Die Dielen des Laminatbodens quietschen ein bisschen, als mein Manager auf die schwarze Couch meines Apartments zuläuft. Das machen sie allerdings nicht, weil mein Manager eine so gewaltige Figur hat, unter meinem Gewicht knarzen sie auch, und ich bin inzwischen nicht mehr als eine Kerze auf der Torte - ziemlich mickrig eben.
Es ist, als hätte ich meinen Manager nie richtig gesehen. Angeschaut sehr wohl, ich kenne sein Aussehen, wie ich das meiner Familie kenne (vermutlich sogar besser als das meiner Familie), doch ich sehe ihn zum ersten Mal richtig.
Vorher ist mir nie aufgefallen, für wie selbstverständlich ich seine Präsenz, und noch mehr seine Unterstützung genommen habe. Er war einfach immer da, doch seit neustem ist er die einzige Person, die mir Mut zuspricht und mir Hoffnung gibt.
Er war für mich die Person, die mich davon abhielt, ein Eis zu essen, wenn ich Lust darauf hatte, einer, der hinter der Company arbeitet, einer, der mich auch nur als »J-Hope« sieht. Doch ich muss zugeben, ich habe mich geirrt. Wenn er mir früher wie eine Einschränkung vorkam, ist er jetzt die einzige Sicht auf Freiheit, die ich noch habe.
Ich weiß, er wird da sein wenn ich J-Hope spiele und er wird an meiner Seite bleiben wenn ich beschließen sollte, den echten Hoseok auf die Bühne zu bringen.
Leer fühle ich mich seit der Autofahrt nicht mehr. Stattdessen geistern mir die Fragen wie Fliegen durch den Kopf, und ich will sie stellen. Doch noch schweige ich, als mein Manager mir das Sektglas mit Sprudel füllt.
Seine gebräunte Haut quillt etwas unter einem goldenen Ring hervor, der sich an seinem Ehefinger befindet. Ich frage mich, ob er wohl eine Frau hat. Das ist der Moment in dem mir auffällt, wie wenig ich eigentlich über ihn weiß.
»Danke«, murmele ich und schaue ihm ins Gesicht, wie um seine Reaktion zu sehen. Bin ich früher freundlich zu ihm gewesen? Ich kann mich nicht daran erinnern.
Seine Mundwinkel heben sich, als sich sein Mund zu einem kleinen Lächeln verzieht. Auf seinem runden Gesicht sieht es herzlich aus, doch vielleicht liegt es auch an den Lachfalten, welche sich um seine Augen herum bilden.
Schließlich schenkt er sich selbst ebenfalls Sprudel ein (ich habe darauf bestanden, dass er zum Trinken bleiben darf, wenn er mich davon abhält, Alkohol zu mir zu nehmen) und lässt sich schließlich neben mich auf die Couch fallen.
Er ist ein stattlicher Mann und er überragt mich selbst im Sitzen noch um einige Zentimeter. Ich realisiere, das ich mich gerade zum ersten Mal seit langem wieder wohl in der Gegenwart eines Menschen fühle. Und doch kann ich es nicht lassen, mir immer wieder diese eine Frage zu stellen.
»Warum verteidigst du mich?«, frage ich in die Stille des Raumes hinein, bevor ich groß darüber nachdenken kann. Doch ausnahmsweise macht es mir weniger aus als gedacht, so gerade heraus zu sein.
Er zögert eine Weile, bevor er schließlich antwortet: »Weil ich dich kenne, Hobi. Zumindest glaube ich, dass zu tun.«
Ich muss auflachen, es klingt fast heiser, bevor ich mich traue zu sagen: »Du kennst mich vermutlich besser als viele andere. Immerhin hast du mich über fünf Jahre lang ertragen. Vier davon war ich berühmt, in dem davor habe ich trainiert. Ich war bestimmt unausstehlich«, gebe ich zu was ich schon lange befürchte. Ich habe so vieles falsch gemacht, und nun bereue ich.
»Manchmal«, gibt er zu und kann das Lächeln nicht ganz aus seinem Gesicht verbannen. »Aber ist das nicht jeder mal? Du standest und stehst unter enormen Druck, kein Wunder wenn du dann zickig wirst. Ich glaube dein Problem liegt einfach darin, dass du dich selbst nicht so toll findest und deswegen nur darauf wartest, dass es deinen Mitmenschen ähnlich geht, wenn sie über dich nachdenken. Deswegen verzeihst du dir deine Fehler nicht, Hoseok, deswegen gestehst du dir nicht ein, das es normal ist, Schwächen zu haben.«
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𝗯𝗶𝗹𝗹𝗶𝗲 𝗷𝗲𝗮𝗻 | jung hoseok
Fanfic»Billie Jean is not my lover she's just a girl who claims I am the one.« Jung Hoseok war ein Arschloch vom Feinsten. Und auch wenn er heute bestreitet, dass dieses Kapitel seines Lebens je existiert hat - die Vergangenheit holt einen immer wieder ei...