Der Abendhimmel saß auf seinem Thron des Firmaments, sein Feuer, der Sonne gleich, er, der Spiegel der Farben des Himmels, unnahbar.
Er, der Herrschende, wusste.
Er wusste um die Beeren des Johannisbeerstrauches.
Um den nach Süden ziehenden Schwarm Zugvögel.
Um den Jungen in den letzten Strahlen des Lichts. Sein Anblick war für ihn ein wahrhaft ungeschliffener Diamant. Kontrolliert in seiner Art, doch nicht in seinen Emotionen. Der Blick, der sich auf den Abendhimmel richtete, ungebrochen, ein loderndes Feuer, dessen verglühende Kohlen, die Seele des Abendhimmels zum Klingen brachte.
Der Abendhimmel wusste, zerstört würde dieses Kind der Erde, ein wahres Meisterwerk sein. Doch das Feuer, hinter den grünen Augen des Jungen mit dem Rabenfederhaar, brannte, mit der Kraft von tausend Sonnen, in seiner Netzhaut, doch konnte er nicht weggesehen, zu gebannt war er von dieser Darbietung von Kraft, ungezügelt.
Und er fasste einen Entschluss.
Er würde von seinen himmlischen Gefilden herabsteigen für diesen Menschen, diesen Jungen, der es vermochte, seine Seele mit einer Euphorie zu füllen, die Knochen zerbrechen ließ.
Möge die Welt unter seinen Schritten erzittern, denn der Abendhimmel, das Zwielicht der Welt, hatte den Teil seines Selbst gefunden, der ihn abartig faszinierte.
Die Mutter war abwesend gewesen, als dieser Junge geschaffen wurde, für den sie untergehen würde, denn das war der Preis, den dieses bemitleidenswerte Geschöpf für dieses Missgeschick, diesen Fehler zahlen musste. Bedauerlich.
Die grünen Saphire, die der Mutter so ähnelten, blickten unerschrocken zu ihm herauf, während alles in Flammen aufging.
Ein Lächeln, das Mägen sich umdrehen ließen, verzerrte das Gesicht des Abendhimmels. Die Begeisterung für die Zerstörung, die sich in den vorhergegangenen Jahrhunderten gelegt hatte, mit einem Wimpernschlag so präsent, wie der Herzschlag des sterbenden Vogels auf den schmelzenden Dachziegeln. Die Freude, die durch seine Adern strömte, tief erregend. Es verzerrte ihn.
Das beinahe-noch Kind, vor seiner imposanten Gestalt, mit den Füßen im schlammigen Boden versunken, der Schnee auf des Berges Antlitz, ekelhaft funkelnd, den verlöschenden Gedanken der verbrennenden Menschen gleich. Ein herausfordernder Funke glühte in seinen rubinroten Augen, die Tod und Verderben versprachen.
Der Junge mit dem Rabenfederhaar nahm seine Hand, er quetschte sie ein, eine zermatschte, kaum wieder erkennbare Masse aus ihr machend. Er schritt voran, die Überreste der Hand des Rabenfederkopfes an der Hand klebend und der Junge folgte im Gleichschritt. Sein langer Anhänger, der Mond kniete vor dem Abendhimmel nieder, eiskalter Atem entwich der gebeugten Seele.
"Meister"
Unaufgefordert, versorgte der Gehilfe die gewollte Verletzung, der Anstoß auf ein perfides Spiel, genauso falsch wie die Jagd einer Maus auf eine Katze. Und doch so anstößig schön.
Die langen Wimpern der Schatten, des Rabenfederkopfes trafen sich und stießen auseinander. Der Chor der Verschwindenen, ein unwürdiger Klang, für das plötzliche Fehlen des Abendhimmels, nur der Mond blieb. Der Diener würde den Rabenfederkopf stärken, ihn lehren, ihn auf das wahre, tödliche Spiel seines Meisters vorbereiten.
Und er würde es sehnlichst erwarten, genau wie sein Junge mit dem Rabenfederhaar dessen Zellen in hochspanniger Sehnsucht vibrierten und ihm beinahe die Luft zum Atmen nahmen.
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Karasu no umō to yūgata no sora - Rabenfederhaar und Abendhimmel
القصة القصيرةEin Mini-OneShot, entstanden im Unterricht, mit vorgegebenen Wörtern und einer verstauchten rechten Hand. Viel Spaß beim Lesen!