Kapitel 7

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pov Liv

Als ich nachhause komme, sitzt Mila im Wohnzimmer. Ihre Haare hängen so vor ihrem Gesicht, dass ich es nicht sehen kann. Mein Gefühl aber, und Rudis tröstende Pfote auf ihrem Bein, lassen mich vermuten, dass es ihr schlecht geht.

»Babe? Hey. Was ist passiert?« Ich setzte mich neben sie und lege meine Hand auf ihren freien Oberschenkel.

Nicht wie sonst freut sich Rudi über mein Eintreffen, seine volle Aufmerksamkeit liegt bei Mila.

Er ist das perfekte Beispiel dafür, dass Hunde besser sind als Menschen.
Sie können einen ohne Worte verstehen. Diese Gabe besitze ich leider nicht.

»Warum hast du mich dazu überredet ihn zu sehen?« Ihre Stimme zittert.
»Ich will ihn nicht in meinem Leben und das weist du eigentlich auch.«
Den letzten Teil schreit sie fast.

Ich zucke zusammen, genauso wie Rudi. Aber wir bleiben sitzen.

»Du bist schuld, dass er mich wieder an alles erinnert hat.«

Jetzt klingt sie nur traurig, leise und klein. Das Gegenteil von allem, was sie ausmacht. Es bricht mir das Herz.

Ich stehe auf und gehe in die Küche. Der Kühlschrank ist leer und auch unser Vorrat an Schokolade und anderen Unzähligen Süßigkeiten ist aufgebraucht.

»Ich komm gleich wieder.« sage ich in das Wohnzimmer aber wahrscheinlich mehr zu mir selbst.

Der kurze Weg zu Edeka, eine Straße weiter und der darauffolgende Einkauf, fühlt sich viel länger an, als er sonst.

Es ist erst vier Uhr aber die Kassen sind leer, was mir nur recht ist.

Diesmal begrüßt Rudi mich.
Er erinnert mich manchmal so dermaßen an Hans, dass ich Angst bekomme. Mit dem schwarzen,  kurzen Fell, der Körpergröße und den riesigen Pfoten mag er äußerlich ein Doberbull (mein Name für seine Mischung) sein aber seine Augen sind die von meinem Hans.

Selbst jetzt, wo er mich fast umwirft, erinnert er mich an den gutmütigen Hund.

»Liv?«

Mila sitzt jetzt aufrechter auf dem Sofa. Die verweinten Augen, mit der verschmierten Mascara und dem Vogelnest auf ihrem Kopf ist so echt. Ich liebe es sie in alle Facetten zu sehen.

»Tut mir leid. Ich war nur kurz beim Supermarkt, weil wir nichts mehr da hatten.«
Antwortete ich.

»Es tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien. Du bist nicht schuld. Ich... Es war kein gutes Treffen. Ich bin nicht sauer auf dich.«

Ich nicke. Ich mache ihr keine Vorwürfe. Niemals.

»Komm wir gucken jetzt "Fluch der Karibik".« Sage ich dann lächelnd.

Sie lacht kurz, wahrscheinlich in Gedanken an unsere erste Übernachtung.

Ich setzte mich neben sie und schütte meine Tasche über den Couchtisch aus. All ihre und meine Lieblingssachen liegen gut verstreut vor uns.

»Achso und für dich habe ich natürlich auch was.«

Ich hole den riesigen Knochen heraus und sofort wird er von Rudi in Beschlag genommen. Seine tapsigen Schritte auf dem alten Holzfußboden muss man noch drei Stockwerke unter uns hören. Der Gedanke lässt mich schmunzeln.

Der Film hat angefangen, Jack Sparrow läuft grade in den Hafen ein, da fragt Mila »Wie lief die Klausur?«

Ich zucke mit den Schultern »Wird schon. Ich war ein bisschen Abgelenkt aber ich glaube schlecht ist es nicht.«

Sie drückt meine Hand »Du wirst eine gute Psycholgin.«

»Ich weis nicht. Manchmal wünschte ich, ich würde was anders studieren.«

Im Augenwinkel sehe ich wie sie den Kopf schüttelt.
»Ich weis wie gut du mit Menschen bist. Du wirst das hinbekommen! Versprich mir nur, dass wenn es wirklich nichts für dich ist, du das tun wirst, was du möchtest. Mir egal ob du später Fotografin, Therapeutin, oder Bankkauffrau wirst. Wichtig ist, dass du glücklich bist.«

»Ich will Menschen helfen. Mehr nicht.«

»Du hilfst schon und du wirst es auch weiterhin. Ok?«

Ich nicke. Dann ist es eine Weile leise zwischen uns.
Ich weis, dass sie nachdenkt, auch das ihr Vater etwas mit ihrem Zusammenbruch zu tun hat.
Ich weis, dass sie es nie überwunden hat, wie er sie und ihre Mutter behandelt hat und das es manchmal immer noch über sie kommt.

Mein schlechtes gewissen, dass ich sie dazu genötigt habe, sich mit ihm zu treffen, nagt an mir.

Aber ich kann nichts tun, außer bei ihr zu sein und versuchen das richtige zu tun.

Heute ein kleineres Kapitel. Tut mir leid, ist ein bisschen langweil aber die nächsten werden wieder bisschen spannender:)

Girlfriends [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt