Nach dem Frühstück machen wir uns gleich auf den Weg in den Wald. Es ist tatsächlich gar nicht so einfach die Wölfe zusammenzutreiben und dann eine magische Barriere zu errichten, ohne zu sehr in ihren natürlichen Lebensraum einzugreifen. Aber die Zusammenarbeit mit Gellert läuft wesentlich besser als erwartet. Wir verstehen uns ohne viele Worte und ergänzen uns gut. Das war schon damals so, aber ich hätte nicht gedacht dass wir nach so langer Zeit immer noch perfekt harmonieren. „Danke, dass du mitgekommen bist. Ich fand den Tag tatsächlich sehr schön mit dir." Gellerts Worte überraschen mich. Er hat den Tag mit mir genossen obwohl wir die ganze Zeit im Wald rumgerannt sind. Er ist normalerweise überhaupt kein Naturmensch. Und auch, dass er so offen über seine Gefühle spricht, kommt sehr selten vor. Leider macht mich dieses Verhalten sofort misstrauisch. Seine Fähigkeiten der Manipulation habe ich schließlich oft genug miterlebt. Aber da ich keine Ahnung habe, was Gellert damit erreichen will, belasse ich es einfach dabei: „Das kann ich nur zurückgeben. Aber sollten wir nicht langsam zurück? Es gibt doch bald Abendessen, oder?" Gellert nickt nur und gemeinsam machen wir uns auf den Weg ins Schloss. Vor dem Essen verschwinde ich noch kurz in mein Zimmer um mich umzuziehen. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich nervös. Meine Ankunft gestern Abend hat keiner mitbekommen - außer vielleicht Vinda Rosié - und auch heute Morgen sind wir extra spät zum Frühstück gegangen, damit ich nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Aber jetzt muss ich mich Gellerts Anhängern stellen. Um kurz vor sieben klopft es an meiner Tür. Als ich öffne überrascht mich Katherina. „Gellert hat mich gebeten Sie abzuholen, denn wenn Sie alleine beim Abendessen aufkreuzen, könnten Sie durchaus Probleme mit ein paar übereifrigen Anhängern bekommen." Mir ist bewusst, dass Katherina das sehr diplomatisch ausgedrückt hat. Immerhin bin ich hier Erzfeind Nummer 1. Weswegen ich Gellert umso dankbarer bin, dass er exakt seine Tochter schickt um mich zum Essen zu begleiten. Er hatte vorhin erwähnt, dass er noch etwas Wichtiger erledigen muss und es bei ihm deshalb wohl etwas knapp, werden könnte.
Als wir im Speisesaal ankommen, deutet Katherina auf den Platz zwischen sich und Gellerts Platz am Ende des Tisches. Ich sitze gegenüber von Rosié, die mir im Gegensatz zu allen anderen keine Todesdrohungen mit den Augen übermittelt. Und die Frau mit den rotblonden, kinnlangen Haaren lächelt mich sogar an. Trotzdem fällt es mir schwer die Blicke der anderen zu ignorieren und die wenigen Minuten, die es dauert bis Gellert endlich hier auftaucht fühlen sie an wie Stunden.
Endlich betritt Gellert den Raum. Augenblicklich liegen alle Augen auf ihm. Er erklärt in einer kleinen Zusammenfassung meiner Situation warum ich hier bin. „Dumbledore wird unsere Pläne in keiner Weise beeinflussen. Er ist ein Gast genau wie Katherina und Lina." Anschließend erscheint das Abendessen auf dem Tellern. Ich bin ein bisschen Enttäuscht, dass er mich mit Nachnamen genannt hat. Diese Vertrautheit will er vor seinen Anhängern nicht zugeben. „Was habe ich erwartet?", rüge ich mich selbst. „Soll er mir gleich ein Liebesgeständnis machen? Ich muss endlich damit abschließen!", denke ich bitter und widme mich endlich meinem Essen. Es schmeckt zwar gut, aber irgendwie ist mir der Appetit vergangen.Zeitsprung: zwei Woche später
POV: KatherinaDumbledore hat sich relativ gut im Schloss eingelebt. Gellerts Anhänger sind ihm gegenüber zwar immer noch misstrauisch, lassen ihn aber in Ruhe. Er verbringt viel Zeit in der Bücherei oder im Garten. Und er verbringt viel Zeit mit Gellert. Nach dem Frühstück machen sie oft noch einen Spaziergang durch den Wald, bevor Gellert in seinem Büro verschwindet.
Lina und ich machen uns nach dem Frühstück auf dem Weg in die Bibliothek. Ich habe gestern ein altes Tagebuch von Gellert bekommen. Es ist eine Art Sammlung von Zaubern die er selbst erfunden hat, aber sehr unter Verschluss hält und die somit nicht in offiziellen Büchern zu finden sind. Lina und ich wollen uns die Zauber mal anschauen und ausprobieren. Wir kuscheln uns in eine Ecke des großen lichtdurchfluteten Raums und schlagen das Buch auf. Es ist so faszinierend zu sehen wie viele Zauber er tatsächlich erfunden hat und was man alles damit machen kann. Die meisten sind natürlich dunkle Zauber. Mit dunkler Magie kann man einfach viel mächtigere Zauber hervorbringen und viel einfacher Zauber generell verändern und auch kombinieren. „Mit dem Zauber kann man fliegen!", platzt es plötzlich aus Lina heraus als sie die nächste Seite umblättert. Das erweckt auch meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wir lesen und genau durch wie dieser besenlose Flug funktionieren soll. Es klingt gar nicht so kompliziert aber Gellert schreibt selbst, dass es ein bisschen Übung bedarf auch ohne Besen nur mit Gedankenkraft zu steuern. Aber vor allem soll es anstrengend sein und eine hohe Konzentration benötigen überhaupt zu schweben. „Wollen wir das gleich ausprobieren?", frage ich hoffnungsvoll. Ich war noch nie ein Fan von Besen. Die sind mir zu wackelig. Aber das Gefühl vom Fliegen ist trotzdem unglaublich. Lina nickt begeistert und keine Minute später treten wir aus dem Schloss in den Garten und rennen direkt in Dumbledore. „Tut mir Leid, wir haben Sie nicht gesehen.", entschuldige ich mich höflich und will dann eigentlich mit Lina weitergehen, doch Dumbledores Blick fällt auf das kleine, dunkelrote Notizbuch in meiner Hand. „Das sind Gellerts Aufzeichnungen!" Das Entsetzen in seiner Stimme lässt mich deutlich zusammenzucken. Ich verstehe auch nicht ganz wo sein Problem liegt. „Ja." Mehr sage ich erstmal nicht dazu, weil ich auch gar nicht wüsste was. „Woher haben Sie das?" Dumbledore hat seine Überraschung überwunden. Jetzt schwingt Zorn in seiner Stimme mit. „Was hat dieser Typ eigentlich für Probleme?" Linas Worte sind nicht lauter als ein Flüstern. Sie hat zusätzlich noch auf Deutsch gesprochen und war mit dem Mund dicht an mein Ohr gekommen. Etwas lauter und jetzt wieder auf Englisch fügt sie an Dumbledore gerichtet hinzu: „Wir haben es von Gellert. Er hat es Kathi gegeben, damit wir ein paar Zauber ausprobieren können." Eigentlich dachte ich es würde ihn beruhigen, zu wissen, dass wir das Büchlein nicht gestohlen haben oder sonst was aber das Gegenteil scheint der Fall zu sei. Dumbledores Gesichtszüge verhärten sich noch weiter: „Warum um alles in der Welt wollen Sie seine Zauber lernen? Das ist tiefschwarze Magie." Seine Stimme ist leicht erhoben. Nicht laut, nur bestimmt und irgendwie auch bedrohlich. So habe ich Dumbledore noch nie erlebt. Mich beeindruckt seine Art aber nicht. Ich habe einfach keine Lust mehr hier noch länger mit ihm zu diskutieren. Wir sind schließlich beide Erwachsen und können tun was immer wir wollen. Und noch viel Wichtiger. Wir sind ihm absolut keine Rechenschaft schuldig. „Weil es interessant ist! Ich kann mir ja schließlich auch ein Messer nehmen und jemanden erstechen. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich es auch tun würde. Nur weil ich schwarze Magie spannend finde und gut beherrsche, setze ich sie doch nicht gegen andere Menschen ein! Schönen Tag noch.", antworte ich schnippisch, greife nach Linas Hand und verschwinde mit ihr an unseren Lieblingsplatz am Ufer des Sees. Dort steht eine große Linde mit tief herabhängenden Zweigen unter denen man es sich richtig gemütlich machen kann.

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Grindeldore FF
FanfictionKatherina Petrowa lernt ihren Vater Gellert Grindelwald kennen und zieht nach ihrem Schulabschluss zu ihm nach Schloss Nurmengard. Dort begegnet sie auch Albus Dumbledore und erlebt live wie sich die Beziehung zwischen Grindelwald und Dumbledore ent...