03; the woman in beige

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Vor mir sitzt eine adrett gekleidete Frau, ich schätze sie in meinem Alter, obwohl es bekanntlicherweise unhöflich ist, das Alter einer Frau erraten zu wollen. Doch wann bin ich schon höflich?

Mein Kopf fühlt sich immer noch leicht an, mir ist ein wenig schwindelig und obwohl ich mich gesetzt habe, stelle ich meine Füße zur Sicherheit in breitem Abstand auf den Boden, um das Wackeln zu verringern. ›Ein bisschen wie auf einem Schiff im Meer‹, denke ich und kann mich nur zusammenreißen, weil ich genau in das toternste Gesicht meines Managers schaue. Leise dudelt Musik aus dem Radio durch den Raum.

»Also, warum bin ich hier?«, frage ich besser gelaunt klingend als ich es bin, um die angespannte Stimmung zu lockern und lasse mich ein wenig im Sessel zurückfallen, um durch lässige Gesten der Situation ihren Zwang zu nehmen. Es funktioniert nicht.

»Das ist Miss Choi, Hoseok«, stellt mein Manager vor. Ich betrachte sie, womöglich etwas ungenierter als ich es ohne den Alkoholeinfluss tun würde, und erwidere: »Freut mich. Jung Hoseok, aber das wissen Sie vermutlich schon.«

Ich bekomme einen eisigen Blick zurück. Innerlich zucke ich zusammen, äußerlich lächele ich immer noch mein perfektes Zahnpastawerbung-Lächeln, welches ich sonst für die Paparazzi zur Schau stelle. Meine Mundwinkel schmerzen ein wenig, eigentlich will ich nach Hause, doch nun muss ich hier sitzen und dieser aufgetakelten Tussi Interesse an ihrem Anliegen vorheucheln.

Mein Manager räuspert sich. »Sie ist hier, um- Nun ja, erklären Sie am besten selbst, weswegen Sie hier sind«, fährt er mit belegter Stimme fort. Fast verlegen klingt er, und ich ziehe die Augenbrauen zusammen bei seinem seltsamen Gebaren. Er druckst doch sonst nicht so herum, wenn es um die Arbeit geht.

»Nun«, näselt sie drauf los und ich weiß schon jetzt, dass sie keine sehr angenehme Gesprächspartnerin sein kann. Im Grunde wundert mich das nicht. Allein ihr Aussehen spielt nicht in meiner Sympathien-Liga.

Sie trägt Beige. Eigentlich genug der Beschreibung, um festzustellen, dass sie absolut keinen Geschmack hat. Ihr Jackett soll schick aussehen, doch es hat die Farbe eines schlammbesudelten Ferkels.

Die schwarzen Haare hat sie hochgesteckt, die Frisur lässt ihr sowieso schon schmales Gesicht nur noch zierlicher wirken. Sie ist hübsch, doch ihre Kleider gehen gar nicht. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu betrunken um ihren Style zu verstehen.

»Ich wäre nicht erschienen, wenn Sie nicht darauf bestanden hätten, Herr Kang«, sie nickt meinem Manager zu, der ziemlich betreten zu mir blickt, als täte es ihm leid das ich nun hier sitzen muss, »aber um es Ihnen kurz zu fassen«, jetzt blickt sie mir direkt in die Seele mit ihren eisigen Augen, »Ich bin wegen Ihrem Sohn hier.«

Ich fange an zu lachen, als ich das höre. Ich kann nicht anders. Dies ist eine andere Stufe an lächerlichen Gesprächen, die ich schon miterleben musste. Das hier ist ein Witz.

»Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?«, frage ich glucksend und versuche, nicht allzu viel Amüsierung hindurchscheinen zu lassen, während ich darauf warte, dass aus irgendeiner Ecke viele Menschen springen und »Reingelegt!« schreien.

»Hören Sie, ich weiß nicht wie Sie darauf kommen, aber ich habe keinen Sohn«, erkläre ich, nachdem ich mich wieder ein wenig beruhigt habe. Diese Frau ist verrückt. Oder falsch informiert. Das muss ein Trick sein, ein ausgedachtes Szenario, welches irgendeine Reaktion aus mir herauslocken soll, über die sich die Presse dann das Maul zerreißen kann. Ich lächele erneut gezwungen und will nichts mehr, als das sie endlich verschwindet.

Sie sieht nicht amüsiert aus, kein Stück, und auch mein Manager wirkt, als wäre an der Sache mehr dran als ich denke. Beide sehen sie aus, als hätten sie in eine saure Zitrone gebissen.

𝗯𝗶𝗹𝗹𝗶𝗲 𝗷𝗲𝗮𝗻 | jung hoseokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt