⇴18/stay

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{Jungkook}

Der Sex, der mich und Jimin wieder verband, war schöner, gefühlvoller, ernster als die Male davor mit anderen. Niemand kann mir die Gefühle geben, die er jede Sekunde in mir auslöst. Und das egal wann, egal wie und egal wo. Wenn er mich ansieht, wenn er mich berührt, wenn er nur in meiner Gegenwart ist.

Ich liebe ihn. Ich liebe diesen Menschen über alles auf dieser Welt. Ich weiß, ich sagte das jetzt schon etliche Male, doch ich bin so vernarrt in ihn, weshalb ich es sicher noch öfter von mir geben werde. Jedoch nicht gegenüber ihm. Ich muss es für mich behalten. Vorerst. Wenn ich es ihm sage, könnte ich auch genauso schnell fallengelassen werden, wie ich ihn wieder lieben konnte. Dieses Risiko ist mir zu hoch.

Ich habe nämlich keine Ahnung, was er dabei fühlte. Er war sichtlich angetrunken und tat es auch aus Leichtsinnigkeit, da bin ich mir sicher. Aber es kann nicht nur einmalig gewesen sein. Es kann nicht nur ein irrelevanter One-Night-Stand für ihn gewesen sein.
Dafür liebten wir uns zu sehr. All die Geschehnisse zwischen uns müssten ihn doch sicherlich wieder eingeholt haben. Er müsste etwas Besonderes verspürt haben. Nostalgie?

Meine Wenigkeit wurde bei diesem Akt in eine neue, aber bekannte Welt befördert. Sein Geruch entspricht demselben wie dem damals. Nur sein Körper hat sich verändert. Er wirkt athletischer, seine Körperform kommt nun mehr zum Ausdruck.
Sein Haar verwunderte mich ebenfalls. Schon als ich ihn das erste Mal wieder in der Bibliothek sah. Vor allem als er auf mir saß, schwitzte und sich seine bunten Strähnen aus der Stirn strich.
Ich werde diesen Anblick wohl nie vergessen. Nie.
Sicher werde ich diese Erinnerung auch für private Dinge nutzen.

Nun liegen wir hier. Nackt. Bestimmt schon eine Stunde. Sein Kopf und seine Brust verweilen seither auf meiner Brust, während mein Arm um seinen Rücken geschlungen ist.
Sein kühler Atem streicht stetig meinen Bauch.

Wir sehen uns nicht an. Ich starre an die Decke, er ins Zimmer. Wir wissen nicht, was wir sagen sollen. Wir sind stumm.
Kein Thema wagt sich in meine Gedanken, kein Wort auf meine Lippen. In der Stille liegt dafür zu viel Spannung. Zu viel Intimität, die nicht ausgesprochen werden darf. Als wäre sie etwas Unerreichbares.

Im Moment ist es mir gleich, was Jimin über mich und unseren Sex denkt. Ob er es bereut oder immer noch träumerisch genießt. Das Einzige, auf was ich mich nun konzentriere, ist seine Nähe. Seine Haut auf meiner, sein Geist wieder bei mir.
Wie ich ihn vermisst habe. So, so sehr.

„Jungkook ...", flüstert er plötzlich.
„J-Ja?" Intuitiv fange ich an seinen Rücken zu streicheln.
„Nimmst du mich mit zu dir?"
Mir stockt der Atem. Das Kribbeln, welches mir die Hoffnung auf einen Neuanfang gibt, breitet sich in Sekundenschnelle in mir aus.
„Wenn das okay f-für dich ist", murmle ich. Den Kopf dreht er nun zu mir. Seine Augen sind gefüllt mit Gelassenheit. Lieblich sieht er mich an.
„Sonst hätte ich ja nicht gefragt, oder?" Ein kleinliches Kichern entkommt ihm. Schmunzelnd mustere ich seine wunderschönen Gesichtszüge.

„Na dann", sage ich und setze mich auf, weshalb er gezwungen ist, es ebenfalls zu tun.
Im Schneidersitz sitzend streckt er sich und lässt darauf seinen Nacken knacksen. Grinsend rutsche ich von hinten näher an ihn, lege meine Hände um seine Taille, worauf er überrascht zusammenzuckt, und beginne, innige, lange Küsse auf seiner Schulter zu verteilen. Summend legt er seinen Kopf in den Nacken und umschließt darauf meine Hände mit seinen.

Ich weiß nicht, ob ich das positiv deuten soll. Er gibt sich mir hin. Er scheint es wie damals zu genießen. Doch ist das wirklich so?
Schließlich sagte er mir, als wir Schluss machten, er hätte sich jedes Mal ausgenutzt gefühlt. Ich möchte ihm das nicht wieder antun. Ich will kein Monster mehr sein.

Als ich mich von ihm löse, richtet er seinen Kopf in meine Richtung und sieht mich an. Mein Blick trifft seine Lippen, ich möchte ihn küssen.
Will er es auch?

Langsam beuge ich mich vor, dabei immer wieder auf seine Lippen sehend. Er bewegt sich nicht.
„Wir sollten uns anziehen", wispert er, kurz bevor ich uns erneut zu einem Kuss verbunden hätte.
Zögernd nicke ich und wende mich von ihm ab.

Meinen Körper putzten wir mit den Tücher ab, die auf dem Nachtkästchen standen. Trotzdem fühle ich mich schmutzig.

Ohne ein Wort zu sagen, ziehen wir uns um. Ob er sich extra für mich heute in Schwarz angezogen hat?
Wahrscheinlich nur ein abschweifender Gedanke von mir.

Als wir fertig sind, sehen wir kurz einander an.
„Können wir?", frage ich, wonach er nickt.
Irgendwie ist es plötzlich unangenehm zwischen uns.
Wortlos gehen wir aus dem schwülen Zimmer. Die Musik umhüllt mich wieder, da ich sie vorher kaum wahrgenommen habe. Eine Hand legt sich vorsichtig um meinen Oberarm. Ein Blick auf die Seite bestätigt mir, dass es Jimin ist. Jedoch blickt er nur auf den Weg vor sich, anstatt den Augenkontakt zu erwidern.

Kurz seufze ich und bahne uns danach einen Weg durch die Menschenmasse hinaus ins Freie. Die kühle, nächtliche Luft dringt sogleich in meine Lunge und tränkt meine Haut in Kälte.
Nun lässt Jimin von mir ab.
„Ha-Hast du ein Auto?", fragt er, doch sieht mich immer noch nicht an.
„Ja", antworte ich ihm. Mit dem Finger zeige ich auf einen Oldtimer. Einen Plymouth Andere in Beige. Meine Mutter und ihr Freund kauften mir diesen als Geschenk dafür, dass ich meinen Führerschein bestanden habe, obwohl ich des Öfteren Fehlstunden und jedes Mal mit dem Fahrlehrer gestritten hatte.

„D-Das ist dein Wagen?", fragt er mich verblüfft. „Wie konntet ihr euch das leisten?"
Stimmt. Er weiß noch nichts von dem Tod meines Vaters ...

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Oh, he's dead?

Let's talk about YOU&ME ⇴ {𝐣𝐣𝐤~𝐩𝐣𝐦}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt