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Maris

"Mars, beeil dich Mal!", schrie ich meinen Zwillingsbruder an. Dieser reagierte wie üblich auf meine energischen Ausbrüche mit einem Augenrollen. "Wenn wir später kommen wird keiner sterben und vor allem Maris hast du vielleicht auf die Uhr geschaut? Es ist 8 Uhr morgens. In den Sommerferien", entfuhr es meinem Bruder in einer unbeschreiblichen Gelassenheit, welche mich oftmals in den Wahnsinn trieb.

Dummerweise hatte er mit seiner Aussage Recht. Ich war schon immer ein absoluter Morgenmensch gewesen während Mars lieber lange schlief. "Okay tut mir leid", sagte ich schließlich. Mit unseren Freunden Suki und Archie waren wir erst um 10 Uhr verabredet. Da heute der erste Ferientag war, war mein Biorhythmus und mein Zeitgefühl noch etwas komisch.

Also ging ich ins Esszimmer um mich nochmal zu unseren Eltern an den Frühstückstisch zu setzten. " Na ihr seid für den ersten Ferientag schon sehr früh wach", begrüßte uns Papa mit einem Grinsen. Auch wir schon seit 15 Jahren in London lebten, hörte man bei meinem Vater immer noch etwas seine italienische Herkunft heraus. Das Gleiche galt auch für unsere Mutter, welche gebürtige Lettin war. Durch die unterschiedlichen Herkunftsländer unserer Eltern sahen Mars und ich auch etwas anders aus. Wir hatten beide graue Augen mit bernsteinfarben Wirbeln und das ganze Jahr über gebräunte Haut. Wir waren auch beiden sehr klein und schlank. Unsere feinen Gesichtszüge hatten wir von unserer Mutter, unsere vollen Lippen von unserem Vater. Sowohl meine Haare als auch Mars Haare waren hellbraun - eine Mischung der Haarfarben unserer Eltern. Meine Haare fielen - wenn ich sie Mal offen trug- in großen, dichten Wellen über meine Schulter bis zur Mitte meines Rückens. Da mir meine Haare aber meistens den letzten Nerv raubten, trug ich oftmals einen Dutt, welcher einem Vogelnest glich. Im Gegensatz zu mir trug Mars seine schulterlangen Haare gerne offen.

Nachdem wir uns ab den Tisch gesetzt hatten, nahm ich mir eine Scheibe Brot welche ich dick mit Erdnussbutter bestrich. Mars, welcher Erdnussbutter verabscheute, nahm sich einen Apfel und biss genüsslich ein Stück ab.

"Maris, Schatz binde doch bitte deine Haare zusammen", sagte plötzlich unsere Mutter. Ich schaute irritiert auf. Meine Haare waren wie üblich zu einem Dutt zusammen geknotet. Auf meinen verwirrten Blick hin müsste mein Vater lachen. "Lydi, mein Liebling ich glaube du hast unsere Kinder etwas verwirrt", meinte dieser lachend. Mars hieß mit auch mit Zweitnamen Maris, da es sich dabei um einen unisex Namen handelte, der auch einiges an Bedeutung in unserer Familie hatte. Durch die Aussage meines Vaters müsste meine Mutter auch unwillkürlich lachen. " Entschuldigt bitte. Ich meine Marcello Maris Salvatore und Maris Mariella Salvatore", sagte unsere Mutter immernoch lachend.

"Mama, du sollst mich doch nicht Maris nennen", knurrte Mars und machte sich mit einem finsteren Gesicht einen Pferdeschwanz. Sein Zweitname war das Einzige, was ihn wirklich in Rage brachte. Heute war er aber aufgrund des mir verschuldeten Schlafmangels besonders grantig. " Tut mir leid Marcello, aber in meiner Heimat ist Maris nunmal ein gewöhnlicher Männername", sagte unsere Mutter und spielte damit auf ihr Heimatland Lettland an. Mars rollte mit den Augen und widmete sich wieder seinem Apfel.

" Okay ihr zwei wir müssen jetzt los", verkündete schließlich unser Vater. Er selbst musste in die Uni, wo er Astrophysik und Informatik lehrte und Mama musste in ihre neurologische Praxis. Nachdem sich unsere Eltern verabschiedet hatten, räumten Mars und ich den Tisch auf. "Was machen wir jetzt?", fragte ich Mars als wir fertig aufgeräumt hatten. "Ich gehe nochmal schlafen", sagte er gähnend.

Während Mars sich nochmal schlafen legte, ging ich ebenfalls in mein Zimmer. Es war mittelgroß und die Wände waren dunkelblau gestrichen. Neben Bett, Schrank und Schreibtisch verfügte mein Zimmer noch über zahlreiche Bücherregale und verschiedene Sessel. Ich liebte Bücher und lesen wirklich abgottisch. Das war auch einer der Gründe warum ich auch Professorin für Literaturwissenschaft werden wollte. Ich nahm mir eine Ausgabe von Stolz und Vorurteil, setzte mich in meinen Lieblingssessel am Fenster und begann zu lesen.

Nachdem ich lang genug gelesen hatte, weckte ich Mars um zu Archie zu gehen. Mars bräuchte wie üblich viel zu lange um sich fertig zu machen, letztendlich schafften wir es aber doch rechtzeitig los. Wir schnappten uns unsere Skateboards und fuhren los.



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