Kapitel 7

441 50 5
                                    

Das Wesen schien die Interesse an ihm nicht verloren zu haben, denn der nächtliche Besuch bei Minho war nicht sein einziges Auftreten. In der Mittagspause, die Minho immer im Schulgarten verbrachte, weil hier kaum jemand je her kam, besuchte es den brünetten Schüler erneut. Minho fühlte sich nach wie vor nicht gut und war immer noch so müde und kraftlos, die undefinierbare Flüssigkeit des Wesens in seiner Blutbahn bleibend. Er wollte aber nicht einfach so Zuhause bleiben, denn er hatte immer noch Angst das Wesen in seinem Zimmer vorzufinden. Seine Angst war unbegründet, denn es verfolgte ihn bis in die Schule.

Minho sah das Wesen in seinem Augenwinkel auf ihn zu laufen. Auf allen Vieren huschte es zu ihm und gurgelte vor sich hin. Es sprang auf die Gartenhütte, breitete dabei seinen Flügel aus, bevor es elegant auf dem Dach landete. Das Wesen schien ihn nicht angreifen zu wollen. Vielleicht wollte es aber einfach nur ein bisschen mit seinem Opfer spielen, damit es die Angst schmecken konnte, die sein Fleisch durchzog.

Das Wesen beugte sich so weit vor, dass es Minho aufmerksam musterte und weiter dieses seltsame Geräusche von sich gab. Minho wandte den Blick von ihm ab, spürte aber die grellen Augen auf ihn ruhen. „Wieso...wieso tauchst du überall auf...?", wimmerte Minho. Er musste weg von hier, sonst würde er noch sterben, deswegen rannte er aus dem Schulgarten raus. Das beschuppte Wesen sprang vom Hüttendach runter und nahm die Verfolgung auf. Es knurrte leicht, schnaubte faulige Luft. Minho konnte es riechen. Das Wesen war ihm dicht auf die Fersen. Der Schüler war so auf seine Flucht fokussiert, dass er den Ast vor ihm nicht sah. Er stolperte. Sofort knickte sein Fuß unter ihm ein und er fiel ihn. Er schloss die Augen, bereitete sich vor, lebendig zerrissen zu werden, doch nichts passierte. Kein fauliger Speichel, der ihn bedeckte, keine Schmerzen, wenn seine Haut aufratschte. Einfach nichts. Langsam öffnete Minho die Augen. Das Wesen war weg. Als würde es nicht existiert haben. Es ist sicher abgehauen und erfreute sich in seinem Versteck, dass es Minho so große Angst gemacht hat. Es spielte eindeutig mit ihm.

Und die nächsten Tage tat es nichts anderes als das. Minho sah es oft in seinem Augenwinkel aufblitzen, spürte sogar die Krallen seinen Körper berührend und das Wesen über ihn, wenn er nachts aufwachte. Das Wesen war ständig bei ihm, beobachtete ihn wie eine Beute und Minho bekam jedes Mal eiskalte Gänsehaut. Er fühlte sich nirgendwo mehr sicher, konnte sich nirgendwo verstecken, denn das Wesen fand ihn immer und begrüßte ihn mit diesen grellen Augen und seinen fauligen Atem. Jedes Mal, wenn er es vor ihm sah, dann fragte sich Minho, wann es zuschlagen wird und seine weißen Krallen in ihn rammen würde, um sein Fleisch zu fressen. Diese Ungewissheit lies ihn ihn Panikzustände leben. Auch der kränklicher Zustand, den er seit der einen Nacht behielt, flaute nicht ab. Es wurde nicht besser, sondern lies ihn weiter ganz schummrig bleiben wie ein Dauerzustand.

Minho hielt es nicht mehr aus. Er musste etwas gegen dieses Wesen unternehmen. Auch wenn es bedeutet, es zu töten. Wenn es nicht mehr lebte, würde es sein Leben nicht mehr terrorisieren können. Der Schüler wusste nicht wie welche Schwachstellen das Wesen besaß und ob es überhaupt welches besaß. Für ihn sah es unverletzlich aus. Würde er doch nur mehr von dem Wesen wissen, dann wüsste er es wie er ihm schaden konnte. Er las sein Bestarienbuch durch, um eine ähnliche Kreatur wie das Wesen zu finden aber nichts von den unzähligen Fabelwesen in seinem Buch glich seinem persönlichen Alptraum. Es war viel zu einzigartig. Und so fing Minho an eine neue Seite über das Wesen anzufertigen. Da er kein Bild von ihm hatte, versuchte er es zu zeichnen. Alleine das Aufrufen des Wesen in seinem Kopf bereitete ihn Unbehagen. Dann schrieb er alles auf, was er von ihm wusste. Dass es eine seltsame Flüssigkeit besaß, welches einen schummrige Flüssigkeit besaß, dass es sein Opfer gerne terrorisierte und dass es gerne Sex hatte. Nach dem Eintragen recherchierte er verschiedene Tötungsmöglichkeiten von Fabelwesen. Die meisten konnte er nicht machen und so entschied er sich für ein einfaches Messer. Es konnte vielen Lebewesen hier großen Schaden anrichten und vielleicht konnte er damit das Wesen töten oder zumindest mal verwunden. Wenn er sein beschuppter Körper so stark verletzte, würde das Wesen an seinen Wunden verenden. Zur Sicherheit würde er ihm den Kopf abtrennen, denn viele Fabelwesen starben erst dadurch.

Minho packte sein Campingzeugs am nächsten Wochenende zusammen. Vor seinen Eltern hatte er auf heilen fröhlichen Schüler gemacht, damit sie nicht sahen, wie schrecklich es ihm in Wahrheit ging. Sie würden ihn niemals glauben, dass er täglich von eine blassrosa, beflügelten Kreatur besucht wird. Kam noch dazu, dass sie Minhos Leidenschaft nicht tolerierten, sie würden ihn sofort zu einem Psychiater schicken, sollte er ein Wort von dem Monster erzählen. Er konnte es allgemein niemand sagen und das Wesen besuchte ihn nur dann, wenn er alleine war und keine Menschenseele weit und breit zu sehen war, als ob es wusste, dass man es sonst sehen würde. Es wollte nur, dass es Minho sieht.

Damit Minho nicht nach Hilfe rufen konnte.

Hannie (Minsung FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt