir die Panik und ich trete sofort einen Schritt zurück. Ich kann nicht.
Ich habe Angst, dass sie mir wieder etwas antut.

Das Brennen in meiner Kehle nimmt zu und die immer beständige Reue erhöht sich um ein Vielfaches.

Seit den letzten Monaten, die ich bei ihm bin, würdigt Kalen mich nicht mit seinem Blick und sieht mir nicht in die Augen. Er hat auch kaum mit mir geredet.

Ich bekomme Mut, als ich meine Sehnsucht ein wenig stillen kann, weil er seinen Kopf zu mir dreht und mir in die Augen sieht.
Er sieht mir in die Augen.
Mein Kalen.

«Ich beiß dich schon nicht.» Sie lacht falsch auf und zerstört den kurzen Moment, den ich genossen habe.
Er sieht mich nicht mehr an.
«Komm he-» Ich trete erneut einen Schritt zurück und versuche meine Tränen unter Kontrolle zu haben.
Ich kann einfach nicht.
Ich habe Angst, dass sie mich verletzten und mir weh tun.
Sie haben es bei jeder Möglichkeit getan und werden es wieder tun.
Ich will nicht die Schwache vor seinen Augen sein.

Als sie ihre Hand nach mir ausstreckt, wird sie ganz plötzlich von Kalen festgehalten.
In der selben Sekunde sehe ich zu ihm und er zu ihr. Sein Blick so fern von Emotionen und standhaft mit purer Leere.
Genau wie er mich ansieht.
In seinen Augen bin ich nicht anders, als sie und alle anderen.

Ich bin Celesia, die nur eine weitere Last ist.
Ich bin immer eine Last gewesen.
Für alle.
Meine Eltern haben meine Lage nicht länger ausgehalten und haben mich hergegeben an seine Eltern, die nicht an sein Überleben glauben und ihn loswerden wollen. Er sei unvernünftig. Durch diese Verlobung hätten die Eltern keinerlei Verantwortung mehr gegenüber ihn gehabt.
Wir sind beide ungewollte Kinder gewesen und sind es immer noch.
Nur besitzt er alles über mich und ich nichts über ihn.

«Es reicht.»
Das Kratzige seiner Stimme lässt meine kleinen Härchen aufstehen.

«Cele.» Er deutet mit einen Kopfnicken, dass wir uns hinsetzen sollen.
Mein Herzschlag setzt für einige Momente aus, als ich realisiere, wie er mich genannt hat.
Cele.
Cele, die damals seine Freundin gewesen ist.

Statt mir einen blöden Kosenamen zu geben, hat er es bevorzugt Kitsch-fern und neutral zu bleiben, also nannte er mich Cele.
Als ich glücklich mit ihm war und wir uns gegenseitig stützten.

Während mich alle aus meinem alten Jahrgang beobachten, bleibt er in seiner Ruhelage, derweil meine Hände anfangen sich zu wärmen und feucht zu werden.
Ich hätte das Treffen absagen sollen.

𝐈𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐈𝐧𝐧𝐨𝐜𝐞𝐧𝐜𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt