2 - Verliebt?

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Den gesamten Tag blieb mir ihre Stimme im Kopf, ihr Duft in der Nase und ihr generelles Auftreten im Sinn. Wie benebelt lag ich zuhause auf dem Sofa. Ich hörte zwar wie man mit mir sprach, aber ich war viel zu sehr damit beschäftigt an Myra zu denken, als das ich auch nur einen Gedanken verschwenden könnte meiner Mutter oder einem meiner Brüder zuzuhören.

Ich verbrachte viel lieber Zeit damit an ihre  hellbraunen Haare zu denken, an ihre blasse Haut die leichte Sommersprossen zeigte, an ihre süße kleine Stupsnase oder doch lieber die blauen Augen die wie das offene Meer waren in denen man sich nur verlieren konnte?

Oder war es doch einfach ihre verschlossene ruhige Art, die irgendwas verbarg was sie um keinen Preis zeigen wollte?

Das nächste was ich spürte war eines der Sofakissen in meinem Gesicht, empört und erschrocken blickte ich auf in Adriens Gesicht, der mich frech angrinste. „Du sabberst ja schon fast, brüderchen. Das kann man sich ja nicht mit ansehen, also, um welches Mädchen handelt es sich?", kurzerhand schob er meine Beine von der Couch und setzte sich hin. Ich seufzte bloß kurz, blieb aber still.

Die beiden dürften niemals erfahren, dass ich Interesse zeigte an irgendwem, denn sonst-

Mama! Aiden ist verliebt!", trällerte Adrien und kassierte dafür das Kissen in sein Gesicht, denn genau das wollte ich vermeiden. Sofort kam meine Mutter ins Wohnzimmer gestürmt, rannte auf mich zu und zog mich in ihre Arme. „Endlich, wenigstens einer meiner Söhne ist vernünftig und bemerkt was Liebe ist und das er verliebt ist! Gott hat meine Gebete erhört und wenigstens einen meiner Söhne normal werden lassen! Oh, lieber Gott, danke!", gab sie sofort von sich und lies mich bloß aufseufzen. „Mama, ich bin nicht-", fing ich an und hörte ihr trauriges aufatmen. „Aiden, bitte enttäusch mich jetzt nicht. Ich brauche einen vernünftigen Sohn und bei Adrian und Adrien habe ich versagt und bei Amias kann ich das doch sowieso vergessen!", mittlerweile schüttelte sie meine Schultern.

Fragt nicht wie ich diesen Abend überlebt hatte, aber irgendwie hatte ich es doch in mein Zimmer geschafft und war später ins Bett gefallen. Ich war nicht verliebt, höchstens hatte ich Interesse an ihr. Das war ja wohl ein bedeutender Unterschied.

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Überglücklich lief ich am nächsten Morgen in die Küche und setzte mich zu meiner Familie an den Tisch. Verwirrt schauten mich alle an, als ich mir summend den Teller vollhaute und genüsslich begann zu essen. Ich ignorierte dies aber gekonnt und schwand in Gedanken zu dem mysteriösen Mädchen das mir erst gestern so den Kopf besetzte und das obwohl sie seit Jahren auf meiner Schule war.

Geht es dir gut, Brüderchen?", fragte mich Adrian während er seine Hand auf meine Stirn legte. „Ganz klarer Fall von verliebt.", fügte er hinzu und lies mich nur wieder angenervt ausatmen. Deutlich demotivierter aß ich weiter, musste aber sofort wieder grinsen als ich bemerkt hatte das heute Donnerstag war und somit hatte ich heute wieder Pädagogik und durch den Lehrerausfall fand mein Jahrgang und der Jahrgang über mir gemeinsam statt, demnach könnte ich Sie vielleicht sehen, wenn Sie auch Pädagogik hatte. Nur noch glücklicher beendete ich das Frühstück und lief in den Flur um meine Schuhe anzuziehen.

„Sag mal, wirst du krank?", fragte mich nun meine Mutter. „Aiden Davis! Sonst isst du morgen auch fast nie was und deine Lust ist mehr im Keller als ein U-Boot im Wasser!", meckerte sie und ich seufzte. „Ich bin nur glücklich, tschüss Mama.", dann küsste ich ihre Wange, schnappte meinen Rucksack und verschwand zur Schule.

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Sobald ich an der Schule ankam hatte ich das Gefühl die Mischung aus ihrem Deo und ihrem Parfum zu riechen und meine Laune hob sich nur noch mehr an.

Etwa zehn Minuten später gesellte sich Zach zu mir und während wir gemeinsam über den Mathe Unterricht sprachen, hörte ich irgendwann ihre Stimme. Sie redete mit Arella, glaub ich. Die beiden redeten so weit ich verstehen konnte über Arellas Freundin. Ja, ihr girlfriend. Süß, nicht?

Wieder einmal schaute ich genauestens zu Myra. Sie ertrank beinahe in dem Hoodie den sie trug, und dann dabei auch noch ihre schwarze Jogginghose. Dazu hatte sie ihre Haare zu einem Zopf gebunden. Es war alles einfach trotzdem so schön zum ansehen und damit vergaß ich Zach immer mehr. „Verdammt, Erde an Aiden Davis? Hallo? Jemand da?", Aufgebracht fuchtelte er mir vor den Augen rum und sorgte dafür das ich zu ihm schaute. „Lass uns reingehen. Ich will einen Sitzplatz."

Und schon liefen wir in das große Gebäude, zu unserem Raum und setzten uns.

Mit und mit füllte sich der Raum und auch die Schüler aus dem Jahrgang über mir versammelten sich im Raum. Die Lehrerin wartete bis zum richtigen Beginn der Stunde und fing dann an die Anwesenheit durchzugehen. Irgendwann hörte ich ihren Namen, dabei hatte ich sie gar nicht reinkommen sehen. „Myra Ramirez?", fragte Mrs Brown in die Runde und hinten ertönte ein leises „hier..", welches von ihr stammte. Ramirez also. Spanisch. Ob sie wohl trotz dessen sie so blass war aus Spanien kam? Oder Argentinien? Mexiko? Wäre alles super interessant. Alles war besser als unser kleines Plano, ein Vorort von Dallas in Texas.

Und jetzt stellt euch bitte kein Country World Texas vor, denn so sah es hier nicht aus. Es war zwar ländlicher, aber dazu kam das hier abgesehen von den ganzen Altbauten auch einfach so viel Geschichte war, die einfach kaum interessant war. Also klar, wer sich für sowas interessiert fand auch die Geschichte von Plano interessant, aber dazu zählte ich nunmal eben nicht.

Da ich keinen Unterricht mit fast sechzig Schülern machen kann, hab ich mit der Schulleitung abgesprochen das für die nächsten drei Monate nur Projektarbeiten laufen werden. Ich habe bereits die Schüler und Schülerinnen zusammen gemischt, jeder aus der Elften wird mit jemandem aus der zwölften zusammen arbeiten und jeweils ein Projekt über die Familiären und Sozialen Zustände des jeweils anderen machen. Ihr werdet euch dadurch zuhause besuchen, gemeinsam Dinge unternehmen müssen und lernt euch dadurch alle super kennen und könnt tolle end Ergebnisse liefern. Und nun zu den verschiedenen Gruppen-..", ich hörte für einen Moment nicht mehr zu. Ich bekam also jemanden zugeteilt für drei Monate und wir lernten praktisch jedes Detail voneinander kennen? Wie interessant!

Myra Ramirez, Aiden Davis."

Mein Herz blieb stehen. Hatte ich mich verhört? War das Schicksal? Oh danke lieber Gott, ich hatte noch gar nicht gebetet und dann hörte ich direkt so etwas. Das war doch absolut traumhaft! Schnell schaute ich zu ihr, blickte in ihr verunsichertes Gesicht.

Was verheimlichst du nur?

Zachary Harris und Arella Myers.", schnappte ich wieder auf und musste einfach leise lachen. „Viel Glück.", schmunzelte ich und er atmete auf. Er konnte dieser Arella wirklich gar nichts abgewinnen. Er fand sie arrogant und viel zu aufmüpfig. Das konnte ja nur lustig werden.

Und nachdem Mrs Brown die Stunde damit verbrachte einzelne Fragen zu beantworten entließ sie uns zehn Minuten früher in unsere Pause. Schnell holte ich auf als ich sah wie Myra aus dem Raum flüchtete. „Myra!", rief ich, rannte auf sie zu und griff ihr Handgelenk, welches sie ruckartig wegzog. „Was ist?", sie blieb stehen und drehte sich zu mir. Ihre Augen leuchteten nicht mehr so wie gestern. Was war los? Was hatte sie? Was bedrückte die kleine mystische Myra? „Wegen dem Projekt, sollten wir bald anfangen? Du könntest ja mal-, nein das geht nicht. Kann ich heute oder morgen mit zu dir?", fragte ich sie und lies sie nur aufseufzen. „Ich schreib meinem Vater. Ich sag dir nachher Bescheid, okay?", zögernd blickte sie mich an und ich nickte nur, dann lies sie mich tatsächlich auch schon stehen und mein kleines Herz hüpfte einmal ganz aufgeregt.

Und als dann in der Mittagspause auch noch ihre Zusage kam, spielte ich fast verrückt. In den letzten zwei Stunden war ich so aufgeregt das ich das Gefühl hatte ich würde durchdrehen und diese 90 Minuten würden niemals enden.

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20.05.22

Das Schreiben macht so Spaß :(

Mystic Myra - Are you ready to find out the truth?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt