Ich drehte den Schlüssel um und die Haustür schwankte auf. Langsam trat ich ins Haus ein und schloss vorsichtig die Tür. Ein ekelhafter Gestank stieg mir in die Nase. Mein Blick schaute in Richtung Küche, wo das Geschirr sich im Spülbecken stapelte und noch Essensreste, von vor ein paar Tagen, auf der Arbeitsplatte verstreut lagen. Durch das kleine Fenster, das in der Wand zwischen unserem Wohnzimmer und unserer Küche lag, sah ich wie er auf dem Sofa schlief. Mein Vater. Neben ihm auf dem Couchtisch standen mindestens drei leere Bierflasche und eine volle. Ich entließ einen tiefen Seufzer und lief schnell aber immer noch leise die Treppe hoch, die zu den Schlafzimmern führte. Die Holztreppe, die nicht sehr neu war, knarzte unter jedem meiner Schritte. Immer noch ruhig, aber schnell, öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer, ging hinein, und schloss sie wieder behutsam. Ich atmete tief aus, um mich zu beruhigen, und lehnte mich an der Tür an. Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder fassen konnte. So ging es jetzt schon jeden Tag für vier Jahre, seit meine Mutter uns, von einem Tag auf den anderen, verlassen hat. Sie ließ keinen Zettel da, sie rief uns nicht mehr an, nichts. Natürlich habe ich versucht herauszufinden, wieso meine Mama einfach verschwand, doch wie erwartet habe ich nichts gefunden. Ich war erst 10 und wenn die eigene Mutter sich einfach so in Luft auflöst, kann es, für ein Kind, ziemlich schwer zu verarbeiten sein. Für ungefähr 5 Monate habe ich, aus Traurigkeit und wegen den vielen Gedanken, die in meinem Gehirn rumschwirrten, fast nichts mehr gegessen und hab deswegen auch einmal das Bewusstsein verloren. Mein Bruder war zu der Zeit 12 und hat mir, aber am meisten sich selbst, versprochen, dass er immer auf mich aufpassen wird, egal was passiert. Vor allem hat er das versprochen, da mein Vater es nicht mehr getan hat. Seine einzige Lösung, die für ihn möglich war, ist Alkohol. Er verlor seinen Job, da er entweder betrunken zur Arbeit kam oder gar nicht. Eine neue Arbeitsstelle hat er noch nicht einmal gesucht und somit schwammen wir in Geldschulden. Jacob-mein Bruder- hat sich, als er 14 geworden ist, einen festen Arbeitsplatz besorgt und arbeitet jetzt als Kellner im Restaurant „le monde". Er muss die ganzen Kosten bezahlen, die wir haben, doch um das alles zu bezahlen reicht nicht nur ein kleiner Kellnerjob, deshalb habe ich ein paar freie Jobstellen gesucht- noch habe ich nichts gefunden.
Ich streifte meine Schultasche von der Schulter, und ließ sie leicht auf den Boden fallen. Trotz der Situation zu Hause, von der bis jetzt noch niemand erfahren hatte, war ich eine sehr gute und vor allem ehrgeizige Schülerin. Gerade als ich aus der Tasche mein Heft rausholen wollte, klopfte es an meiner Zimmertür. Ich zuckte ein wenig zusammen, da ich immer noch vertieft in meinen Gedanken war. Ohne, dass ich eine Antwort von mir gab, trat Jacob in mein Zimmer ein. „Hi."

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life,love,drugs
Novela JuvenilSie war ein Mädchen mit einem wunderschönen Lächeln. Er war nur ihr großer Bruder, der sie beschützte, egal was passierte. Doch wusste sie, dass er sein Versprechen mal brechen würde? TW: !Diese Geschichte enthält Drogen und Gewalt!